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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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hatte Arnulf ihn bereits gepackt und umarmte ihn, als wollte er ihn zerquetschen. »Schon gut, mein Sohn. Es war nur ein Scherz.«
    Er ließ ihn los und schob mit dem Fuß einen Stuhl zu Lacan hin, der sich darauf niederließ. Dann ging er wieder zu seinem Platz zurück. Unterwegs polterte er gegen eine ausrangierte Kommode, die umfiel und Schubladen voll von bunten Steinen ausspuckte.
    »Tausend Höllen Gotors«, fluchte der Kanzler. »Kann man hier keinen Schritt gehen, ohne etwas umzuschmeißen? Du solltest deinem Verwalter ein paar Diener gönnen, Junge, die mal richtig Ordnung schaffen.«
    »So weit kommt’s noch«, brummelte Valdar. »Ungeschickte Finger, die meine Schriften durcheinanderbringen.«
    Arnulf setzte sich Lacan gegenüber und legte die Füße auf den Tisch. »Was ich hier mache? Die Räume haben eine Hintertreppe, die man vom Hof aus nicht sehen kann. Es muss nicht jeder wissen, dass ich hier bin.«
    »Warum seid Ihr hier?«, fragte Lacan.
    Arnulf grinste. »Warum wohl? Ich will mir doch das Fest in meiner eigenen Stadt nicht entgehen lassen!«
    »Vater.« Lacan holte Luft. »Was habt Ihr vor?«
    »Du freust dich nicht über meinen Besuch.« Arnulf setzte eine traurige Miene auf. »Kann ein Vater nicht einmal mit seinem Sohn das Fest des Lebens besuchen?«
    Lacan schüttelte den Kopf.
    Arnulf schnaubte. »Aber du hast recht. Kein guter Zeitpunkt. Und ich will dich nicht in Verlegenheit bringen. Wenn du gemeinsam mit mir in der Stadt gesehen wirst, dürfte das deinem Ansehen bei ein paar Nachbarn erheblich schaden.«
    Lacan zuckte zusammen. Er fragte sich, ob sein Vater etwas über sein Zusammentreffen mit Nessa wusste. Wie lange war er schon hier? Was hatte Valdar ihm berichtet?
    »Seid Ihr allein hier?«, fragte er. »Ihr wollt doch wohl nicht wirklich in die Stadt? Wisst Ihr, wie sehr sich die Menschen in Meerbergen freuen würden, wenn sie Euch zu fassen bekämen?«
    »Das gilt es zu vermeiden. Darum bin ich zu dir gekommen. Kannst du mich unbemerkt in die Stadt bringen?«
    »Was wollt Ihr dort?«, fragte Lacan. »Ihr werdet nicht weit kommen.«
    »Meerbergen feiert das Fest der Masken«, sagte Arnulf. »Wer sollte mich da erkennen? Außerdem habe ich Freunde dort.«
    »So?«, fragte Lacan. »Seit fünfzehn Jahren versucht Ihr, die Stadt unter Eure Herrschaft zu bringen. Was für Unterstützer mit Einfluss mögen Euch da noch geblieben sein?«
    »Die neue Äbtissin des Stifts von Meerbergen«, erwiderte Arnulf.
    Lacan schnappte nach Luft. »Ausgeschlossen.«
    »Und doch ist es wahr. Wir hatten ein paar geheime Verhandlungen in den letzten Monaten, und sie ist interessiert.Sie wird mir die Schlüssel von Meerbergen übergeben. Ich muss nur noch in die Stadt, um das Geschäft perfekt zu machen.«
    »Was für ein Geschäft?«, fragte Lacan. »Was auch immer sie Euch verspricht, es kann nur eine Falle sein. Sie ist das geistliche Oberhaupt der Stadt und eine wichtige Persönlichkeit im Rat. Wenn Ihr Euer Amt als Graf wieder einnehmt, verliert sie alles. Sie hat keinen Grund, mit Euch zusammenzuarbeiten.«
    »So?« Arnulf grinste breit. »Wenn ich als Graf von Meerbergen endlich die Führung über meine Hauptstadt erlange und die Feilscher und Drechsler, die sich jetzt als Herren aufspielen, in die Unterwelt jage   … glaubst du, ich setze mich dann hier zur Ruhe und zähle die Handelsschiffe, die in meinem Hafen einlaufen?«
    »So in etwa«, erwiderte Lacan. »Das Geld, das sie in Eure Kassen tragen, dürfte Euch zupasskommen.«
    »Ich bin der Kanzler des Reiches. Mich erwartet Größeres als die Verwaltung einer kleinen Provinz. Und mit der Kirche hatte ich nie viel am Hut. Das weiß die Äbtissin genau.«
    »Eine gute Grundlage für ein Geschäft«, warf Lacan spöttisch ein.
    »Allerdings.« Arnulf nahm die Füße vom Tisch und beugte sich vor. »Du weißt, was der Kaiser in Horome gemacht hat? Er hat die geistlichen Aufgaben seines Amtes abgegeben und einen Metropoliten ernannt, der die kirchlichen Belange für ihn regelt. Dasselbe habe ich der Äbtissin angeboten. Ich will der weltliche Herr meiner Grafschaft sein, aber ihre Kirchen kann sie behalten. Jeder der Bauern hier bezeichnet sie bereits als Metropolitin. Ich kann ihr das Amt offiziell übertragen: mit kaiserlichem und königlichem Siegel.
    Mehr noch: Auch die weltlichen Angelegenheiten der Stadt wird ein Stellvertreter übernehmen müssen, wenn ichnicht da bin. Und wer sollte einen Grafen besser vertreten als jene Person, die schon

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