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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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den Schweiß von der Stirn.
    »Ihr redet entschieden zu viel, Herr Carelian«, sagte er.
    »Je mehr ich rede, umso weniger Fragen muss ich mir anhören«, erwiderte der Ritter fröhlich. »Habt Ihr es gemerkt, Kapitän? Er hat aufgeschrieben, was wir ihm erzählt haben, und wollte nicht einmal einen Blick auf die Ladung werfen.«
    »Warum sollte er, nachdem Ihr ihm alles erzählt habt? Ich halte es immer noch für keine gute Idee, dass wir unsere Fracht so offen hinausposaunen.«
    »Manchmal«, sagte Carelian, »ist Offenheit der beste Weg, um ein Geheimnis zu bewahren. Oder etwas in die Stadt zu schmuggeln. Unsere Geschichte ist gut, ein Land im Krieg braucht Waffen. Wenn wir sie allerdings unter einem Vorwand hineinschaffen, anstatt sie anzumelden, was meint Ihr, wie viel Misstrauen wir damit erregen würden?«
    Er hielt es nicht für nötig, dem Kapitän zu sagen, dass noch zwei weitere Schiffe mit einer ähnlichen Ladung und jeweils einer anderen Tarnung hierher unterwegs waren. Arnulf von Meerbergen ging kein Risiko ein. Selbst wenn eine seiner Bestellungen aufflog, würde der Rest für seine Zwecke genügen.
    Zu den bedeutsamen Feiertagen im Reich herrschte eine Friedenspflicht. Niemand rechnete zum Fest des Lebens ernsthaft mit einem Angriff. Dennoch würden die Wachen nicht schlafen, und der Kanzler konnte unmöglich so viele Bewaffnete nach Meerbergen schmuggeln oder auch nur in die Nähe der Stadt, wie er brauchte, um damit etwas auszurichten.
    Aber warum sollte er das versuchen, wo es doch um einiges einfacher war, große Menge von Männern als Besucher für die Festlichkeiten in die Stadt zu bringen, und ganze Schiffsladungen voller Waffen auf einem anderen Weg und vollkommen unverfänglich zu ihnen zu schaffen?
Gut Galdingen bei Meerbergen, am selben Tage
    »Valdar schickt mich, Herr«, sagte der Junge. »Er möchte mit Euch reden.«
    Der Stallbursche überbrachte ihm die Botschaft. Lacan sah nach draußen. Es war schon dunkel geworden. Valdar war zu einem gemeinsamen Abendessen im Hauptgebäude erschienen und hatte sich im Anschluss wieder zurückgezogen. Der alte Mann hatte gerade erst eine Erkältung überstanden und wollte früh zu Bett gehen.
    »Geht es ihm gut?«, fragte Lacan.
    Der Junge zuckte die Achseln. »Er ist zu mir rübergekommen«, sagte er.
    Lacan runzelte die Stirn. Warum kam Valdar nicht selbst, wenn er ohnehin zum benachbarten Stall gegangen war?
    Lacan erhob sich von seinem Sessel in der kleinen Stube. Auf dem Weg zur Tür griff er nach seinem Schwert. Er dachte an den Überfall im letzten Monat, der auch bei Valdars Scheune angefangen hatte. Zwar ging Lacan davon aus, dass seine »Fehde« mit Nessa von Erlingen erst einmal beigelegt war. Aber es gab andere Nachbarn, und man konnte ja nie wissen.
    Es war kühl auf dem Hof, doch seit einigen Tagen blieb es trocken. Das versprach eine angenehme Zeit für das Fest des Lebens.
    Lacan ging um die Scheune herum, in der Valdars Wohnung lag   – und erstarrte. Er hörte ein Pferd schnauben! Es stand irgendwo draußen in der Dunkelheit, im Schatten der Bäume, die das Gut umgaben.
    Lacan zog das Schwert und stürmte die Treppe hinauf. »Valdar!«, rief er. »Alles in Ordnung?«
    Er rannte durch die Diele. Im Hauptraum stieß er gegen ein Regal. Durch die Erschütterung fielen Bücher und Schachteln zu Boden. Lacan lief weiter durch den langen Raum, vorbei an einem umgekippten Schrank und über zerbrochene Flaschen hinweg. Er gelangte zu Valdars Wohnbereich.
    Der alte Mann saß an seinem Tisch, der mit Papieren und Phiolen und Tiegeln übersät war. Er drehte sich zu Lacan um. Ihm gegenüber hockte eine riesenhafte Gestalt, die sich erhob, als Lacan heranstürmte. Lacan ließ den Blick über dieGestalt wandern, die mit dem Kopf fast an die Decke stieß. Er sah das lange rote Haar und den fein gestutzten Vollbart, aber erst als der Riese den Mund öffnete und sprach, erkannte Lacan, wen er vor sich hatte.
    »Na, na.« Die dichten Brauen hoben sich schalkhaft. »Immer stürmisch voran. Das ist mein Sohn, will ich meinen.«
    »Vater!« Lacan trat keuchend an den Tisch. Er schob sein Schwert zurück in die Scheide. »Was macht Ihr hier in dieser Scheune?«
    Arnulf von Meerbergen grinste breit. Er ging um den Tisch herum und klopfte Lacan auf die Schulter, die noch schmerzte, nachdem er sie sich an dem Regal gestoßen hatte. »Also bitte, Herr Ritter. Ist das eine Begrüßung für seinen Grafen?«
    »Verzeiht   …«, murmelte Lacan, aber da

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