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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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Sonnenstunde an dem Abzweig zu meinem Gut.« Ganz gewiss wollte er sich nicht mit den Wagen bis zu ihrem Gut vorkämpfen.
    Nessa nickte. »Zur Sonnenstunde. Wenn Ihr allerdings glaubt, dass Ihr mich damit auf die Seite Eures Vaters locken könnt   …«
    Lacan lachte. »Mir fallen nicht einmal gute Argumente ein, mit denen ich das versuchen könnte.«
    Als sie vom Hof ritten, sagte Sobrun zu ihm: »Das war eine gute Idee, sie einzuladen, Herr. Sonst hätten wir bestimmt noch eine Plünderung erlebt, wenn sie sich für die Feiertage hätten ausstatten müssen.«

DIE TAGE DANACH, AUF DEM WEG NACH MEERBERGEN
    B evor sie die Stadt verließen, stattete Meris sie beide vollständig neu aus. Für sich besorgte sie die Kleidung einer Ritterdame, mehrere komplette Garderoben für die Reise und für die Festlichkeiten, die in Meerbergen auf sie warteten   – sie würden zum Fest des Lebens dort eintreffen. Dauras bekam eine einfache Tunika und einen groben Wollmantel mit Kapuze und sollte als ihr Knecht durchgehen.
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte er ungläubig und ließ den rauen Stoff durch seine Finger gleiten.
    »Jeder sollte die Rolle spielen, die er auch ausfüllen kann«, sagte sie. »Diese Aufmachung ist nicht weit entfernt von dem, was du bei unserer ersten Begegnung getragen hast.«
    »Keiner hätte mich je für einen Diener gehalten«, wandte Dauras ein.
    »Und keiner würde dich jetzt für einen Krieger halten, wenn er sieht, wie du dich einen Weg entlangtastest. Selbst als Knecht gibst du keine gute Figur ab. Aber ich kann sagen, du wärest halb blind und ich hätte dir aus Mitleid eine Stellung gegeben.«
    »Schön, dass du darüber scherzen kannst«, knurrte Dauras.
    Sogar ihre Stimme klang geziert, fand er. Sie sprach mit einem Dialekt, den er den östlichen Küstengebieten zugerechnet hätte. Sie wollte sich als Ritterin aus dem Städtebund ausgeben, hatte sie gesagt, und er musste zugeben, dass ihre Verwandlung überzeugend war.
    »Nun gut«, sagte er nach einer Weile. »Aber glaube nicht, dass ich wie ein Diener rede. Oder mir einen fremden Zungenschlag angewöhnen kann.«
    »Es wäre mir lieb, wenn du überhaupt wenig sagst.«
    »Willst du auch das Schwert tragen?« Er beäugte die lange Klinge, die sie besorgt hatte.
    »Das Schwert ist für dich, wenn es zum Kampf kommt«, erwiderte sie. »Aber tragen werde ich es. Die Lage im Süden ist angespannt. Sie rechnen mit Krieg und werden möglicherweise allen Fremden in der Stadt die Waffen abnehmen. Doch als Ritterdame kann ich deine Klinge an den Wachen vorbeibringen.«
    Meris kaufte Plätze auf einem kleinen Schiff, das sie in zwei Tagen bis hinab zu den Schaumpfaden bringen sollte. Dauras hatte den Eindruck, dass sie ihr ganzes verbliebenes Vermögen auf dieses Unternehmen setzte.
    Am ersten Tag hatten sie Rückenwind. Der Himmel war hell und klar, und Dauras tränten die Augen, wenn er versuchte zu sehen, wie die Dörfer am Ufer an ihm vorbeizogen. Doch die meiste Zeit döste er mit geschlossenen Lidern an Deck. Hinter den Kisten und Ballen, die der Schiffer außerdem transportierte, war er geschützt vor dem kalten Wind. Die Sonne wärmte ihm die Stirn und ließ seinen neuen Sinn in einem wolkigen Rot versinken.
    Meris weckte ihn, als sie die erste größere Stadt passierten.
    »Sir-en-Kreigen!«
    Dauras rappelte sich auf. Er stellte sich neben sie an die Reling und spähte zum Ufer. Er sah viele Farben: Grün und grelles Weiß und dazwischen Grau, mattes Blau, Rot. Menschen und Tiere bewegten sich entlang des Flusses. Manchmal glaubte Dauras, in dem Gewirr der Formen einzelne Gebäude auszumachen, aber nichts kam ihm vertraut vor.
    Ob er wohl bekannte Bauwerke auf dieselbe Weise sehen lernen konnte wie Gegenstände, indem er durch die Gassen seiner Kindheit ging, deren Form ertastete und seinemGeist beibrachte, wie die Muster vor seinen Augen zu deuten waren?
    »Sieht man den Tempel?«, fragte er.
    Meris schüttelte den Kopf. »Er liegt im Herzen der Stadt und ist nicht besonders hoch. Vom Fluss aus kann man nur den Tempel von Bponur erkennen, genau wie es sein soll!«
    Dauras sah zu, wie die Umrisse, die seine alte Heimatstadt ausmachten, zurückblieben und schließlich hinter einer Flussbiegung verschwanden.
    »Wir hätten an Land gehen sollen«, sagte er. »Ich hätte sehen können, wo ich herkomme.«
    »Hättest du dort Hilfe gefunden?«, fragte Meris. »Im Tempel des Schwertes, bei deinen früheren Mitbrüdern?«
    »Hilfe? Du meinst, ob wir

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