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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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seinen Sandalen schlüpfte und ins Haus ging. »Ich traf ihn im Dunkeln! Ich hatte keine Ahnung bis zum nächsten Morgen. Es ist nur eine flüchtige Ähnlichkeit.«
    »Nein, viel mehr als das«, sagte die Alte und führte mich hinein. »Er ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.« Der Mann folgte, er starrte mich an und presste dabei die Lippen zusammen, als hätte er gerade auf eine eingelegte Pflaume gebissen - als ahnte er, dass meinem Eintritt in dieses Haus nichts als Ärger folgen würde.
    »Jedenfalls habe ich ihn Takeo genannt«, sagte der Lord über die Schulter. »Heizt das Bad und sucht Kleidung für ihn.«
    Der alte Mann stöhnte überrascht auf.
    »Takeo!«, rief die Frau. »Aber wie heißt du wirklich?«
    Als ich nichts sagte, nur die Schultern zuckte und lächelte, schnauzte der Mann: »Er ist ein Schwachkopf!«
    »Nein, er spricht sehr wohl«, gab Lord Otori ungeduldig zurück. »Ich habe ihn sprechen hören. Aber er hat schreckliche Dinge gesehen, seither ist er verstummt. Wenn der Schock nachgelassen hat, wird er wieder reden.«
    »Natürlich wird er das.« Die Alte lächelte und nickte mir zu. »Komm mit Chiyo. Ich werde mich um dich kümmern.«
    »Vergeben Sie mir, Lord Shigeru«, sagte der Alte stur - ich nahm an, dass diese beiden den Lord seit seiner Kindheit kannten und ihn großgezogen hatten -, »aber was sind Ihre Pläne für den Jungen? Soll für ihn Arbeit in der Küche oder im Garten gefunden werden? Soll er eine Lehre machen? Hat er irgendwelche Fähigkeiten?«
    »Ich habe vor, ihn zu adoptieren«, antwortete Lord Otori. »Du kannst morgen das Verfahren einleiten, Ichiro.«
    Ein langes Schweigen folgte. Ichiro sah überrascht aus, aber er konnte nicht verblüffter sein als ich. Chiyo versuchte offenbar, nicht zu lächeln. Dann sprachen beide gleichzeitig. Sie murmelte eine Entschuldigung und ließ den Alten zuerst zu Wort kommen.
    »Das ist höchst unerwartet«, sagte er verärgert. »Hatten Sie das geplant, bevor Sie Ihre Reise angetreten haben?«
    »Nein, es hat sich zufällig so ergeben. Du weißt, wie traurig ich nach dem Tod meines Bruders war und wie ich auf Reisen Trost suchte. Ich habe diesen Jungen gefunden, und seither erscheint mir mein Kummer mit jedem Tag erträglicher.«
    Chiyo faltete die Hände. »Das Schicksal hat ihn gesandt. Sowie ich Sie sah, wusste ich, dass Sie verändert sind - geheilt in gewisser Weise. Natürlich kann keiner je Lord Takeshi ersetzen…«
    Takeshi! Lord Otori hatte mir also einen Namen wie den seines toten Bruders gegeben. Und er würde mich durch die Adoption in seine Familie aufnehmen. Die Verborgenen sprechen von der Wiedergeburt durch Wasser. Ich war durch das Schwert wiedergeboren worden.
    »Lord Shigeru, Sie machen einen schrecklichen Fehler«, sagte Ichiro barsch. »Der Junge ist ein Niemand, von niedriger Geburt… Was wird der Clan davon halten? Ihre Onkel werden es nie erlauben. Selbst darum zu ersuchen ist eine Beleidigung.«
    »Schau ihn an«, sagte Lord Otori. »Wer immer seine Eltern waren, jemand in seiner Vergangenheit war nicht von niedriger Geburt. Jedenfalls habe ich ihn vor den Tohan beschützt. Iida wollte, dass sie ihn töten. Nachdem ich sein Leben gerettet habe, gehört er mir, also muss ich ihn adoptieren. Um vor den Tohan sicher zu sein, braucht er den Schutz des Clans. Ich habe für ihn einen Mann getötet, möglicherweise zwei.«
    »Ein hoher Preis. Hoffen wir, dass er nicht noch höher wird«, murrte Ichiro. »Was hatte er getan, dass Iida auf ihn aufmerksam wurde?«
    »Er war zur falschen Zeit am falschen Ort, sonst nichts. Es ist nicht nötig, seine Geschichte zu erwähnen. Er kann ein ferner Verwandter meiner Mutter sein. Denke dir etwas aus.«
    »Die Tohan haben die Verborgenen verfolgt«, sagte Ichiro scharfsinnig. »Sagen Sie mir, dass er nicht einer von ihnen ist.«
    »Wenn er es war, ist er es nicht mehr«, antwortete Lord Otori seufzend. »Das alles ist Vergangenheit. Es hat keinen Sinn zu streiten, Ichiro. Ich habe mein Wort gegeben, diesen Jungen zu beschützen, und nichts wird mich von meinem Entschluss abbringen. Außerdem habe ich ihn lieb gewonnen.«
    »Das bringt nichts Gutes«, sagte Ichiro.
    Der alte Mann und der Jüngere sahen einander einen Moment lang an. Lord Otori machte eine ungeduldige Handbewegung, und Ichiro senkte die Augen und verbeugte sich widerwillig. Ich überlegte, wie nützlich es sein würde, ein Lord zu sein - zu wissen, dass man letzten Endes immer seinen Willen durchsetzt.
    Ein

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