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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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alles, was der Lord gemacht hatte, hob die Schale an die Lippen und trank die schaumige Flüssigkeit. Sie schmeckte bitter, doch sie machte mir den Kopf klar und beruhigte mich.
    So etwas hatten wir in Mino nie: Unser Tee wurde aus Zweigen und Bergkräutern gemacht.
    Ich wischte die Stelle ab, von der ich getrunken hatte, und gab die Schale mit einer linkischen Verbeugung Lady Maruyama zurück. Ich fürchtete, Lord Otori würde mein Ungeschick bemerken und sich meiner schämen, aber als ich ihn rasch anschaute, galt sein Blick nur der Dame.
    Sie trank dann selbst. Wir drei saßen schweigend da. Im Raum war ein Gefühl von etwas Heiligem, als hätten wir gerade am rituellen Mahl der Verborgenen teilgenommen. Mich überkam eine Welle der Sehnsucht nach meinem Heim, meiner Familie, meiner alten Umgebung, aber obwohl mir die Augen brannten, erlaubte ich mir nicht zu weinen. Ich würde lernen zu ertragen.
    In meiner Handfläche spürte ich noch den Druck von Lady Maruyamas Finger.

    Die Herberge war viel größer und luxuriöser als alle anderen, in denen wir bei unserer schnellen Reise durch die Berge übernachtet hatten, und was wir an diesem Abend aßen, war anders als alles, was ich je gekostet hatte. Es gab Aal in einer würzigen Soße und süßen Fisch aus den Bächen der Gegend, viele Portionen Reis, der weißer war als alles in Mino, wo wir nur dreimal im Jahr Reis aßen, wenn wir Glück hatten. Zum ersten Mal trank ich Reiswein. Lord Otori war in gehobener Stimmung - »schwebend«, wie meine Mutter zu sagen pflegte -, sein Schweigen, seine Trauer waren von ihm gewichen, und der Wein übte seinen fröhlichen Zauber auch auf mich aus.
    Als wir gegessen hatten, schickte mich Lord Otori zu Bett: Er wollte noch einen Spaziergang machen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Die Zimmermädchen kamen und breiteten die Betten aus. Ich legte mich nieder und horchte auf die Geräusche der Nacht. Der Aal oder der Wein hatten mich unruhig gemacht und ich konnte zu viel hören. Jeder ferne Lärm schreckte mich wieder auf. Von Zeit zu Zeit konnte ich die Hunde der Stadt bellen hören, einer fing an, die anderen stimmten ein. Nach einer Weile war mir, als würde ich die Stimme eines jeden erkennen. Ich dachte über Hunde nach, wie sie mit zuckenden Ohren schlafen und nur von gewissen Geräuschen gestört werden. Ich würde lernen müssen, wie sie zu sein, oder ich würde nie mehr schlafen können.
    Als ich die Tempelglocken um Mitternacht läuten hörte, stand ich auf und ging zum Abort. Das Geräusch meiner Pisse war wie ein Wasserfall. Ich goss mir am Brunnen im Hof Wasser über die Hände und blieb einen Augenblick horchend stehen.
    Es war eine stille, milde Nacht vor dem Vollmond des achten Monats. In der Herberge war es ruhig: Jeder lag im Bett und schlief. Frösche quakten am Fluss und in den Reisfeldern, ein- oder zweimal hörte ich eine Eule rufen. Als ich leise auf die Veranda trat, hörte ich Lord Otoris Stimme. Einen Augenblick dachte ich, er sei in unser Zimmer zurückgekehrt und rede mit mir, doch eine Frauenstimme antwortete ihm. Es war Lady Maruyama.
    Ich wusste, dass ich nicht lauschen sollte. Es war ein geflüstertes Gespräch, das niemand hören konnte außer mir. Ich ging ins Zimmer zurück, schob die Tür zu, legte mich auf die Matratze und entschloss mich einzuschlafen. Doch meine Ohren lauschten mit einer unbestreitbaren Sehnsucht, und jedes Wort fiel deutlich in sie hinein.
    Die beiden sprachen von ihrer Liebe zueinander, ihren wenigen Begegnungen, ihren Plänen für die Zukunft. Vieles von dem, was sie sagten, war vorsichtig und kurz, und vieles verstand ich nicht. Ich erfuhr, dass Lady Maruyama auf dem Weg in die Hauptstadt war, um ihre Tochter zu besuchen, und dass sie fürchtete, Iida würde wieder auf einer Heirat bestehen. Seine eigene Frau war krank, man rechnete mit ihrem Tod. Der einzige Sohn, den sie ihm geboren hatte, auch er leidend, war eine Enttäuschung für Iida.
    »Du wirst keinen anderen als mich heiraten«, flüsterte er, und sie antwortete: »Das ist mein einziger Wunsch. Das weißt du.« Dann schwor er ihr, nie eine andere Frau zu nehmen als sie und bei keiner anderen zu liegen, und er sprach von einer Strategie, die er hatte, aber nicht erklärte. Ich hörte meinen Namen und verstand, dass ich irgendwie damit zu tun haben sollte. Ich erkannte, dass es eine lange Feindschaft zwischen ihm und Iida gab, die bis zur Schlacht von Yaegahara zurückreichte.
    »Wir werden am selben Tag

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