Das Schwert - Thriller
ihre Hand in seiner, eine kleine Hand leicht wie Staub, und kam sich immer noch vor wie in einem Traum. Die bedrückenden Erinnerungen begannen zu verblassen.
Neben dem Grab der Königin Chentkaus, auf der anderen Seite des Aufwegs zur Pyramide des Chephren, trafen sie auf Dschamila und Georgina. Auch ihre Suche war ergebnislos geblieben. Bis jetzt hatte es noch aus keiner Richtung die Meldung gegeben, dass etwas Verdächtiges gefunden worden wäre.
Jack und Samiha machten sich wieder auf den Weg. Erfragte sich, ob Selim daran gedacht hatte, Metalldetektoren einzusetzen, andererseits – woher so viele Geräte so schnell beschaffen? Nach seiner Vermutung war der Zeitzünder der Bombe so eingestellt, dass sie hochging, sobald alle ihre Plätze eingenommen hatten und die Feierlichkeiten begannen. Die Zeit verflog rasend schnell. Anfangs hatte er alle fünf Minuten auf die Uhr geschaut. Jetzt zwang er sich, damit aufzuhören. Als er das nächste Mal nachschaute, war es 8.30 Uhr. Drüben im offiziellen Bereich wurden Stühle zurechtgerückt und Teppiche über den unebenen Boden gelegt. Die ersten Gäste trafen ein. Fernsehteams machten ihre Geräte einsatzbereit; Moderatoren prüften den Sitz ihrer Frisur.
Die Flutlichtanlage hatte man abgeschaltet, Sonnenschein lag auf dem einzigen noch erhaltenen der sieben Wunder der antiken Welt. Er betrachtete die Große Pyramide in ihrer ehrfurchtgebietenden Majestät. Im selben Moment hatte er eine Idee.
Die Chancen standen gut, dass die Vorbereitungen für den Festakt länger dauern würden als bis 9.00 Uhr. Staatsoberhäupter ließen sich nicht gern drängen. Die wichtigsten Honoratioren – der ägyptische Präsident, seine Amtskollegen aus den Vereinigten Staaten, dem United Kingdom und Frankreich, der König von Saudi-Arabien – würden als Letzte ihre Plätze einnehmen, und bis dahin war es nach Jacks Schätzung halb zehn, vielleicht später.
Er fand Selim im Kontrollraum, wo er Anordnungen und Befehle brüllte.
»Selim, einen Moment. Ich muss Sie etwas fragen.«
»Nur zu. Führt aber zu nichts. Ihre Bombe kann jeden Augenblick hochgehen. Falls es eine Bombe gibt.«
»Sie haben gesagt, das Plateau wäre seit Wochen für die Öffentlichkeit gesperrt gewesen. War davor irgendjemand hier, von Touristen abgesehen? Archäologen zum Beispiel?«
Selim überlegte, fuhr einen Assistenten an und überlegte wieder.
»Hier sind immer Archäologen«, meinte er. »Sie kommen aus aller Herren Länder. Eine Gruppe hat da drüben in der westlichen Nekropole gegraben. Amerikaner, glaube ich. Dann war ein japanisches Team bei einer der Mastabas draußen vor der Großen Pyramide. Ach ja, und wir hatten eine kleine Gruppe von einer deutschen Universität hier. Sie haben mit Erkundungsrobotern im Innern der drei großen Pyramiden gearbeitet.«
»Von welcher Universität?«, fragte Jack.
»Da haben Sie mich auf dem falschen Fuß erwischt.« Selim runzelte die Stirn. »Tut mir leid, ich habe zu tun. Falls Ihre Bombe nicht explodiert, muss ich für den ungestörten Ablauf der Feierlichkeiten sorgen.«
Selim wandte sich zum Gehen. Vielleicht war es doch nur vergeudete Zeit?, dachte Jack. Kurz bevor Selim die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal um.
»Jetzt fällt es mir ein. Sie mussten mir den Namen buchstabieren. Die Universität von Wildeshausen. Je davon gehört?«
»O ja. Oft.« Jack stürmte an Selim vorbei nach draußen.
Es gab keine Universität in Wildeshausen. Aber ein Flugfeld.
Das Telefon im Kontrollraum war ständig belagert gewesen. Jack zog sein Handy aus der Tasche und fand die Nummer, unter der Schwester Clare zu erreichen sein sollte. Er rief an und betete, dass sie ihr Handy eingeschaltet hatte. Es klingelte mehrmals. Samiha stand neben ihm und musterte ihn gespannt.
Die Nonne meldete sich. Jack fragte, ob er Naomi sprechen könne.
»Nun ja, die Kleine ist ein wenig erschöpft von derBahnfahrt und dem Fieber und allem. Ich habe ihr gesagt, sie soll sich ausschlafen.«
»Geben Sie ihr das Telefon«, sagte Jack. »Ich muss sie sprechen. Dringend.«
Naomi wurde geweckt und meldete sich verschlafen.
»Schatz« – Jack atmete tief ein –, »ich habe leider keine Zeit, lange mit dir zu reden. Ich muss dich etwas fragen. Im Krankenhaus hast du einiges erzählt, was ich nicht ganz verstanden habe. Du hast etwas über den Mann gesagt, den Mann, der dir den Finger abgeschnitten hat. Du hast gesagt, er hätte dir erzählt, dass er etwas an den heiligen Ort
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