Das Schwert - Thriller
vielleicht eben jetzt seine Heerscharen in einen Vernichtungsfeldzug gegen Juden und Christen führte.
An einem anderen Tag fuhr Jack mit Samiha nach Esbekija, wo sie Darsch und seinen Freund beim Fußballspielen in der gewohnten Gasse fanden. Nach einem kurzen Wortwechsel bat Jack Darsch, ihn zu seinen Eltern zu bringen. Sie trafen beide zu Hause an, denn Darschs Vater war wieder einmal arbeitslos. Jack erklärte ihnen, dass er bei der Bank ein besonderes Konto eingerichtet hatte, von dem monatlich eine bestimmte Summe für Darschs Ausbildung gezahlt werden würde. Der Betrag reichte aus, um die Familie zu unterstützen, so dass Darsch nicht gleich eine Arbeit annehmen musste, sondern die höhere Schule besuchen konnte.
»Ich habe mit jemandem bei Zamalek gesprochen«, fuhr Jack fort. »Sobald du alt genug bist, gibt man dir eine Chance, dich für die Jugendmannschaft zu qualifizieren. Aber nur unter der Bedingung, dass du deine Ausbildung nicht vernachlässigst. Das Geld wird da sein, auch wenn du studieren willst, selbst wenn du in Sprachwissenschaften promovieren willst wie ich.«
»Warum tun Sie das?«, wollten Darschs Eltern wissen.
»Ihr Sohn hat etwas für mich getan, etwas ungeheuer Wichtiges. Er hat mir geholfen, meine Tochter lebendig wiederzubekommen. Indirekt hat er damit auch etwas für Ägypten getan, das mit keinem Geld der Welt zu bezahlen ist. Der Präsident kennt seinen Namen. Wer weiß, eines Tages erhält Darsch vielleicht eine Einladung in den Abdin-Palast. Ich werde Darsch besuchen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.«
Jack hatte eine bewegende Aussprache mit seiner Schwester Sandra. Einige Tage später schickte er ihr einen Scheck, der mehr als ausreichte, um die Kosten für ihre IVF-Behandlung zu decken. Jack wusste inzwischen, dass die enorme Summe, die man ihm hatte zukommen lassen, eine als Abfindung getarnte Bestechung gewesen war: Ersollte still sein und keinen Staub aufwirbeln. Nach allem, was er durchgemacht hatte, war er nicht gesonnen, das Geld zurückzugeben.
Dann hieß es Abschied nehmen. Georgina flog nach London zu ihrer Verabredung mit der Queen, und anschließend wartete auf sie ein erstklassiger Job in der Pariser Botschaft.
»Es ist nicht dasselbe wie Kairo, na klar, und mir werden die Gerüche fehlen und überhaupt, aber ihr müsst schon zugeben, Paris ist rund ums Jahr merveilleux , und ich brauche keine Angst haben, dass ich fett werde, weil Französinnen niemals fett werden, wohingegen viele ägyptische Frauen – Dschamila natürlich ausgenommen –, aber viele andere werden schrecklich dick und ... Oje.«
Sie fing an zu schluchzen und umarmte sie alle der Reihe nach.
Sie schauten zu, wie sie zum Abflugsteig ging, winkten und versprachen, dass man sich in einem Jahr wiedertreffen würde.
Dschamila wurde ein verantwortungsvoller Posten unter Chalid Selim angeboten, aber sie lehnte ab. Wie sich herausgestellt hatte, sollten Adrienne und ihre lieblichen Brüste nach Frankreich zurückkehren, und Dschamila hatte keine Lust, ihre Nachfolge anzutreten. Als der Präsident davon hörte, bot er ihr eine Stelle in seinem persönlichen Stab an. Auch diese lehnte sie ab.
»Aber was willst du denn tun?«, fragte Jack.
»Ich habe Dr. O’Malley einen Besuch abgestattet«, antwortete sie. »Er wird mir helfen, bei den Zabbalin ein Krankenhaus einzurichten. Und ein Gemeindezentrum. Ich rechne nicht damit, dass ich Schwierigkeiten haben werde, staatliche Unterstützung zu erhalten. Das ist es, was ich tun will, Jack. Was wir in letzter Zeit erlebt haben, war für mich ein Anlass, mein Leben neu zu überdenken.«
»Lass mich wissen, wenn ich dir helfen kann«, sagte er und küsste sie leicht auf die Wange. »Und lade mich zur Hochzeit ein.«
»Welcher Hochzeit?«
»Warum nicht zu deiner?«
»Ich denke, ich werde dir den Vortritt lassen. Gib auf dich acht, Jack. Du auch, Naomi. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
Sie umarmte Samiha, und dabei flüsterte sie ihr etwas ins Ohr. Beide Frauen lachten, dann wandte Dschamila sich ab und wischte sich über die Augen.
Alexandria
Nabil und Adnan waren nie am Strand gewesen, hatten nie das Meer gesehen. Samiha kannte das Meer nur vom Deck der Fähre, die sie nach Zypern gebracht hatte. Wellen, die ans Ufer brandeten, waren neu für sie. Naomi hatte den Jungen davon vorgeschwärmt, und bald wurde mehrstimmig um einen Strandausflug gebettelt.
»Warum fahren wir nicht alle nach Alexandria?«, schlug Jack vor. »Samiha, du kannst
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