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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Zauberer.
    Er stellte die Tasche hin; sein Gesichtsausdruck verriet den Abscheu, den er für sie empfand. Als Kinder waren sie Freunde gewesen, und lange Zeit hatten seine Eltern sie als spätere Ehefrau für ihren Sohn im Auge gehabt. Sie aber hatte darauf bestanden, an der Ain Schams Universität in Kairo Jura zu studieren, während Marwan sich früh für die Arbeit in dem landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters entschied und sich eine jüngere Braut suchte, ein Mädchen, das nicht zu stolz war, die Hühner zu füttern.
    Er nahm eine Videokamera und ein Stativ aus der Tasche. Sie blieb stehen, weil sie nicht wusste, wie sie sich unter diesen Umständen verhalten sollte. Er setzte die Kamera so auf das Stativ, dass das Objektiv zur Wand zeigte, und nahm die erforderlichen Einstellungen vor.
    Sie wagte nicht, ihn anzusprechen. Der Freund von früher war nun ihr Feind. Aller Wahrscheinlichkeit nach hätte man ihn geschickt, um sie zu töten und die Ehre der Familie wieder reinzuwaschen. Er hätte ihr die Kehle durchgeschnitten und dabei nicht mehr gefühlt als beim Schlachten einer Ziege. Eine Frau hatte so gut wie keine Bedeutung, um wie viel weniger Wert hatte das Leben einer entehrten Frau? Ihr Liebhaber brauchte keine Strafe zu fürchten, er blieb ein Held seines Volkes. Das war der Lauf der Welt, und war es immer schon gewesen.
    Mit der Kamera war er fertig. Jetzt holte er eine Fahne Palästinas aus der Tasche und befestigte sie mit Reißzwecken an der Wand, als Kulisse. Daneben hängte er das gelbe Banner der Al-Aksa-Brigaden. Auf beiden Fahnen stand geschrieben: »Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet«, das muslimische Glaubenbekenntnis, die schahada . Schahada bedeutete auch Martyrium, ein anderer Weg, um Zeugnis abzulegen für Gottes Einzigartigkeit. Die Mauer war bereits übersät von kleinen Löchern, an denen man ablesen konnte, dass dort schon oft Fahnen gehangen hatten, für Märtyrer vor ihr, die ihre letzte Botschaft in die Kamera sprachen.
    Schließlich drehte er sich zu ihr herum.
    »Zieh deinen Rock aus und die Jacke«, befahl er.
    Sie starrte ihn an und glaubte einen Moment lang, er wolle sie vergewaltigen, bevor er mit den Filmaufnahmen begann. Dann begriff sie, was er meinte, und erneut wurden ihr die Knie weich. Fast hätte sie sich übergeben. Aber sie dachte, ich werde mir keine Schwäche anmerken lassen,ich werde diesem Mann nicht zeigen, wie groß meine Angst ist.
    Ohne ihn anzusehen, knöpfte sie den Blazer von Dior auf, bezahlt aus den Geldmitteln der Fatah, die sich aus europäischen Hilfsgeldern speisten. Außer einem Spitzen-BH hatte sie nichts darunter an. Als Nächstes öffnete sie den Reißverschluss und ließ den Rock zu Boden gleiten. Darunter trug sie nur Strümpfe und einen Slip. Ihre Haut brannte vor Verlegenheit. Sie erinnerte sich, dass man ihr und Marwan als Heranwachsende nie erlaubt hatte, miteinander zu spielen, wenn nicht ein enger Verwandter dabei war. Jetzt stand sie halbnackt vor ihm in diesem anonymen Raum.
    Zimmer und Wohnung waren von ihrem ehemaligen Liebhaber gemietet, nicht als Versammlungsort, sondern um Selbstmordattentäter während ihrer letzten Stunden unterzubringen, bevor sie als menschliche Bomben ihren irdischen Lebensweg vollendeten. Hier wurden sie gefilmt, während sie der Welt ihre Abschiedsworte verkündeten. Hier bekamen sie den Sprengstoffgürtel, hier erhielten sie ihre letzten Instruktionen, und von hier brachen sie zu ihrer blutigen Mission auf.
    Wieder griff Marwan in die Tasche. Ihre Nacktheit schien ihn völlig kalt zu lassen. Sie wusste, sie hatte einen schönen Körper, einen, den Männer begehrten. Was konnte einen Mann dazu bringen, sie anzusehen und sich abzuwenden, grübelte sie.
    Er richtete sich auf, den Sprengstoffgürtel in beiden Händen. Dieser war speziell für sie angefertigt, so, dass er den Bereich zwischen ihren Brüsten und dem Unterleib bedeckte, hatte aber noch zwei zusätzliche Teile, für ihre Oberschenkel zugeschnitten und der Rocklänge angepasst.
    »Leg das an«, sagte er. Er machte keine Anstalten, ihr behilflich zu sein.
    Sie tat, wie ihr geheißen; der grobe Baumwollstoff kratzte auf ihrer bloßen Haut. Der Gürtel hatte ein beträchtliches Gewicht. Statt in Stangenform hatte man den Harnstoffnitrat-Sprengstoff zu dünnen, vertikalen Streifen gepresst, die sich fast ohne aufzutragen den Konturen ihres Körpers anschmiegten, wie ein von einem ausgezeichneten Schneider auf Maß

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