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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gefertigtes Korsett.
    Sie fröstelte in der Umarmung des Todes und dachte an den Sprengstoff und was er anrichten würde. ’Asis hatte ihr erklärt, dass unzählige winzige Plastikkügelchen darin enthalten waren. Sie dienten dazu, Fleisch von den Knochen zu reißen, sagte er, und hatten einen weiteren Vorzug: Sie waren auf einem Röntgenschirm nicht zu erkennen.
    Sie zog sich wieder an.
    »Jetzt das hier.« Ihr Vetter hielt ihr ein schlichtes graues Obergewand hin und ein großes Kopftuch in den Farben der palästinensischen Fahne: Schwarz, Weiß, Grün und Rot.
    Während sie sich in das formlose Hemd quälte, ging Marwan zurück zur Tasche und brachte ein Gewehr zum Vorschein, eine Kalaschnikow AK-47, die Terroristenwaffe par excellence. Er reichte sie ihr ohne sichtbare Gemütsbewegung. Befangen und ängstlich stand sie vor den ausgehängten Fahnen; die Kalaschnikow in ihren Armen war das Emblem der Mitgliedschaft in dem exklusivsten Klub der Welt. Sie war keine Frau mehr, keine Mutter, nicht einmal mehr ein Mensch: Man hatte sie in ein Objekt verwandelt, eine tödliche Waffe.
    Er trat hinter das Stativ, schaltete die Kamera ein und kontrollierte im Sucher Schärfe und Bildausschnitt. Sie las die Erklärung vor, die ’Asis für sie geschrieben hatte.
    »Mein Name ist Samiha Diab«, begann sie. Ihre eigene Stimme hörte sich für sie fremd an, kraftlos und brüchig.
    »Ich bin Muslimin, eine palästinensische Frau und die Mutter von Palästinensern. Erfüllt von der Kraft Gottes,wähle ich freiwillig den Weg des Märtyrertums in diesem heiligen Krieg und verwandele meinen Körper in eine Waffe, um die zionistischen Unterdrücker zu töten. Ich werde ein Dolch sein, der in das Herz der Siedler gestoßen wird, ein Speer, von dem palästinensischen Volk gegen jene geschleudert, die uns hassen.
    Ich weiß, ich werde ins Paradies eintreten, und ich weiß, mein zerrissener Körper wird dazu dienen, die Ungläubigen in den feurigen Abgrund der Hölle zu stoßen, wo sie brennen werden bis in alle Ewigkeit.
    Ich bitte meine Mutter und meine geliebten Schwestern, meinen Tod nicht zu beweinen, sondern sich zu freuen, dass ich nun eine Braut unserer heimatlichen Erde geworden bin und dass mein irdischer Leib auf dem heiligen Altar des palästinensischen Volkes geopfert wurde. Und ich fordere meine Söhne auf, Adnan und Nabil ...«
    Hier schwankte ihre Stimme, denn sie musste gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen. Mit einer großen Willensanstrengung gewann sie die Beherrschung zurück und sprach weiter. Der Text verschwamm vor ihren Augen, aber sie kannte ihn ohnehin auswendig.
    »Und ich bitte meine Söhne, wenn sie Männer sind, dass sie Kämpfer für Palästina sein sollen und sich mit allen erheben und die Juden zurückdrängen ins Meer, so dass dieses Land wieder ein muslimisches Land ist.
    Und ich rufe meine Schwestern im Islam auf, gleich mir diesen ruhmreichen und gottgefälligen Weg des Märtyriums zu beschreiten. Eine jede von ihnen, die ihr Leben hingibt für Allah und ihren Körper zu einem Werkzeug der Vernichtung macht, gerichtet gegen die Juden, die Abkömmlinge von Affen und Schweinen, wird das Brautkleid der Märtyrerin anlegen und als Heldin in die Geschichte Palästinas eingehen ...«
    In diesem Stil redete sie noch eine Minute weiter, in dieKamera hinein, die ihr Bild und ihre Worte einsaugte – späteres Propagandamaterial für al-Aksa, Fatah und Hamas.
    Marwan zog den Reißverschluss der Sporttasche zu.
    »Komm mit«, sagte er und ging vor ihr die Treppe hinunter und auf die Straße hinaus. Frauen und Kinder waren unterwegs, kauften Brot für das Abendessen. Junge Männer lungerten an Straßenecken, rauchten und musterten die Passanten. Wimpel flatterten in einem leichten Wind: Grün für Hamas, Schwarz für den islamischen Dschihad, Gelb für Fatah und die Al-Aksa-Brigaden. An den Mauern klebten Plakate mit den Gesichtern jugendlicher Märtyrer, die ihr Leben für Palästina gegeben hatten. Eine alte Frau humpelte vorbei; sie erinnerte sich vielleicht noch an eine Vergangenheit ohne Blutvergießen.
    Am Bordstein wartete ein Auto, ein schwarzer VW, nicht zu alt, nicht zu neu, ein Fahrzeug, das keine Aufmerksamkeit erregte. Dahinter parkte ein ramponierter Geländewagen, der Marwan gehörte.
    In dem Volkswagen saß ein Mann hinter dem Steuer. Samiha erkannte ihn sofort. Er war ein Angestellter aus ihrem Anwaltsbüro, Muslih Schalabi.
    Marwan wartete, bis sie eingestiegen war, und nickte dem Fahrer

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