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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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irgendeinem Zeitpunkt stärker äußeren Einflüssen ausgesetzt. Eins stand fest: Dieser Stoff stammte nicht vom Hof eines Kalifen. Jack spürte ein innerliches Frösteln. Er glaubte zu wissen, wem er einmal gehört hatte.
    Auch dieses Tuch wurde zurückgeschlagen und enthüllte einen langen, schmalen, flachen Gegenstand aus Eisen oder Stahl, von Rost zerfressen und zernarbt, doch trotz allem auf den ersten Blick identifizierbar als Schwert mit gekrümmter, kurzer Klinge. Darauf war eine Inschrift eingraviert, frühe arabische Schriftzeichen, kaum zu entziffern. Das Heft fehlte, aber die Angel war noch vorhanden und konnte als Anhaltspunkt für die ungefähren Maße dienen. Zwei Löcher in der Mitte zeigten, wo der Griff aus Holz befestigt gewesen war.
    Es war schwerer, als man angesichts des Alters und des Zustands vermutet hätte. In der Hand eines tüchtigen Kämpfers war es bestimmt einst eine beachtliche Waffe gewesen. Mehdi hob es vorsichtig hoch, eine Hand an jedem Ende, und hielt es Jack hin.
    »Nur zu«, sagte er. »Versuch es. Es wird nicht zerbrechen.«
    Jack ergriff die Waffe an der Angel, wog sie prüfend in der Hand und schwang sie einige Male halbherzig durch die Luft.
    Er schaute sich zu Mehdi um.
    »Warum zeigst du mir das? Ich bin kein Experte für islamische Waffen oder Rüstungen. Du brauchst jemanden wie Jim d’Souza von Sotheby’s oder auch Andy Gould vom British Museum. Er könnte uns wahrscheinlich sagen, wer der Besitzer des Schwerts gewesen ist und was er zum Frühstück gegessen hat.«
    Mehdi nickte.
    »Ich weiß. Ich habe Gould vor drei Jahren kennengelernt, anlässlich einer Ausstellung fatimidischer Gläser im Museum von Kairo. Du warst mit deiner Familie in den Staaten. Allerdings denke ich, du bist derjenige, der mir den Namen des Mannes nennen wird, der dieses Schwert geführt hat. Ich habe mich bemüht, die Inschrift zu entziffern, aber meine Kenntnisse reichen nicht aus. Möglicherweise gelingt es dir. Zuvor aber, in meiner Truhe befinden sich noch einige weitere Artefakte. Vergib mir, falls ich dir vorkomme wie einer dieser Straßenzauberer, die wir in Tanta zu bestaunen pflegten. Übe dich in Geduld.«
    Damit streckte er wieder die Hand in den Kasten und holte eine lederne Schwertscheide heraus, schmucklos und deutlich vom Zahn der Zeit benagt. Rein nach Augenmaß hatte sie die richtige Länge, um einmal das Schwert aufgenommen zu haben. Ihr folgte ein Paar Ledersandalen mitdoppeltem Riemen. Und danach die goldenen Schellen, eingedrückt und dunkel angelaufen.
    Anschließend förderte Mehdi einen flachen, mehr oder weniger rechteckigen Gegenstand aus seiner Schatzkiste zutage. Wie das Schwert, war er in ein Stück des rot gestreiften Stoffes verpackt. Der Inhalt bestand aus mehreren Bögen Pergament, vermutlich aus Gazellenhaut hergestellt. Jack überflog ein paar Zeilen und erkannte, was er vor sich hatte, waren Auszüge aus dem Koran und alt, sehr alt. Dazu der rot gestreifte Stoff und die Schellen ... Die Kälte in seinem Inneren breitete sich aus. Mehdis Worte fielen ihm ein: »Was würdest du geben ...? Was würdest du tun ...?«
    »Dafür brauche ich eine Expertise von dir«, sagte Mehdi. »Und für dies.«
    Von ganz unten aus der Truhe holte er eine Schachtel aus Zedernholz, fein gearbeitet, mit einem umlaufenden Muster kufischer Schriftzeichen, aus Elfenbein geschnitten. Er stellte die Schachtel auf den Tisch und hob den Deckel ab, der sich ganz vom Unterteil löste. Diesem entnahm er ein Blatt Pergament.
    »Hier.« Zum ersten Mal klang Mehdis Stimme gedämpft und ehrfürchtig. Er hielt das Blatt in beiden Händen, als wäre es das zerbrechlichste und kostbarste Ding auf der Welt, bevor er es sacht auf die Tischplatte gleiten ließ. Wie aus dem Nichts erschien eine große Studierlampe, deren Kabel sich zu einer Steckdose in der Wand schlängelte. Als Mehdi sie anknipste, wurde das ganze Zimmer merklich heller.
    »Nimm Platz.« Mehdi hatte den Mahagoni-Stuhl herangezogen, bevor Jack sich besinnen und Einwände erheben konnte. Folgsam setzte er sich, noch völlig ahnungslos, während der alte Herr ihn verstohlen lächelnd beobachtete und betete, sein Gast möge die Wahrheit erkennen.
    Jack drehte den Lampenschirm, bis das Licht im richtigen Winkel auf das Pergament schien. Die Zeichen waren von ungeübter Hand ausgeführt, aber leserlich, und gehörten zu einer, der Wissenschaft von etlichen der frühesten noch erhaltenen Manuskripte des Korans her bekannten archaischen

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