Das Schwert - Thriller
Krankenhaus zu bringen«, sagte er. »Goodrich bedeutetdir nichts. Er ist weder dein Verwandter noch dein Freund. Sag mir, wohin er von hier aus gefahren ist.«
»Ich denke, Sie haben seine Reifenspuren gesehen. Dann müssen Sie es doch wissen.« Angus war außer sich vor Sorge um Ailsa. Sie waren seit über fünfzig Jahren verheiratet, und er spürte ihren Schmerz, als wäre es sein eigener.
»Ich weiß die Richtung, aber sein Vorsprung ist zu groß, ich kann ihn jetzt nicht mehr einholen. Er muss euch gesagt haben, wo er hin will.«
»Weshalb hätte er das tun sollen? Haben Sie doch Erbarmen. Sie haben meiner Frau sehr weh getan, sie hat eine schwere Brandverletzung. Lassen Sie mich einen Krankenwagen rufen.«
»Nicht nötig.« Der Mann wechselte die Pistole in die rechte Hand, zielte auf Ailsa und schoss ihr eine Kugel in den Kopf. Ein Ruck durchlief ihren Körper, dann lag sie still.
Angus hatte das Gefühl, ins Bodenlose zu stürzen. Sein Gott hatte ihn verlassen, die Verheißung eines ganzen Lebens gläubiger Hinwendung zum Herrn, der Gebete, Psalmen und Predigten war entzweigebrochen und lag ebenso leblos auf dem Küchenfußboden wie seine ermordete Frau.
»Nun kannst du mich ebenfalls töten«, sagte er. »Denn ich werde kein Wort mehr sagen, außer um den Zorn des Herrn auf dein Haupt herabzubeschwören. Du wirst in der Hölle brennen, für das, was du getan hast, und weder Gott noch ich werden das mindeste Erbarmen haben mit dir.«
Einen Kilometer entfernt vom Haus der Gilfillans lag Ian Stewart, hochbetagt und vom Krebs zerfressen, auf dem Sterbebett. Seine Frau Jean neben ihm sang halblaut alte Volkslieder: »Mo Shuil Ad Dheidh«, »My Love is Like a Red, Red Rose«, »Will Ye No Come Back Again?«, vertraute Lieder aus der Zeit ihrer jungen Liebe, und jetzt siechte er dahin in ihrem Ehebett, und sein Haar auf demLeinenkissen war weiß, weiß und lang, denn er hatte es nie abschneiden wollen, und nun würde er mit diesem langen weißen Haar begraben werden.
Der zweite Schuss hallte scharf und trocken in der klaren Morgenluft. Jean fragte sich, wer das sein konnte, um diese Stunde. Noch war es zu dunkel, um ein Kaninchen oder einen Hasen ausmachen zu können. Einer von diesen modernen Wilderern vielleicht, die Geräte hatten, mit denen sie im Dunkeln sehen konnten? Merkwürdig nur, dass es sich nicht angehört hatte wie eine Schrotflinte. Eine Pistole möglicherweise? Ging man heutzutage mit so etwas auf die Jagd?
Schließlich stand Jean auf und ging nach unten. Um diese Zeit hatte Ian gern eine Tasse Tee und ein paar Vollkornkekse. Nachher würde sie noch eine zweite Kanne aufgießen, für die junge Krankenschwester, Mary McGregor, die in ungefähr einer Stunde kam. Und hoffentlich das Morphium mitbrachte. Ian brauchte es dringend.
Sie machte für sie beide ein Tablett zurecht, Servietten und Unterdeckchen, wie sie es gern hatten, die Kekse für ihn und Haferplätzchen für sie. Richtig frühstücken wollte sie später, nachdem Mary sie abgelöst hatte.
Der Kessel hatte gebrodelt, der Tee war aufgegossen und zog, als an die Tür geklopft wurde. Sie ordnete ihr Haar und ging hin, um zu öffnen, auch wenn sie sich wunderte, wer das sein konnte, so früh am Morgen. Ob Ians helfender Engel es heute früher geschafft hatte? Denn wer sollte es sonst sein, nicht wahr?
Dritter Teil
19
Der Wind des Paradieses
Kairo
Montag, 4. Januar
8.45 Uhr
Mohammed al-Masri vibrierte vor innerer Anspannung. Vor wenigen Stunden hatte sein Bruder sich gemeldet und berichtet, dass es ihm endlich gelungen sei, den Engländer aufzuspüren, dass er ihm gefolgt war, seinen Spuren, wie einem Wüstenfuchs zu seinem Bau. Bald würde das Schwert nun in seinem Besitz sein, und die Botschaft sich verbreiten, dass der Kalif lebte, der Schatten Gottes auf Erden. Das Schwert in der Hand, würde er den letzten Dschihad gegen die Ungläubigen der Welt anführen.
Die Tür ging auf, und ein kleiner Junge kam herein. Er war mittelgroß, ungefähr zwölf Jahre alt, mit pechschwarzem Haar und abstehenden Ohren. Er trug eine blaue Schuluniform, ungefähr eine Nummer zu groß für ihn, und fühlte sich merkbar unwohl in seiner Haut. Sein Name war Farid, und er wollte ein Märtyrer sein. Er kam aus Gaza, wo Kinder im Alter von vier Jahren Attrappen von Sprengstoffgürtel anlegen, nicht aus Spaß oder zum Spielen, sondern um sich an den Gedanken zu gewöhnen, einen echten zu tragen, wenn sie erwachsen sind.
Al-Masri begrüßte ihn mit
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