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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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genug Helligkeit, dass man sich umschauen konnte.
    Sie standen in einem überdachten Atrium mit Türen an jeder Seite.
    »Ibrahim liegt hier links«, erklärte Dschamila. »Seine Hauptfrau liegt rechts. Er teilt seine letzte Ruhestätte mitetlichen seiner männlichen Verwandten, sie hat ihre Mutter und die Schwestern zur Gesellschaft. Selbstverständlich wäre nie in Frage gekommen, sie Seite an Seite zu betten. Männer und Frauen bleiben getrennt, selbst im Tode. Nicht, dass die alten Knochen von sündhaften Trieben übermannt werden. Er hat eine Kuppel, sie kriegt ein flaches Dach. Er hat Sex mit zweiundsiebzig Huris, sie kriegt’s einmal alle hundert Jahre von ihm besorgt, wenn sie Glück hat. Zu unserer Suite geht es hier entlang.«
    Jack wunderte sich. Garantiert war er von der einzigen verschleierten Frau in ganz Ägypten gerettet worden, die fremde Männer aufgabelte und mit ihnen über Sex plauderte.
    Rings um das Mausoleum hatte man Räumlichkeiten angebaut, als Unterkunft für die Verwandten des Toten, wenn sie sich alljährlich versammelten, um die Wiederkehr seines Todestages zu feiern. Dschamila trat vor ihm durch einen schmalen Einlass in eine kleine Kammer, in der eine ebensolche nackte Funzel von der Decke baumelte wie im Innenhof.
    Er bemühte sich, ein Gähnen zu unterdrücken, doch es brach sich Bahn. Sein Zustand näherte sich dem der völligen Übermüdung. Zum letzten Mal hatte er im Flugzeug einigermaßen erholsam geschlafen. Im Hotel, zurückversetzt in die Gerüche und Geräusche Kairos und nicht mehr sicher, wer er war und wohin sein Weg führte, war sein Schlaf unruhig gewesen und von Träumen beschwert.
    »Nicht mehr lange, dann kannst du dich ausruhen«, sagte Dschamila. »Vorher aber gibt es noch einige Dinge zu besprechen. Und wir kommen nicht darum herum, uns bei der Hochzeit blicken zu lassen, sei es auch nur kurz. Erst aber muss ich diesen verdammten Fetzen los werden.«
    Sie entledigte sich der langen schwarzen Melaya, warf sie über einen Stuhl und nahm den Gesichtsschleier ab.Die Brille hatte sie beim Betreten des Mausoleums bereits abgesetzt.
    Sie stieß einen von Herzen kommenden Seufzer der Erleichterung aus.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich es hasse, dieses alberne Ding anzuhaben«, sagte sie.
    Darunter trug sie einen dicken blauen Pullover und Jeans. Die schwarzen Schuhe waren Nikes.
    Jack staunte. Aus der schmucklosen Puppe war eine Frau geschlüpft, deren langes schwarzes Haar und lächelndes Gesicht ihm Lust machten, sie besser kennenzulernen. Riesige Augen, das Lächeln ein klein wenig schief und die Nase eine Winzigkeit zu klein – er fand sie bezaubernd hübsch.
    Die Kammer, in die sie ihn geführt hatte, diente unverkennbar als Küche und Wohnzimmer in einem. Er war schon oft in solchen Grabhäusern gewesen. Früher hatte er von Zeit zu Zeit den Nordfriedhof besucht, um die Inschriften an den Wänden der Moscheen und der Mausoleen von Sultanen und Prinzen zu studieren. Die Armen Kairos, die dort hausten, waren auch ihm, dem Ausländer und Ungläubigen, freundlich und hilfsbereit begegnet.
    »Du trägst deinen Namen zu Recht«, sagte er und hoffte, dass sie das Kompliment nicht als Beleidigung empfand. Dschamila bedeutete »schön«.
    Sie errötete und wies kommentarlos auf einen gepolsterten Stuhl. Er setzte sich.
    »Es ist eisig kalt hier drin«, meinte sie.
    In einer Ecke stand ein großer Gasofen. Dschamila rollte ihn dorthin, wo Jack saß und setzte ihn mit einem Streichholz in Gang. Die Platten an der Vorderseite färbten sich rot und verströmten eine fühlbare Wärme.
    Sie ging derweil zu einem kleinen Propangaskocher, der auf einer hüfthohen Holzbank stand, und erhitzte in einem alten Stieltopf eine Mischung aus Wasser, Ingwerund Zucker, dabei stand sie mit dem Rücken zu ihm und summte das grade aus den Lautsprechern tönende Hochzeitslied mit: wieder Amr Diab, der Qalbi ichtarak sang: »Mein Herz hat dich gewählt«.
    »Kaum wahrscheinlich, oder?«, äußerte er. »Dass sie sich ihren zukünftigen Gatten ausgesucht hat?«
    »Was glaubst du denn? Ihr Vater hat sie in irgendeinem Hinterzimmer an den alten Wüstling verschachert.«
    »Ich hoffe, sie ist noch Jungfrau.«
    Die Unberührtheit der Braut war von größter Wichtigkeit. Wenn sich zu vorgerückter Stunde die frischgebackenen Eheleute ins Brautgemach zurückzogen, erwartete man, dass einige Minuten darauf ein blutiges Höschen durch den Türspalt nach draußen gereicht wurde. Ob es sich

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