Das Schwert - Thriller
wurde mir klar ich, dass ihm etwas zugestoßen sein musste. Er hätte sonst angerufen, keine Frage. Nur hatte ich keine Ahnung, ob dir auch etwas passiert war. Ich dachte mir, falls er noch Gelegenheit gehabt hatte, mit dir zu sprechen, würde er dich hierhergeschickt haben, also überprüfte ich mit Hilfe meines Computers die Passagierlisten der Flüge aus Großbritannien, und da warst du, für jeden sichtbar, Freund wie Feind. Deine Angreifer müssen dich auf die gleiche Art aufgespürt haben. Sie werden sich gedacht haben, dass du früher oder später der Universität einen Besuch abstatten würdest, und haben sämtliche Eingänge bewacht.«
Sie seufzte. Innerlich kämpfte sie immer noch gegen die Tränen an. Simon und sie hatten sich viele Jahre gekannt. In einer anderen Welt wären sie vielleicht ein Liebespaar gewesen.
»Diese Möglichkeit hatte ich nicht in Erwägung gezogen. Dann habe ich dich aus den Augen verloren. Ich hatte keine Ahnung, in welchem Hotel du abgestiegen sein könntest. Es gab auch die Möglichkeit, dass du in dein Haus in Garden City zurückgekehrt warst, oder du hattest dich entschlossen, bei Freunden unterzukommen.
Aber ich rechnete damit, dass du zur Botschaft gehen würdest. Simon hatte mir ein Passwort für den Großrechner der Botschaft gegeben, also loggte ich mich ein, überprüfte die Aktivitäten dort, und immer wieder, den ganzen Tag über, die Gästelisten der Hotels. Ich hatte Glück. Jemand aus der Botschaft namens Purvis hatte in seinem Computer notiert, dass du ihn aufgesucht hättest, und auch den Namen deines Hotels angegeben. Außerdem stand da, dass ihre Sicherheitsleute dich beschatten sollten.«
»Waren das die ...«
Sie schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Ich bin in dein Hotel gefahren, stellte fest, dass du in deinem Zimmer warst, und als ich dich herauskommen sah, bin ich dir gefolgt. Ich war immer hinter dir, auf dem ganzen Weg zum Restaurant und anschließend zur Universität.«
»Weshalb hast du mich nicht einfach angesprochen?«
»Das wäre ein Fehler gewesen. Ich wusste doch, dass aller Wahrscheinlichkeit nach außer mir auch einige Agenten des Britischen Geheimdienstes in der Nähe waren, aber ich konnte sie nicht identifizieren. Hätte ich dich angesprochen, hätten sie es beobachtet und gemeldet, und wenn man in ihrem Laden Bescheid wusste, dann bald auch andernorts. Man darf nicht merken, dass wir zusammenarbeiten.«
»Aber weshalb sollte der MI6 Interesse an mir haben? Und warum hat dieser Idiot in der Botschaft so getan, als hätte er nie etwas von Emilia oder Naomi gehört?«
Sie presste die Lippen zusammen. Wieder legte sich der Schatten über ihr Gesicht wie ein feiner Schleier, am dichtesten um ihre Augen. War ihr zur Schau getragener heiterer Charme weiter nichts als Fassade? Verbargen sich hinter dem sympathischen Lächeln dunkle Geheimnisse?
»Ja, da gibt es etwas, das du wissen solltest. Osama bin Laden ist tot. Hatte Simon noch Zeit, dir das zu sagen?«
»Ja.«
»Hat er dir auch gesagt, dass der Anführer der Gruppe, die deine Tochter in der Gewalt hat, die Nachfolge bin Ladens antreten will?
»Ja, als neuer Kalif.«
»Was er dir vermutlich nicht erzählt hat, ist, dass eine Clique von Angestellten des Foreign Office in den Reihen des MI6 ihre Chance auf einen Deal wittert, Motto: Eine Hand wäscht die andere. Im Foreign Office glaubt maneinen Coup landen zu können. Wenn es denen gelingt, das Schwert in ihren Besitz zu bringen, werden sie es diesem Mann anbieten, gegen Zugeständnisse seinerseits natürlich. Der alte Trick mit dem Sicherheitsabkommen. Wenn er garantiert, dass Großbritannien von Terroranschlägen verschont bleibt, kann er das Schwert haben, und viel Spaß. Und falls er es irgendwann schafft, mehr als nur dem Namen nach Kalif zu sein, haben die Briten einen fetten Trumpf in der Hinterhand.«
»Lieber Himmel! Wenn sie das Schwert haben wollen, warum haben sie mich nicht einfach danach gefragt?«
»Weil sie wissen oder vermuten, dass Simon mit dir gesprochen und dir verraten hat, was sie ausbrüten. Sie konnten nicht einschätzen, wie du reagierst, wenn sie von dir verlangen, ihnen das Schwert auszuhändigen. Sie wissen außerdem nicht, wo du es versteckt hast, und sie wollen dich nicht merken lassen, dass sie scharf darauf sind, ergo bleibt ihnen nichts anderes übrig, als jeden deiner Schritte zu beobachten, und ich könnte wetten, dass sie vorhaben, dich an al-Masris Gruppe auszuliefern.«
Sie schaute auf
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