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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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»liebevoller« als etwa Paolo Bacigalupi in dessen »Biokrieg«: Jener greift zwar ebenfalls die literarisch und inhaltlich hochinteressanten Möglichkeiten der asiatischen Kultur auf, bleibt jedoch sprachlich an der Oberfläche haften und wirft fremde Wörter auf relativ kühle, rein auf den Effekt zielende Weise in die Handlung ein. Bei McDonald hingegen klingt es (auch wenn das nur Show sein mag), als hätte er jahrelange Feldforschung vor Ort betrieben und eine Zeit lang in verschiedensten gesellschaftlichen Schichten gelebt.
    »Cyberabad« bringt auch auf den Punkt, worin der besondere Reiz an einer in Asien angesiedelten Science Fiction liegt: Im Gegensatz zu Europa und den USA, wo mittlerweile schon allein der Gedanke an revolutionäre Technologien ein Gefahrenpotenzial zu bergen scheint und der umfassenden »political correctness« im Wege steht, lassen sich die weniger reguliert aufstrebenden Gesellschaften des indischen Subkontinents in atemberaubender Schnelligkeit und mit einer auf uns verblüffend wirkenden Verspieltheit und Sorglosigkeit auf neue Techniksysteme ein. Wo noch kaum Gewerkschaften und NGOs die Bevölkerung vor möglicherweise schädlichen Auswirkungen schützen, blüht ein Panoptikum von Chancen und Missbräuchen, erhalten abstruse SF-Visionen eine erschreckende Glaubwürdigkeit. Ob es sich um Organdiebstahl, illegale Genzüchtungen oder vom Großteil der Bevölkerung wie Götter verehrte, virtuelle Darsteller von digitalen Soap-Operas handelt – in Südasien scheint schon heute und mehr noch in den nächsten Jahrzehnten alles möglich zu sein.
    Und Ian McDonald steht wie ein Flussfischer mitten drin, wirft sein Netz aus und beobachtet anschließend auf kluge Weise seinen Fang, spielt damit herum und arrangiert die Bestandteile zu einer ganz eigenen Vision, wie wir sie auf diese Weise noch nicht kannten. Wie sehr er sich hierbei in neue Denkweisen einlässt, illustriert auch der Umstand, dass er sich dabei intensiv mit Sprache auseinandersetzt, sie dekonstruiert und neu formuliert. Jene Fremdartigkeit, mit der er uns etwa in seinem »Chaga-Zyklus« vertraut machte, gestaltet er hier weiter und entwirft – für die Kommunikation zwischen den »Neuts« genannten Geschlechtslosen – Ansätze zu einem eigenen, neuen Sprachsystem: Da Sprache immer auch vom Körper geformt wird, verzichtet der Autor in den die Neuts betreffenden Passagen und Dialogen konsequenterweise auf geschlechtsbezogene Artikel, Personenangaben und Possessivpronomen, so werden etwa »er« und »sie« zu »ys«, und statt »sein« oder »ihr« heißt es »sys«. Hat man sich beim Lesen erst mal daran gewöhnt, öffnet sich durch diesen literarischen Kniff ein gänzlich neuer Kosmos des Einfühlens in andersartige Wesen. Auch wenn »Cyberabad« durch seine extreme Fülle und Komplexität besonders eingangs schwer zu lesen ist und eine gehörige Portion Konzentration verlangt, hat es schon allein durch diese Beschäftigung mit Sprache der SF einen neuen Aspekt gegeben und bekam völlig zurecht – nach Nominierungen für den Hugo Award und den Arthur C. Clarke Award – den BSFA Award zugesprochen. Für mich persönlich ist »Cyberabad« das Science-Fiction-Buch des Jahres und sollte auch von Nicht-SF-Fans unbedingt gelesen werden.
    Uwe Neuhold

RYAN NORTH/MATTHEW BENNARDO/DAVID MALKI (Hrsg.)
    MACHINE OF DEATH
    (MACHINE OF DEATH)
    Anthologie  ·  Aus dem Amerikanischen von Jörn Morisse   ·  Wilhelm Heyne Verlag, München 2012  ·  637 Seiten  ·  € 9,99

    Dieses köstliche Buch hielt ich zuerst für eine ausschließlich auf die Facebook-Generation ausgerichtete Marketingblase, war dann beim Lesen jedoch zunehmend positiv überrascht. Es sind keine tiefgehenden physikalischen oder wirtschaftlichen Themen, um die es hier geht, sondern einfach nur die kleine, aber verhängnisvolle Frage: »Wenn Sie wüssten, woran Sie sterben werden – wie würden Sie sich verhalten?« Mitherausgeber Ryan North, der die Idee vor einigen Jahren eher beiläufig in einem Comic aufwarf, versammelt dreiunddreißig weitere junge Autoren, die sich in ihren Kurzgeschichten einer denkbar simplen Vorgabe unterwerfen: Jede Story beginnt mit einem Zettel, auf dem eine Todesursache steht. Etwa »Hungertod«, »Selbstmord« oder »Explosion«.
    Dieser Zettel stammt aus einer fiktiven Maschine, die anhand der blitzschnellen Analyse eines einzigen Bluttropfens jedem beliebigen Menschen voraussagen kann, wodurch er ums Leben kommen wird. Das

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