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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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versuchte er, sein Stottern in den Griff zu kriegen und sich seine Kurzsichtigkeit abzutrainieren (Letzteres natürlich vergeblich). Zu Beginn waren seine Bemühungen auch von Erfolg gekrönt. Dank seiner Beharrlichkeit und guten Beziehungen wurde er 1925 an die Marine-Akademie von Annapolis zugelassen. Eine Karriere bei der Navy war Heinleins Traum, und mit dem Abschluss seiner Ausbildung im Jahre 1929 wäre sein weiterer Lebensweg eigentlich vorgezeichnet gewesen – wäre ihm nicht sein anfälliger Körper in die Quere gekommen: Die Folgen einer Tuberkulose-Erkrankung zwangen ihn 1934, sich von der Marine zu verabschieden. Später, nach Kriegseintritt der USA, bemühte er sich nach Leibeskräften, wieder für den aktiven Dienst zugelassen zu werden, seine Krankheitsgeschichte verhinderte dies.
    Der Schluss, dass Heinlein in Romanen wie » Starship Troopers«, der die harte Armee-Ausbildung glorifiziert, sein eigenes Versagen zu kompensieren suchte, wurde schon oft gezogen. Patterson unterlässt derartige küchenpsychologische Deutungen, er verpasst es aber auch, auf die in diesem Zusammenhang wirklich interessanten Fragen einzugehen: Was haben diese Niederlagen – denn als solche muss er sie wohl empfunden haben – bei Heinlein ausgelöst? Mehrfach richtete er seine ganze Energie auf ein Ziel, das sich dann als unerreichbar erweisen sollte (auch später, unmittelbar nach Ende des Krieges, als er sich mit großem Engagement für eine internationale Kontrolle von Atomwaffen einsetzte). Doch gerade dann, wenn Heinleins Seelenleben am turbulentesten ist, gewährt uns Patterson kaum Einblicke. So deutet er zwar mehrfach an, dass Heinlein und Leslyn eine offene Ehe führten, wird aber nie konkret. Man kann das wohlwollend als Diskretion auslegen, es mag an den fehlenden Quellen liegen, aber es bleibt unbefriedigend zu lesen, dass die Ehepartner wahrscheinlich regelmäßig Affären hatten und auch von diesen wussten, ohne zu erfahren, was dies für ihre Beziehung bedeutete.
    Nach seiner Entlassung von der Navy versuchte sich Heinlein in verschiedenen Metiers und endete schließlich als Wahlkampfhelfer für den sozialistischen Schriftsteller Upton Sinclair, der für die Demokraten als Gouverneur von Kalifornien kandidierte. Dieser Abschnitt gehört zu den interessantesten in Pattersons Buch. Er beleuchtet nicht nur einen bislang weitgehend unbekannten Abschnitt im Leben Heinleins, sondern illustriert zudem, dass dieser eben keineswegs bloß ein kriegsdurstiger Rechter war. Vielmehr sah er sich damals als Sozialist – aber auch als vehementen Anti-Kommunisten. (In der Darstellung Pattersons erscheint Heinleins politische Entwicklung mehr oder weniger bruchlos. Isaac Asimov dagegen zeichnet in seiner Autobiografie »I, Asimov« ein anderes Bild. In den nicht sonderlich schmeichelhaften Passagen zu Heinlein legt Asimov nahe, dass sich dessen politische Ansichten nach der Heirat mit Virginia unter deren Einfluss radikal verändert hätten – er sei vom »burning liberal« zum verbissenen kalten Krieger mutiert.) Nicht zuletzt werden hier die massiven Verschiebungen sichtbar, welche die US-Politik seither durchgemacht hat. Sinclair führte eine EPIC (= End Poverty in California) genannte Bewegung an, die vor allem die Basis mobilisierte und diesbezüglich durchaus mit den heutigen Grassroots-Kampagnen auf beiden Seiten des politischen Spektrums vergleichbar ist. EPIC wurde zwar von den Republikanern heftig bekämpft, und auch das demokratische Establishment unter Roosevelt konnte sich nicht zu einer Unterstützung Sinclairs durchringen, dennoch war es Mitte der 1930er-Jahre für einen erklärten Sozialisten noch grundsätzlich möglich, ein hohes politisches Amt zu erobern. Knapp zehn Jahre später wäre dies bereits undenkbar gewesen.
    Sinclair scheiterte, nicht zuletzt an der beispiellosen Schmutzkampagne seiner Gegner. Heinleins kurz darauf folgende Kandidatur als Abgeordneter für die kalifornische Legislative war ebenfalls erfolglos. Auch hier fragt man sich, was diese Misserfolge bei Heinlein ausgelöst haben mögen. Zumindest eine indirekte Folge ist in diesem Fall bekannt: Heinlein wurde SF-Autor.
    Gemäß einer oft kolportierten Anekdote stieß Heinlein 1939 zufällig auf einen in Astounding ausgeschriebenen Kurzgeschichtenwettbewerb und verfasste daraufhin seine erste Erzählung »Life Line« , die vom Herausgeber John W. Campbell prompt angenommen wurde. Mit einem Schlag, gewissermaßen aus dem Stand, war der

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