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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Unberechenbarkeit der sowjetischen Zensur; mal waren ihnen zu viele tote Kosmonauten im Buch, dann erweckte ein bestimmter Name unliebsame Assoziationen, plötzlich störten die militärischen Dienstgrade, während der gelegentlich doch sehr militärische Tonfall zwischen den Charakteren nicht beanstandet wurde. Ein paar im Originaltext zitierte russische Gedichte wurden vom deutschen Verlag in den alten Fassungen einfach weggelassen, weil wohl niemand Lust hatte, sie nachzudichten.
    Geradezu überbordend mutet die Energie an, die der Verlag der grafischen Gestaltung des Buches angedeihen ließ. Da werden die Buchteile mit Vignetten eingeleitet, deren Motive auf jeder Seite dieser Teile (und teilweise auf dem Cover) wiederkehren, da werden Absätze von Kapitelanfängen mit Initialen geschmückt, und wer will, kann an der Färbung der Fußzeilen am Buchblock ablesen, wo welcher Teil zu finden ist. Und obwohl das Layout mit dem Platz niemals verschwenderisch umgeht, ist es eine Wonne, das Buch zu lesen: So geht Buchgestaltung.
    In der nun zum vierten Band fortgeschrittenen Werkausgabe der Brüder Strugatzki ist derlei grafischer Übermut natürlich nicht zu finden, stattdessen das gewohnte professionell-gediegene Layout. Der wieder sehr seitenreiche Band (knapp neunhundert Seiten für knapp dreizehn Euro – ja, ist denn jetzt schon Weihnachten?) enthält fast ausschließlich Texte, die von den Gebrüdern später zu jenem Mittags-Universum hinzugefügt wurden, das in »Atomvulkan Golkonda« seine Wurzeln hat.
    »Fluchtversuch« ist ein Kurzroman (diese speziell russische Form der Powest ), in dem die heile Welt des Mittags mit einem Planeten konfrontiert wird, auf dem sich gerade die Barbarei durchsetzt. Menschen werden gefoltert und willkürlich ausgelöscht, und das alles vor dem Hintergrund einer unbegreiflichen, furchteinflößenden Maschinerie auf dem Planeten, die offensichtlich außerirdisch ist und nichts tut als … ja, was eigentlich? Es bleibt ungewiss. Die Protagonisten sind hin- und hergerissen zwischen dem Drang, sich einzumischen und zu helfen, und der Gewissheit, dass ein einzelner Eingriff am Ende gar nichts bewirken würde. Hier bauen die Strugatzkis eine Menge von starken Bildern auf, lassen die Powest aber enden in einem Rücksturz eines der Helden in die Gräuel des Zweiten Weltkrieges: Aus denen war er nach eigenen Worten desertiert in die Welt des Mittags.
    »Es ist schwer, ein Gott zu sein« zählt wohl zu den bekanntesten Romanen der Strugatzkis und wurde auf Deutsch auch unter leicht abweichenden Titeln veröffentlicht (die alle nicht die Eleganz des nur aus drei Worten bestehenden Originaltitels »Trudbo byt’ bogom« erreichen). Er greift die Frage nach dem erlaubten oder sinnlosen Eingreifen der überlegenen in die Belange der primitiveren Zivilisation wieder auf, die schon »Fluchtversuch« prägte, und gestaltet sie diesmal nicht als Rätsel, sondern als packendes Drama. Nach wie vor einer der besten Texte der beiden Autoren.
    »Unruhe« ist kein neuentdeckter unveröffentlichter Roman, sondern eine erste Fassung von einem der beiden Handlungsstränge, die später zu »Die Schnecke am Hang« wurden. Diese Version ist noch tief verwurzelt in der »Welt des Mittags« und hat mit der späteren Version wenig zu tun – eigentlich ein komplett eigenständiger Roman.
    »Die dritte Zivilisation« beschreibt, wie ein Kind gefunden wird. Es ist mit seinen Eltern auf einem unbewohnten Planeten abgestürzt – aber als es gefunden wird, hat es nicht nur den Absturz, sondern auch seine Babyzeit überlebt, verfügt über unheimliche Fähigkeiten und hatte offenbar Kontakt zu einer Alien-Zivilisation, die es aufgezogen hat. Wieder einmal stehen die Helden vor der Wahl, ob sie sich einmischen sollen, also das Kind aus der offenkundig lebensfeindlichen Umgebung retten, oder die Einheimischen respektieren.
    »Der Junge aus der Hölle« ist schließlich so etwas wie eine Kombination von Ideen aus den anderen Romanen – die Welt, aus der der titelgebende Junge kommt, könnte die aus »Fluchtversuch« sein; er ist so fremd in der neuen Welt wie das Findelkind aus »Die dritte Zivilisation«; und sein Charakter wirkt, je weiter die Powest voranschreitet, mehr und mehr wie eine alternative Variante von Rumata, dem Protagonisten aus »Es ist schwer, ein Gott zu sein«. Das Thema der Einmischung in fremde Verhältnisse, die Rumatas Hauptkonflikt ist, wird in »Der Junge aus der Hölle« sozusagen herumgedreht

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