Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
innovativen Lektüre zwischen den fantastischen Genres beitragen. Obwohl es nur wenige Sprechblasen gibt, verweilt man entsprechend lange auf den famosen Seiten, auf denen es stets viel zu entdecken gibt. Vor lauter Staunen und Vielseitigkeit kann man da auch schon mal das Umblättern vergessen.
Wenig Text, viel Surreales – Jim Henson’s Tale of Sand liest man nicht nur ein einziges Mal, und letztlich liest man nicht, sondern betrachtet und folgt staunend und mit offenen Mund. Dieser in überwältigenden Bildern und Seitenkompositionen eingefangene Fiebertraum ist nämlich auch ohne trickreiche Puppen kurios und ganz und gar außergewöhnlich.
Natürlich muss man den über mehrere Dekaden hinweg entstandenen Sandsturm aus wild zusammengewürfelten Elementen, Wendungen und Haken keineswegs auf Anhieb verstehen oder Henson und Juhl am fiktiven Panel-Set in der Wüste sofort erkennen, um zu durchschauen, dass die Comic-Realisierung des unkonventionellen Drehbuchs in erster Linie eine Hommage an Jim Henson ist – an diesen unermüdlichen, innovativen Pionier der Unterhaltungsindustrie, dem die Grenzenlosigkeit der Vorstellungskraft so viel bedeutet hat.
»Während der Arbeit sagte man mir oft, dass Jim über unsere Schulter blicken würde«, rückt letztlich auch Pérez die intensive Arbeit an seiner bis dato wichtigsten und erfolgreichsten Comic-Arbeit ganz in diesen huldigenden Kontext. »Ich glaube, er hatte recht – und dass Jim und Jerry stolz auf uns wären.«
Da kann der sympathische Pérez beruhigt sein – Jim Henson hätte diesen durch und durch fantastischen Comic geliebt.
Christian Endres
JEFF PARKER/KEV WALKER/DECLAN SHALVEY u. a.
THUNDERBOLTS
Marvel, New York City 2010–2012 · 128–144 Seiten · $ 14,99–19,99 (US-Import)
Nach dem verheerenden Onslaught-Crossover Ende der Neunziger gab es ein Heldenvakuum im Marvel-Universum, da viele prominente Streiter für das Gute nicht mehr auf Erden weilten. Natürlich kehrten die Avengers und die Fantastischen Vier irgendwann alle in ihre angestammte Umgebung zurück, doch zeitweise war das Aufgebot um Spider-Man und die verbliebenen Heroen etwas dünn. Autor Kurt Busiek und Zeichner Mark Bagley nutzten diese freien Plätze in der vordersten Reihe, um ein völlig neues Superhelden-Team ins Rennen zu schicken. Das war die Geburtsstunde der Thunderbolts, die ihrem Motto nach justice like lightning brachten, also Gerechtigkeit wie der Blitz.
Der Clou an den Neu-Helden, die sich tatsächlich schnell einen Namen machten und aufgrund ihrer Beliebtheit sogar das leerstehende Quartier der Fantastischen Vier beziehen durften: In Wahrheit handelte es sich bei den originalen Thunderbolts um Schurken, die der sinistere Baron Zemo als Anführer zusammengebracht und mit neuen Identitäten ausgestattet hatte, um das Vertrauen der Welt zu gewinnen und sie schließlich im richtigen Moment an der Gurgel zu packen. Mit einem hatte Zemo jedoch nicht gerechnet – denn plötzlich fanden einige seiner Untergebenen, die er größtenteils aus den schurkischen Masters of Evil rekrutiert hatte, Gefallen daran, als Helden und Beschützer bejubelt zu werden. Entsprechend schwierig entwickelten sich die Dinge.
Seit diesen unvergesslichen Anfängen haben die Thunderbolts zahlreiche Veränderungen durchlaufen. In ihrer jüngeren Vergangenheit machte der Science-Fiction-affine Transmetropolitan- Autor Warren Ellis eine neue Inkarnation der T-Bolts etwa zur Einsatztruppe des ehemaligen Grünen Kobold Norman Osborn, der zwischenzeitlich von Spider-Mans Erzfeind zu einer gewaltigen Bedrohung für das gesamte Marvel-Universum befördert worden war. Gegen Ende von Osborns als Dark Reign bezeichneter Schreckensherrschaft als oberste exekutive Instanz der USA übernahm im Januar 2010 Autor Jeff Parker die Geschicke der Thunderbolts von The Losers- Schöpfer Andy Diggle. Parker führte das Team direkt mit den Agents of Atlas zusammen, einer nicht weniger ungewöhnlichen Abenteurer- und Heldentruppe, an deren pulpig-innovativer Serie Parker sich bis dahin vor allem einen Namen gemacht hatte.
Während des Crossover-Events, der Osborns Regentschaft in einer großen Schlacht um das in irdische Gefilde bei Oklahoma verpflanzte Asgard beendete, ließ Parker die T-Bolts, die damals aus Bösewichten und Söldnern wie Ghost, Paladin, Headsman, Grizzly, Ant-Man, Nuke und Mr. X bestanden, im Schlachtengetümmel noch Odins Speer nachjagen. Das las sich schon ganz nett, ließ aber noch
Weitere Kostenlose Bücher