Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

keineswegs erahnen, dass Parker mit Eintritt in die Ära nach Osborn eine der besten Marvel-Serien der letzten paar Jahre kredenzen sollte.
    Während Brian M. Bendis etwa die Avengers und die New Avengers neu positionierte, machte Parker den Neuen Rächer Luke Cage, den einstigen Power Man und Helden für Geld, zum Schirmherren eines neuen Thunderbolts-Projekts. Das wiederum wurde im Raft angesiedelt, Marvels Hi-Tech-Superwesen-Gefängnis auf einer Insel vor Manhattan. Fortan sollten Schurken in den angewiesenen Heldeneinsätzen der neuen T-Bolts wieder die Chance erhalten, sich zu rehabilitieren.
    Im ersten neuen Team, das sich unter dieser Prämisse formierte, fanden sich der unaufhaltsame Muskelberg Juggernaut, Captain Americas Intimfeind Crossbones, das axtschwingende Trollmädchen Gunna, der geisterhafte Techno-Spion Ghost und die von einem Meteoriten verwandelte Psychologin und passionierte Schurkin Moonstone. Letztere war allerdings nicht das einzige involvierte Mitglied des ursprünglichen Thunderbolts-Teams von 1997, da Anführer Cage außerdem March-V, Fixer und Songbird als Betreuer des neuen Teams zur Seite standen, allesamt Thunderbolts der ersten Stunde und inzwischen eben längst rehabilitierte Heroen. Darüber hinaus gehörte noch das von Steve Gerber geschaffene Marvel-Sumpfmonster Man-Thing mehr oder minder zum Team, das mit seinen nur marginal erforschten Fähigkeiten und seiner Verbindung zum Nexus der Realitäten im Keller der turmhaften Basis kurzerhand zum Teleporter der neuen ’bolts aufblühte – zum botanischen Vehikel, das Parker zum Vorstoß in manch unbekannte, ungewöhnliche Gefilde nutzen sollte.
    Allein das fast hundert Seiten starke US-Jubiläumsheft Thunderbolts #150 muss konsequenterweise dann auch zu den besten Marvel-Heften des Jahres 2010 gezählt werden. Nicht aufgrund der Gastauftritte von Iron Man, Thor und Cap – eher aufgrund all dessen, was Parker in einer fremden, einsamen Dimension aus den lange schwelenden Konflikten zwischen den klassischen Rächern und den neuen Thunderbolts gemacht hat. Sein Gespür für Dialoge und Charaktere, aber auch sein großartiger Humor vermischten sich mit dem angenehm divergenten Artwork des britischen Künstlers Kev Walker zu einer bärenstarken Jubelnummer. Die beste Team-Serie zu dieser Zeit hieß also nicht X-Men oder Justice League oder gar Avengers , sondern ganz eindeutig Thunderbolts – woran sich die nächsten zwei Jahre nicht viel ändern sollte.
    Danach schickte Parker die Truppe dank Man-Things erstaunlichen Fähigkeiten auf Missionen in Japan, Deutschland und den USA. Anführer Luke Cage hatte stets alle Hände voll zu tun, diese widerspenstigen, wenig vertrauenswürdigen, zunächst überhaupt nicht als Einheit funktionierenden Thunderbolts auch nur halbwegs zusammenzuhalten. Nach ein paar Missionen der »Helden«, die trotz der Naniten-Rückversicherung in ihnen immer nur einen Schritt von der Meuterei entfernt waren, wurden Parker, Walker und der zweite Serienzeichner Declan Shalvey schließlich schon in die Events Shadowland und Fear Itself gezwungen. Parker machte das Beste aus dem gefürchteten Event-Zwang, der die Serie früh traf und die revitalisierten T-Bolts sogar just eines Teammitglieds beraubte. Doch indem Parker den zu einem Avatar des Gottes der Furcht erkorenen Juggernaut bis zum Finale seines Runs aus dem Spiel nahm, zeigte er seinen Lesern frühzeitig auf, dass dieses Thunderbolt-Team und diese Serie etwas Besonderes waren, erst recht nach gängigen Superheldencomic-Maßstäben. Die Botschaft war eindeutig: Alles kann passieren, niemand ist sicher, und die Dinge sind ständig in Bewegung. Dabei ließ Parker weder die Kontinuität der Thunderbolts aus den knapp 140 US-Heften vor ihm außer Acht, noch die Hintergrundgeschichten der einzelnen Charaktere. Humor und Kreativität kamen ebenfalls nie zu kurz, und selbstverständlich gab es Action zuhauf.
    Nachdem das Team zwischenzeitlich noch so manchen Abgang zu verzeichnen und Cage und Co. mitunter ein B-Team um so unterschiedliche Super-Knackis wie Boomerang, Mr. Hyde oder die dämonische Satana ausgehoben hatten, trieb Parker seinen von brillanten Einfällen und Entwicklungen geprägten Run auf die Spitze. In Folge eines riskanten Fluchtversuchs schickte er die neuen Thunderbolts ohne ihre Aufpasser, dafür aber mitsamt ihrer Basis auf Zeitreise, transformiertes Man-Thing-Habitat im Keller sei Dank.
    Ihre Flucht durch die Zeit führte Moonstone, Boomerang,