Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
bleiben. Angesichts der Seitenzahl für den Auftakt sogar ein paar zu viel, weshalb das große Ganze zunächst noch etwas verworren wirkt. Dennoch ist der erste Band von Das UPgrade ein kunterbuntes Versprechen, ist das Potenzial deutlich zu erkennen, egal ob nun Ostalgiker, Imperialist oder Nerd. Am Ende geht es eben auch gar nicht um Ost oder West und schon gar nicht allein um Ostalgiker-Klischees – es geht nur um das, was vor und hinter Ronny und Cosmo liegt, und natürlich darum, in was für einem Zusammenhang die beiden genau stehen.
Muss die Story selbst ihr Versprechen in den Fortsetzungen erst noch einlösen, beeindruckt das Artwork schon jetzt und braucht sich mit klarem Strich und interessanten Seitenkompositionen keineswegs hinter der Konkurrenz verstecken, sei sie nun national oder international. Wohin Ronnys und Cosmos Reise auch führt und wo immer sich ihr Schicksal auch erfüllen mag – aussehen wird das immer extrem gut, so viel steht schon jetzt fest.
Die kommenden Happen werden außerdem schnell zeigen, ob neben dem fantastischen Look auch der Mut belohnt wird, der für ein Projekt dieses Ausmaßes und nicht zuletzt dieses Genres nötig ist. Deutsche Comics ohne unmittelbaren autobiografischen oder zumindest biografischen Ansatz, die sich zu allem Überfluss noch stark in den anrüchigen Gefilden von Science Fiction und Superheldentum austoben, müssen ja mit einer gewissen Grundskepsis zurechtkommen. Obwohl, genügend Autobiografisches arbeitet das Künstlergespann ja immer wieder ein, während letztlich sogar die Biografie eines ganzen (geteilten) Landes irgendwie im Mittelpunkt des ambitionierten Szenarios steht.
Sicherlich hätte man den Einstieg etwas leichter gestalten und den Leser erst einmal mit einer Handvoll Fragen weniger konfrontieren können. Doch wenn der Mensch eines möchte – wenn ihn eines zum Weiterlesen motiviert –, dann sind das Fragen. Fragen, und die Aussicht auf Antworten. Schon der nächste Band dürfte die eine oder andere Antwort bereithalten – und zeigen, ob der deutsche Comic am Ende wirklich ein kleines Upgrade bekommen wird oder nicht.
Christian Endres
L. FRANK BAUM/ERIC SHANOWER/SKOTTIE YOUNG
DER ZAUBERER VON OZ
(THE WONDERFUL WIZARD OF OZ)
Panini, Stuttgart 2012 · € 24,95
Dass der als Superheldenzeichner bewährte Skottie Young (geboren 1978) einmal im zauberhaften Lande Oz aufwachen würde, hätte er sich wohl nicht träumen lassen. Als er 2007 das Angebot des Marvel-Redakteurs erhielt, L. Frank Baums im Jahre 1900 in Amerika veröffentlichtes Kinderbuch zu illustrieren – seinerzeit das meistverkaufte Kinderbuch überhaupt –, zögerte er zunächst: Würde ihn seine Fangemeinde noch wertschätzen, wenn er aus der Welt der New X-Men desertierte, um sich den Abenteuern der kleinen Dorothy und ihres von keinem Professor Xavier geschulten grotesken Anhangs zu widmen? Jener kindlich-betagten Dorothy, die seit über einem Jahrhundert auf der gelben Ziegelsteinstraße unterwegs ist, um das Smaragdschloss des Zauberers von Oz zu finden?
Nach einigen Gesprächen mit Freunden entschied sich Young, die X-Men , Venom und den Spider-Clan hinter sich zu lassen und sich anderen Heroen zuzuwenden: dem Blechmann, der Vogelscheuche und dem bangen Löwen, diesem fantastischen Triumvirat, dem Dorothy auf jener yellow brick road begegnen wird.
Gemeinsam mit dem mehrfachen Eisner-Award-Preisträger Eric Shanower (geboren 1963), Absolvent der renommierten Joe Kubert School of Cartoon in New Jersey und Fachmann in Sachen »Oz«, nahm er das Projekt in Angriff. Und er hätte keinen geeigneteren Reisegenossen als Shanower für dieses Projekt einer Adaption finden können.
Immerhin hatte sich Shanower seit Jahren in den Oz-Mythos vertieft, selbst etliche Beiträge zum Thema verfasst und so seine Oz-Kundigkeit unter Beweis gestellt. Unter seinen Werken waren Graphic Novels wie The Enchanted Apples of Oz , The Ice King of Oz , die Kurzgeschichtensammlung The Salt Sorcerer of Oz und der von ihm illustrierte Roman The Giant Garden of Oz .
Nun hat er sich dem Original zugewandt, dem Kern des Oz-ologie: Der Geflügelzüchter und Handelsvertreter a. D. Lyman Frank Baum (1856–1919) schuf mit seinem Wizard of Oz einen amerika nischen Kinderbuchklassiker. Das Buch erschien mit den absolut ozesken, farbigen Illustrationen des kongenialen Zeichners William Wallace Denslow. (Denslow erwarb von den Einkünften seiner Oz-Bilder später die Insel Bluck’s Island im
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