Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
Freude hätte.
Der Zauberer verlangt von Dorothy und ihren Freunden, eine weitere böse Hexe zu besiegen. Erst dann will er ihre Wünsche erfüllen. Bei ihrem Kampf gegen das Böse helfen den Gefährten gerade die Eigenschaften, die sie an sich tadeln: Der Blechmann ist unempfindlich gegen die Bienen, die die Hexe schickt; die Vogelscheuche kann schadlos aus großen Höhen fallen. In der Philosophie des Zauberhaften Landes werden Schwächen zu Stärken, und manchmal bedarf es nur eines äußeren Zeichens, um den Entmutigten Selbstbewusstsein zu verleihen. Und so wird schließlich aus dem älteren Herren von Oz, der glaubt, nur ein passabler Bauchredner zu sein, der wahrhafte Zauberer.
Schließlich und nachdem die böse Hexe besiegt worden ist, wendet sich fast alles zum Guten: Nur Dorothy verpasst den Ballon, der sie nach Kansas zurückbringen soll. Aber in zauberhaften Ländern gibt es immer eine zauberhafte zweite Chance. Und so sind es die silbernen Schuhe, die, mit den Hacken zusammengeschlagen, Dorothy heim nach Kansas bringen. Das hätte sie freilich schon ganz zu Beginn haben können, aber dann wären ihr die zauberhaften Umwege entgangen, die ganze magische Odyssee zum Nutzen aller Weggefährten wie Leser.
Shanowers und Youngs Umsetzung dieses Buches ist ganz fantastisch gelungen. Ihre auf alle schreienden Farben verzichtenden Augenweiden werfen ein zeitgemäßes Licht auf ein altes Kinderbuch – das man an kühlen Wintertagen an der knisternden Heizung ebenso genießen kann wie von Bienen und Hummeln umschwärmt unter dem Apfelbaum. ’s ist eben nirgends besser als daheim.
PS: Gott schütze Amerika und lasse möglichst viele Stürme nicht an seinen Küsten, sondern in den Künsten wirbeln.
Amen.
Hartmut Kasper
BODO TRABER/TILMAN ZENS
PUPPENSTADT
Regie: Petra Feldhoff · Komposition: Ralf Haarmann · Westdeutscher Rundfunk 2012
Im Mittelpunkt dieses Hörspiels wuchtet ein dicker philosophischer Brocken, der aber nicht erst seit 2001 einen spannenden literarischen Topos abgegeben hat: die Vermutung, dass wir Menschen nur Spielfiguren höherer Wesenheiten sein könnten.
»Sind wir Kinder, die in den glühenden Molochsarmen dieser Welt gebraten und mit Lichtstrahlen gekitzelt werden, damit die Götter sich über ihr Lachen freuen? Ist denn der Äther mit seinen Goldaugen eine Schüssel mit Goldkarpfen, die am Tisch der seligen Götter steht, und die seligen Götter lachen ewig, und die Fische sterben ewig, und die Götter erfreuen sich ewig am Farbenspiel des Todeskampfes?« So lässt Georg Büchner seinen Helden Danton düster räsonieren, und die launisch infantilen Götter stellen dabei die ins Negative gewendete Variante der allmächtigen, allwissenden Gottesfigur dar. Deren Absichten wiederum sind zwar nicht durchschaubar, aber prinzipiell von Wohlwollen für die Menschheit bestimmt.
Gleiches gilt ja auch für Jehovas säkularisierte Nachfolger, die geheimnisvollen Konstrukteure des legendären schwarzen Monolithen auf dem Mond, und überhaupt diese Außerirdischen, die uns im Lauf der Jahrtausende immer wieder Evolutionsschübe verpasst haben und deren Landebasen man, jedenfalls mit Däniken als Reiseführer in der Tasche, immer noch besichtigen kann.
Aber, um wieder mit Büchner zu spekulieren, warum sollten wir, angesichts der aktuellen Weltlage, den überlegenen Manipulatoren unbedingt freundliche Absichten unterstellen? Was wäre, wenn … Doch zurück auf Anfang und der Reihe nach.
Harmlos beginnt das Hörspiel: Eine Großmutter erzählt wissbegierigen Enkelchen ein Märchen von Marie Antoinettes Puppenstadt, und weil die Omi so überirdisch nett und das Märchen so hübsch gruselig ist, sind wir Hörer schon gleich in gespannte Erwartung schlimmer Dinge versetzt. Und werden nicht enttäuscht: Ein junger Zahnarzt mit dem sprechenden Namen Anders Allzir wacht aus einem Albtraum auf, in dem ihm ein Zahn gezogen wurde, doch die blutende Lücke ist real. Oder erscheint ihm das nur so? Denn offenbar leidet er im Folgenden unter kuriosen bis erschreckenden Wahrnehmungsstörungen. So erscheint ihm der Bohrer, den er in der Hand hält, plötzlich für eine paar Sekunden als Attrappe.
Als er abends seinen Hund spazieren führt, stößt er am Stadtrand auf eine gigantische Baustelle, an der offensichtlich im Eiltempo selbstständig arbeitende, insektenähnliche Maschinen neue Häuser hochziehen. Am nächsten Tag ist die Stadt schon merklich größer geworden, von einer Bautätigkeit
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