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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ist seine Schwester nicht untätig geblieben. Spielend gelingt es ihr, sich zu diesem geheimen Serverpark Zutritt zu verschaffen und die Sache zu einem guten Ende zu bringen: Jeremy wird endlich befreit, die Welt bekommt Medikamente gegen Krebs und AIDS und die Dissidenten im Gegenzug politisches Asyl. Und so verwundert es am Schluss auch nicht mehr sonderlich, wenn sich herausstellt, dass ohnehin alles ein abgekartetes Spiel war …
    Themen wie Neuroimplantate, Cyborgs, Bewusstseins-Back-up, Online-Strafvollzug, virtuelle Unsterblichkeit, dazu ein Plot um Konflikte und Karriere, Verschleppung und Vertuschung – das ist für sich genommen schon mehr als ausreichend Stoff für ein Hörspiel von 53 Minuten Dauer. Wenn dann aber auch noch Zeitreise und Atommüllentsorgung bemüht werden, ist der Bogen überspannt. Fast gewinnt man den Eindruck, der Autor habe auf der Suche nach möglichst vielen verwertbaren Themen eine Science-Fiction-Enzyklopädie konsultiert.
    Kennzeichen anspruchsvoller Science Fiction aber ist die spielerische Erkundung einer in sich stimmigen Welt, die sich in einem Novum von der unseren unterscheidet: Ob Expeditionen in unbekannte Räume, Konfrontation mit nichtmenschlichem Leben, folgenschwere Innovationen, Manipulationen von Körper und Geist, politisch-soziale Umwälzungen oder künftige Bedrohungen – stets ist es ein Thema, das im Fokus steht und modellhaft durchgespielt und zu Ende gedacht wird.

    Futur I und Futur II hätten, jedes für sich, das Potenzial für interessante Hörspiele gehabt. Die Kombination der disparaten Themen indes wirkt doch recht beliebig, deren Verknüpfung erscheint so konstruiert, so bemüht, dass der dramaturgische Bruch nicht zu übersehen ist. Max von Malotki hätte in Futur I ohne Not ganz auf das Zeitreisemotiv verzichten können – der illegal verklappte Atommüll und die Dissidenten hätten nicht zwingend aus der Zukunft kommen müssen und virtuelles Leben allein bietet genügend Konfliktstoff. So aber geht der Autor mehr in die Breite als in die Tiefe, verzichtet darauf, die angeschnittenen Themen zu Ende zu denken, und benutzt sie als bloße Aufhänger für einen Polit-Thriller.
    Über Futur II erfahren wir kaum mehr, als dass Kernkraft immer noch en vogue ist (Warum eigentlich? Gibt es Ende des 21. Jahrhunderts überhaupt noch Uran?) und Zeitreisen weniger Konfliktstoff zu bergen scheinen als Gorleben. Das in der Thematik schlummernde Potenzial, in unzähligen Geschichten raffiniert ausgesponnen, wird nicht genutzt, sondern erscheint lediglich als ein – und dann auch noch überflüssiges – Genrezitat.
    Hinzu kommt, dass es in der Logik der Handlung merklich knirscht, was dem Hörer doch einiges an gutem Willen abverlangt. Wer würde aus freien Stücken auf seinen Körper verzichten und sich digitalisieren lassen wollen, um für Konzerne möglichst effizient arbeiten zu können? Und was hätte er dann von einem noch so guten Einkommen? Wo hätte das Problem gelegen, die Kuben einfach auszutauschen und die Verwechslung zu bedauern statt zu vertuschen? Wie gelingt es einer jungen Frau, in ein streng geheimes, versiegeltes, mit Sprengfallen gesichertes militärisches Hochsicherheitsareal einzudringen? Welche Rolle spielt Jeremys und Meigans Mutter, die ihre Tochter zunächst beschuldigt, den Kubus selbst beseitigt zu haben, und weder vom »virtuellen Guantanamo« noch von dessen deportierten Häftlingen eine Ahnung haben will, wohl aber von den geheim gehaltenen Atommülldeponien aus der Zukunft, dann aber, wie sich zum Schluss herausstellt, von Anfang an von allem gewusst habe?
    Vorausgesetzt, ein künftiger Staat wäre skrupellos genug, Oppositionelle zu kriminalisieren und ihr Bewusstsein extrakorporal zu speichern, warum sollte er dann nicht auch den nächsten Schritt tun und die Simulationen kurzerhand löschen? Was hätte er davon, virtuelle Back-ups in eine Vergangenheit zu exportieren, nicht aber, angeblich aus humanitären Gründen, deren im Koma liegende Körper? Und warum sollten die Politiker in Futur I diese unwillkommenen Dissidenten nicht ihrerseits einfach löschen, statt sie kostspielig und geheim aufzubewahren? Würden die Eingeweihten ungeachtet aller Staatsräson nicht der Versuchung erliegen, sich Informationen über künftige Errungenschaften zu verschaffen? Können die virtuellen Gefangenen über eine niedergeschriebene Prophezeiung von ihrer bevorstehenden Befreiung Kenntnis bekommen, wo doch jede Veränderung der Vergangenheit

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