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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine alternative Zeitlinie generiert? Wieso ist von Dissidenten die Rede, die »uns um Jahrhunderte voraus sind«, wenn doch die Deportationen nur siebzig Jahre nach Futur I stattfinden?
    Und die Kardinalfrage, um die zu durchdenken sich auch schon andere Autoren gedrückt haben: Kommt die Digitalisierung von Bewusstsein wirklich einem Weiterleben nach dem Tod gleich, oder ist es nicht vielmehr doch nur eine Kopie, die das Original perfekt simuliert, ohne aber mit ihm identisch zu sein?
    Themenwahl, Figuren, Jargon und Sendeplatz von Futur III legen nahe, dass Max von Malotki sein Hörspiel vornehmlich für ein jugendliches Publikum geschrieben hat. Das darf aber kein Freibrief sein für einen allzu unbekümmerten Umgang mit Fragen der Logik und der dramaturgischen Gestaltung.
    Horst G. Tröster

GÜNTER KUNERT
    NACHRUFE
    Regie: Stefan Kanis  ·  Komposition: Michael Hinze  ·  Mitteldeutscher Rundfunk 2012
    Seit Herbert George Wells gehören Zeitreisen zum Standardrepertoire der Science Fiction. Es gibt wohl keine Variante des Themas, die in Literatur, Hörspiel und Film nicht bereits wiederholt durchgespielt wurde. Günter Kunert, bekannt für schwarzhumorige SF-Parabeln über Staat und Gesellschaft, konzentriert sich mit ironisch-zynischen Untertönen auf den Aspekt, wie Menschen reagieren würden, wenn in ihrer unmittelbaren Umgebung tatsächlich derart Außergewöhnliches geschähe.
    Bevorzugte Kulisse dieser Geschichte ist die Redaktion des »Klüverboten«, ein Lokalblatt in dem ländlich-biederen Städtchen »Klüvershagen«. Großer Journalismus findet hier freilich nicht statt, und Winzerfeste, Dackelrennen, Jagdhornblasen und ab und zu vielleicht noch eine Brandstiftung haben schon hohen Nachrichtenwert. Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn Lokalreporter Knetzschmer nur mäßig animiert den Auftrag von Chefredakteur Borgmann übernimmt, einen Nachruf auf Herrn Hasel, ein Klüveshagener Urgestein, zu verfassen. Hasel war im Ort als verschrobener Tüftler bekannt, was ihm den leicht despektierlichen Spitznamen »Einstein« eingebracht hat. Denn der Verstorbene galt zeit seines Lebens eher als schrulliges Original: ständig auf der Suche nach Brauchbarem, das er bevorzugt auf Herrn Paulis Schrottplatz fand. Metallteile aller Art nahm er dann in seine Werkstatt mit und werkelte damit oft nächtelang herum. Hasels Frau zeigt sich gegenüber dem sie interviewenden Reporter darüber wenig erbaut – wohl auch deshalb, weil sie ständig befürchtete, ihr Gatte hätte eines Tages das Haus abfackeln können. Das einzig Erwähnenswerte war, so die Witwe, ein seltsames Gebilde, das annähernd an ein Fahrzeug ohne Räder oder ein Boot ohne Seitenwände gemahnte. Inzwischen steht es wieder beim Schrotthändler. Für Hasels Nachruf gibt das nichts wirklich Substanzielles her, und Knetzschmer sieht sich am Ende seiner journalistischen Möglichkeiten.

    Doch dann ist plötzlich Schrotthändler Pauli verschwunden und mit ihm das seltsame Gebilde. Zur selben Zeit taucht ein Chinese in Klüvershagen auf, der vielleicht gar nicht so aufgefallen wäre, würde er nicht im örtlichen Getränkehandel unglaubliche Mengen an Mineralwasser kaufen, die er stets bar bezahlt. Nach einigen Tagen taucht der Schrotthändler wieder auf, psychisch stark angeschlagen und ohne eine Erklärung abzugeben. Kurz darauf ist er tot. Knetzschmer hat unterdessen die dubiose Apparatur näher in Augenschein genommen und ist auf einen Zeitungsfetzen gestoßen, in dem von Wassermangel im nördlichen Holstein aufgrund von »versalztem Grundwasser« berichtet wird. Das ist für sich schon seltsam, doch erst ein Blick auf die Jahreszahl – 2030 – überzeugt ihn endgültig davon, dass es sich hierbei um die bisher allergrößte Sensation handelt: Alles deutet darauf hin, dass tatsächlich eine Zeitreise stattgefunden hat! Beim Chefredakteur freilich stößt seine Recherche auf wenig Gegenliebe. »Zeitmaschine auf dem Schrottplatz entdeckt« – die biederen Einwohner von Klüvershagen wären bis ins Innerste verstört und würden am Verstand des Herausgebers zweifeln! Knetzschmer aber steigert sich so sehr in die Sache hinein, dass ihm das gleiche Schicksal ereilt wie den Schrotthändler. Es gibt jede Menge Nachrufe – seltsame Maschinen und Zeitreisen allerdings kommen darin nicht vor.
    Über die Zukunft erfahren die Hörer, abgesehen von den im Zeitungsschnipsel erwähnten kommenden Trinkwasserproblemen, praktisch nichts. Auch der Schluss

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