Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
kann man mit Fug und Recht auch von Tim Burton behaupten, der 1984, also lange vor seinen großen Erfolgen, einen kleinen, lustig-düsteren, autobiografisch angehauchten Kurzfilm drehte, der dann auch prompt zu einem Bruch zwischen dem Regisseur und der Firma Disney führte.
Es ging um den Jungen Viktor Frankenstein und seinen Hund Sparky. Der Köter wird von seinem Herrchen gerne als Komparse in selbstgedrehten Horrorfilmen eingesetzt. Als der Hund bei einem Autounfall ums Leben kommt, bringt Viktor ihn mithilfe von gezielten Stromstößen zurück ins Leben. Doch die Nachbarn bekommen Angst vor dem »neuen« Sparky und jagen Hund und Herrchen.
Einige Handlungselemente aus diesem Kurzfilm benutzte Burton bereits in seinem 1999er Film Sleepy Hollow und in dem von ihm »nur« produzierten Corpse Bride . Nun hat Burton aus dem Stoff einen langen schwarz-weißen (!) Film mit Stop-Motion-Puppen (!!) gemacht, das Ganze im IMAX 3D (!!!). Und der ist ihm, nach so mittelprächtigen, aber sehr erfolgreichen Filmen wie Alice im Wunderland sehr, sehr gut gelungen (leider war Frankenweenie mit einem Ergebnis von 11,5 Millionen Dollar in den USA – weltweit waren es dann doch 50 Millionen – ein veritabler Flop). Für jüngere Zuschauer bietet Frankenweenie zauberhafte Hinweise auf klassische Horrorfilme. Wir Älteren können uns daran erfreuen, dass Filme wie James Whales Frankenstein und Schauspieler wie Vincent Price (Martin Landau spricht in seiner Rolle als Lehrer eine Hommage an den großen Schauspieler) niemals vergessen werden. Und auf Blu-Ray bei jedem Wiedersehen eine neue Anspielung entdecken.
Lutz Göllner
DIE FRAU IN SCHWARZ
(THE WOMAN IN BLACK)
UK/USA 2011 · Regie: James Watkins · Darsteller: Daniel Radcliffe, Ciaran Hinds, Janet McTeer
★★★★✩✩
Nach Harry Potter ist vor dem Rest der Karriere. Ganz hinter sich lassen kann Daniel Radcliffe die düstere, mysteriöse Atmosphäre von Hogwarts zwar auch in Die Frau in Schwarz nicht, doch als melancholischer Familienvater, der einem dunklen Geheimnis auf die Spur kommt, überzeugt er in einem wunderbar altmodischen Gruselfilm, der mit traditionellen Mitteln extrem viel Spannung erzeugt.
London, circa 1900. Nach dem Tod seiner Frau lebt der Anwalt Arthur Kipps (Daniel Radcliffe) allein mit seinem kleinen Sohn in einer bescheidenen Behausung. Die Atmosphäre ist düster, die Straßen matschig und eingenebelt, die Menschen elegant gekleidet. Arthur, ein melancholischer Mann, der von Visionen über seine geliebte Frau geplagt wird und darüber seine Arbeit vernachlässigt, bekommt eine letzte Chance. Im fernen Norden soll er den Nachlass einer unlängst verstorbenen Witwe regeln. Der Abschied von seinem kleinen Sohn fällt schwer, doch schon wenige Tage später sollen Kind und Nanny nachkommen. Strömender Regen empfängt Arthur, vor allem aber die verschlossenen, höchst unfreundlichen Dorfbewohner, die ihn aus zunächst nicht nachvollziehbaren Gründen so schnell wie möglich loswerden wollen. Allein der wohlhabende Mr. Daily (Ciaran Hinds) lässt sich nicht von Schauergeschichten um eine mysteriöse, schwarz gekleidete Dame irritieren. Und das, obwohl auch er und seine Frau Opfer des Fluchs geworden sind, der über dem Dorf zu lasten scheint: Immer wieder kommen Kinder auf grausame Weise ums Leben. Irgendwie scheint das Rätsel mit dem Haus der Witwe zu tun zu haben, das einsam auf einer Insel vor der Küste steht und während der Flut vom Festland abgeschieden ist. In den verstaubten Räumen forscht Arthur im Nachlass der Witwe und kommt bald einem dunklen Geheimnis auf die Spur.
Schon der Vorspann lässt aufhorchen: Die legendäre Produktionsfirma Hammer, die für einen Großteil der klassischen britischen Gruselfilme verantwortlich war, ist einer der Produzenten von Die Frau in Schwarz . Nach Jahren der Fernsehproduktion wird nun wieder verstärkt fürs Kino produziert und das mit großem Erfolg, wie dieser Film beweist. Die Qualität des Films überrascht umso mehr, als Regisseur James Watkins zuvor den extrem reaktionären Horror-Schocker Eden Lake gedreht hatte, der banaler Teil jener Tendenz des Horrorkinos war, die in allererster Linie auf möglichst brutale, explizite Schock-Effekte setzte. Die Zurückhaltung, mit der er nun auftritt, überrascht dagegen aufs angenehmste. Praktisch keine Computereffekte werden eingesetzt, Blut fließt nur in sehr dezenter Menge, stattdessen stehen Schatten, düstere Räume und präzise
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