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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und Stalins allerdings ein Dutzendschicksal. Für die Eigenart der kollektiven Autorenpersönlichkeit wohl bedeutsamer waren die unterschiedlichen Lebenswege der Brüder, ehe sie »die Strugatzkis« wurden, wobei sie übrigens auch recht verschiedene Charakterzüge entwickelten. Arkadi, von Haus aus wohl eher naturwissenschaftlich interessiert, geriet durch den Militärdienst in die philologische Laufbahn als Japanologe (und Anglist), während Boris Astronomie studieren und anschließend an der Sternwarte in Pulkowo arbeiten konnte. Seine vielversprechende Laufbahn als Stellarastronom kam ins Stocken, als sich kurz vor Vollendung seiner Dissertation erwies, dass die von ihm entwickelte Theorie in großen Teilen schon 1943 von dem berühmten indisch-amerikanischen Astronomen (und späteren Nobelpreisträger) Subrahmanyan Chandrasekhar aufgestellt worden war. Die Fachzeitschrift mit der entsprechenden Publikation war wegen Krieg und Eisernem Vorhang nicht rechtzeitig nach Leningrad vorgedrungen; man kann also durchaus sagen, dass der Astronom Strugatzki ein Opfer der politischen Verhältnisse war – wenngleich nicht auf die Art, wie man sich das für gewöhnlich vorstellt. Ideologisch waren die Strugatzkis damals noch voll und ganz auf Linie – »überzeugte Stalinisten«, wie sie selbst später sagten, überzeugt freilich aus dem einzigen Grunde, dass sie es nicht anders kannten, und gleichzeitig auf merkwürdige Art unpolitisch: Boris Strugatzki hat das einmal mit der Erinnerung illustriert, wie er 1955 in einer Prüfung mit theoretischen Kenntnissen des Marxismus-Leninismus brillierte, dann aber doch nur mittelmäßig abschnitt, weil er nicht wusste, wie der Parteichef hieß (nämlich Chruschtschow).
    Nach dem erzwungenen Abbruch seiner theoretischen Forschungen arbeitete Boris Strugatzki im Rechenzentrum der Sternwarte von Pulkowo. Im Gegensatz zu Arkadi, der nach seiner bewegten Zeit beim Militär die Ruhe zu schätzen wusste, fand Boris das Leben als Student, dann als Astronom wohl zu ruhig und ging zwischendurch auf Expeditionen: als Ausgräber bei archäologischen Forschungen in Mittelasien, im Hochgebirge des Nordkaukasus dann auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein Großteleskop (beide Erfahrungen fanden später in seinen Romanen einen Niederschlag). Im sozialen Leben war es eher umgekehrt: Boris beschränkte sich auf einen kleinen, stabilen Freundeskreis, während Arkadi schnell Freundschaften schloss und viele davon wieder einschlafen ließ (zu seinen Freunden zählte der berühmte, vom Publikum geradezu vergötterte Schauspieler und Liedermacher Sergej Wyssozki). Auch die Arbeit als Verlagslektor in Moskau brachte natürlich mehr Kontakte in den Kreisen von Literaten und Künstlern mit sich, zumal sich ja Arkadi selbst schon als Autor bewiesen hatte: mit einem Tatsachenroman über japanische Fischer, die vom Fallout eines amerikanischen Atomtests verstrahlt worden waren. (Er hatte den Roman weitgehend allein geschrieben, sein Offizierskamerad Petrow hatte an der Konzeption mitgearbeitet und sich ansonsten als Koautor vermutlich dadurch qualifiziert, dass er Chruschtschows Schwiegersohn war.)
    Aber beide Strugatzkis waren schon als Kinder begeisterte Science-Fiction-Leser gewesen – auch in der privaten Bibliothek ihres Vaters fand sich Einschlägiges –, und zumal der ältere hatte schon vor dem Krieg, als Halbwüchsiger, zwei Schreibhefte mit einem selbsterdachten SF-Roman gefüllt (seine früheste erhalten gebliebene SF-Erzählung stammt aus dem Jahre 1946, wurde aber erst 2001 veröffentlicht). Und so begannen sie noch vor Arkadis Entlassung aus der Armee mit der Arbeit an ihrem ersten gemeinsamen SF-Roman, der deutsch als »Atomvulkan Golkonda« bekannt ist. 1 Die Zusammenarbeit war noch nicht eingespielt, die treibende Kraft offensichtlich Arkadi, der die ersten beiden von drei Teilen schrieb, während Boris zögerlich an einzelnen Kapiteln herumwerkelte. Bemerkenswert daran ist, dass Boris dann den dritten Teil zwar in Arkadis Anwesenheit (der zu Besuch in Leningrad weilte), aber im Wesentlichen allein verfasste – und dass dieser Teil der bei Weitem handlungsreichste und dramatischste im Roman ist.
    Der Roman erschien 1959, brachte den Strugatzkis den einzigen staatlichen Literaturpreis ihrer Laufbahn ein und erreichte selbst für sowjetische Verhältnisse sehr hohe Auflagen. Er handelt von einer riskanten Landung auf der Venus – thematisch traditionelle SF jener Zeit, die

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