Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
ohnehin der Cyberspace sein wird. Teilen Sie diese Einschätzung? Und wer ist darauf am besten vorbereitet?
A: Tatsächlich ist der Cyberkrieg für das amerikanische Militär ein Krieg wie jeder andere. Es gibt sogar einen Vier-Sterne-General für diesen Bereich, der die Kommandogewalt hat. Aber ich glaube, wenn wieder ein Krieg ausbricht, wird er sich nicht auf Cyberattacken beschränken, sondern an Land, in der Luft und auf dem Wasser ausgetragen werden, wie es schon bisher der Fall war. Keine Ahnung, wer für den Cyberkrieg am besten gerüstet ist. Am meisten zu verlieren haben jedenfalls die technisch am weitesten entwickelten Länder und Organisationen. Und im Vorteil ist bei einem Cyberkrieg derjenige, der den Angriff startet.
F: Wie viel Zeit verbringen Sie eigentlich mit Recherche? Es ist sicher nicht einfach, immer auf der Höhe der Zeit zu bleiben, was all die technischen Neuerungen anbelangt, über die tagtäglich berichtet wird.
A: Es fällt mir schwer, zwischen der Zeit, die ich mit recherchieren verbringe, und der Zeit, die man als Alltag bezeichnen könnte, zu unterscheiden. Was Wissenschaft und Technik betrifft, steckt in mir eine unzähmbare Neugier. Neue Entwicklungen, neue Ideen sauge ich auf wie ein Schwamm. Natürlich bemühe ich mich dann, wie ein guter Journalist die jeweilige Information mit Hilfe glaubwürdiger Quellen zu überprüfen, aber es geht hier nicht um hundertprozentige Genauigkeit – ich schreibe ja Romane und keine wissenschaftlichen Abhandlungen. Trotzdem: Was die Details anbelangt, versuche ich, so akribisch wie möglich zu sein. Für »Kill Decision« etwa habe ich Dutzende von Büchern über Militäroperationen und Taktik gelesen. Das ist es, was mir an meinem Job wirklich gut gefällt: Man lernt immer etwas dazu.
F: Und wann hat es mit dieser Begeisterung für alles Technische angefangen? Waren Sie eines dieser Wunderkinder, die schon im Kindergarten wie selbstverständlich mit dem Computer umgegangen sind?
A: Die Begeisterung dafür reicht tatsächlich schon ziemlich weit zurück, aber ein Wunderkind in diesem Sinne war ich nicht. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Lineares Programmieren ist mir immer äußerst schwergefallen – ich habe einfach keinen Zugang dazu gefunden. Erst nach dem College habe ich Programmierformen entdeckt, mit denen ich besser zu Rande gekommen bin.
F: Sie waren dann auch lange Jahre im IT-Sektor tätig. Dort wird ja bekanntermaßen nicht schlecht bezahlt. Was hat Sie dazu bewogen, ausgerechnet Schriftsteller zu werden?
A: Ich habe als selbständiger IT-Berater für etliche große Firmen gearbeitet. Das hat viel Spaß gemacht, aber irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich einfach etwas Neues machen musste. Außerdem machte ich mir zunehmend Sorgen darüber, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickelt. So entstand dann mein erster Roman »Daemon« – ich wollte damit nicht zuletzt auch ein Warnsignal aufstellen. Jetzt arbeite ich als Vollzeit-Autor und bin recht zufrieden, aber ich gebe zu, dass ich die Zeiten, in denen ich mit meinem Team an komplexen IT-Projekten gearbeitet habe, ab und an vermisse.
F: Wo wir gerade bei Ihnen persönlich sind, erzählen Sie uns doch noch ein bisschen mehr über Daniel Suarez vor dem Schriftsteller Daniel Suarez.
A: Erwarten Sie bitte nichts Außergewöhnliches. Es war das, was man wohl als typische amerikanische Kindheit bezeichnet. Aufgewachsen bin ich in New Jersey in einer Familie mit insgesamt fünf Geschwistern – ich war der Jüngste. Meine Mutter war Krankenschwester, mein Vater arbeitete als Vertreter für die Schweizer Pharmafirma Hoffmann-La Roche. Als ich zehn war, haben sie sich scheiden lassen – wie gesagt, eine typische amerikanische Kindheit. Mit meinem Stiefvater hatte ich dann großes Glück. Er war als Ingenieur für eine britische Firma tätig und hat mich mit seiner Technikbegeisterung angesteckt. Trotzdem habe ich meinen Abschluss an der Universität nicht in Informatik gemacht, sondern in Englischer Literatur, und so startete ich ins Berufsleben mit Jobs in Verlagen und in der Werbebranche. Das war in New York, vor meinem Umzug nach Los Angeles Anfang der Achtzigerjahre. Erst dort ist es mit dem Programmieren losgegangen. Als dann der Internet-Boom begann, war ich bereits ein erfahrener Datenbankexperte mit eigener Firma, und darauf blieb ich während der ganzen Boom-Phase spezialisiert, was mir ziemlich geholfen hat, als der Crash kam. Meine Expertise in
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