Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
schlagkräftiges Argument, insbesondere in den USA, wo ein weitgehender Schutz der Besitzrechte als gesellschaftliches Allheilmittel gilt. Und noch stärker trifft das auf das Silicon Valley zu, wo man keine zwei Schritte machen kann, ohne einen Liberalen zu treffen, der davon überzeugt ist, dass die wichtigste – wenn nicht die einzige – Funktion des Staates ist, die Besitzrechte und alle damit verbundenen Verträge zu schützen. Mit anderen Worten: Wenn wir Nerds diesen Kampf gewinnen wollen, dann sind Besitzrechte ein ziemlich starker Pfeil im Köcher – und es geht nicht nur um uns Nerds! Deshalb reagieren Copyright-Gegner auch so heftig auf den Begriff »geistiges Eigentum«. Dieser künstliche, ideologisch belastete Begriff wurde in den Siebzigerjahren als Ersatz für die Formulierung »Monopolbestimmungen« oder »Urhebermonopole« eingeführt – denn es ist natürlich viel leichter, den amerikanischen Kongress davon zu überzeugen, dass ein Besitz geschützt werden muss, als wenn es um ein Monopol geht.
Dies ist der Punkt, an dem der Bürgerkrieg beginnt.
Sowohl Menschenrechte als auch Besitzrechte verlangen, dass Computer nicht von Behörden, Firmen oder anderen fremden Institutionen ferngesteuert und kontrolliert werden dürfen. Diese Rechte sollen sicherstellen, dass die Besitzer selbst entscheiden dürfen, welche Software sie laufen lassen wollen, und dass sie den »Sockel der Gewissheit«, von dem aus sie letztlich die gesamte Sicherheit ihres Computers steuern, selbst bestimmen können.
Vergessen wir nicht: Sicherheit ist relativ. Sie sind sicher vor Angriffen auf die freie Nutzung Ihrer Musikdateien, wenn Sie Ihre Computersoftware kontrollieren können. Damit wird jedoch die Sicherheit der Musikindustrie eingeschränkt, von Ihnen beispielsweise eine gebrauchsabhängige Nutzungsgebühr für die von Ihnen erworbene Musik verlangen zu können. Wenn Sie den zentralen Punkt Ihres Sicherheitsnetzes bestimmen können, dann haben Sie die Kontrolle und auch die Macht, sich gegen Angreifer schützen zu können. Wenn Regierungsbehörden oder die Musikindustrie oder Monsanto den Punkt bestimmt, dann haben sie die Kontrolle und können sich gegen Sie schützen.
Nun ist klar, auf welcher Seite wir in diesem Dilemma stehen. Wir stimmen darin überein, dass zumindest die Besitzer die Freiheit haben sollten, ihre Computer ganz zu kennen und kontrollieren zu können.
Aber was ist mit den Nutzern?
Computernutzer haben nicht immer dieselben Interessen wie die Besitzer von Computern – und wir werden zunehmend nur noch die Nutzer von Computern sein, die wir nicht selbst besitzen. Und wie wir die Konflikte zwischen Nutzern und Besitzern lösen werden, ist eine der bedeutsamsten Fragestellungen in der Technologiegeschichte. Es gibt, soweit ich weiß, keine einfache Antwort, die uns bei der Entscheidung in diesem Dilemma helfen kann.
Denken wir uns doch einmal in eine totale Pro-Besitzer-Position hinein. Ich nenne das »Besitz-Maximalismus«: »Wenn es mein Computer ist, dann sollte ich alle Rechte haben, um die Nutzungsbestimmungen für jeden festlegen zu können, der mein Gerät benutzen will. Wenn Ihnen das nicht passt, suchen Sie sich doch einen anderen Computer!«
Wie sähe das in der Praxis aus? Es wäre eine Kombination aus Startprozess, Sicherheitsabfragen, Gesetzen und physischer Kontrolle notwendig. Wenn Sie Ihren Computer zum Beispiel das erste Mal einschalten, legen Sie ein gutes Passwort fest, das möglicherweise noch mit Ihrem privaten Code-Schlüssel signiert wurde. Ohne diesen Schlüssel darf niemand die Liste manipulieren, in der die vertrauenswürdigen Quellen aufgeführt sind, von denen das TPM Ihres Computers Startprogramme akzeptiert. Wir könnten es gesetzlich verbieten, dieses System zu unterlaufen und ein vom Besitzer nicht zugelassenes Betriebssystem zu starten. Mit so einem Gesetz würde Spyware tatsächlich illegal, mehr noch als sie jetzt schon ist, und auch die heimliche Installation von DRM-Software würde damit unmöglich gemacht werden. Auch könnten wir das TPM so konstruieren, dass es nicht unbemerkt manipuliert oder entfernt werden kann – zum Beispiel mit einem zerbrechlichen Gehäuse, das Änderungen und Schäden sofort sichtbar macht. Wir könnten sogar ein Schloss anbringen.
Ich sehe darin viele Vorteile, aber es gibt auch Nachteile.
Betrachten wir einmal das fahrerlose Auto. Davon fahren schon eine Menge herum, hergestellt von Google und anderen. Es ist leicht
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