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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Autorinnen, wie Karla Schmidt und Heidrun Jänchen) wird eröffnet von Thomas Rudolf Peter Mielke, der sich rühmen darf, Miterfinder des Überraschungs-Eis zu sein. Reinmar Cunis wurde ebenso prämiert wie Ernst Petz, Rainer Erler (»Das Blaue Palais«), Gert Prokop, Egon Eis (der das Drehbuch für die Verfilmung des Edgar-Wallace-Romans »Der Frosch mit der Maske« schrieb) und Norbert Ströbe. Man liest Gutes und Überragendes von Andreas Eschbach, Andreas Findig und Andreas Fieberg, von Marcus Hammerschmitt und Frank W. Haubold; Michael Marrak ist zweimal vertreten, Michael Iwoleit und Wolfgang Jeschke sogar dreimal – 28 Geschichten und 23 Preisträger.
    Natürlich erspare ich mir den Versuch, den Inhalt von 28 Geschichten nachzuerzählen, die oft ihrer Anlage nach auch noch auf eine Pointe zulaufen. Dazu mögen sich Spaßverderber berufen fühlen. Einige Schlaglichter aber möchte ich doch werfen, weil sie möglicherweise bezeichnend sind für die Gattung beziehungsweise ihre Behandlung in unserem Sprachraum.
    Einem weit verbreiteten Missverständnis zufolge gehe es in Science-Fiction-Kurzgeschichten um Ideen. Das ist natürlich Unsinn. Short Storys welcher Art auch immer sind literarische Kunstwerke, und Literatur wird nicht aus Ideen gemacht, sondern aus Sprache. Die großen und vorbildlichen Short Storys aus dem angelsächsischen Sprachraum sind immer und in erster Linie sprachliche Kunstwerke. Und warum sollte irgendeine Literaturgattung auch Sonderrechte für sich beanspruchen, sich von sprachlichen Ansprüchen dispensieren zu können?
    Möglich, dass alle hier versammelten Geschichten zu ihrer Zeit vor Ideen gefunkelt oder geglüht haben. Als Leser aber möchte ich mich nicht unbedingt zum Ideenhort vorkämpfen müssen durch Textpassagen wie beispielsweise dieser aus der Story »In der Freihandelszone« von Heidrun Jänchen:
    »Joye schwabberte sich den Obstwhisky auf die Hose. Wenn er je eine perfekte Frau gesehen hatte, dann war es diese. (…) Die hochgezüchteten Supermodels der Erde waren ein Dreck dagegen, ein Nichts aus Haut, Knochen und Klamotten. Hier jedoch, das war das pralle Leben, voller Leidenschaft, Farbe und Feuer. Er seufzte, als sie zu tanzen begann. (…) In seinem Hirn herrschte eine große, angenehme Leere. Nur in seiner Hose war es plötzlich viel zu eng.«
    Oho – wann und wo wäre eine Erektion je schöner besungen worden? Die ganze Geschichte klingt so bemüht hard boiled und so rettungslos kleinkariert, dass man sich dringend Aufklärung über ihre Preiswürdigkeit gewünscht hätte.
    Selbst Iwoleit, der mit drei Stories ja offenbar in der Erfolgsspur Richtung Herz des Komitees schreibt, kann sprachlich durchaus nicht immer überzeugen. Seine drei Geschichten sind nicht nur die drei längsten, sondern neigen auch am meisten zum Schwadronieren. In seiner Geschichte »Ich fürchte kein Unglück« heißt es beispielsweise:
    »›Ich habe eine Theorie‹, sagte sie an einem unserer letzten Abende. Wir hatten noch einmal seit den Morgenstunden alle beischlaftauglichen Möbel in meinem Zimmer strapaziert (…) ›Ich glaube, dass jeder Mensch zu einem bestimmten Zweck geschaffen wurde. Jeder von uns hat eine besondere Aufgabe.‹ – ›Darf ich raten, was deine ist?‹ – ›Raus damit.‹ – ›Du bist mein Untergang. Meine Nemesis. Wenn ich Pompeij bin, dann bist du der Vesuv.‹«
    So viel postkoitaler Pomp muss dann wohl sein, zumal (wie es dort geschrieben steht) »nach zehn Jahren emsiger Studien«. Dem Erzähler »dröhnte der Schädel« – kein Wunder bei so viel sprachlichem Ballast. Am Ende der Erzählung steht des Erzählers Bekenntnis, ein Credo von geradezu kirchenväterlicher Wucht: »Es heißt, der Gedanke sei ein Abkömmling der Not. Ich behaupte eher: Der Glaube ist ein Abkömmling der Not. (…) ich bin mir sicher, dass ich meine Selbstsucht, meine jämmerlichen Hoffnungen, meine grenzenlose Einfalt verfluchen werde. Aber ich weiß auch: Ich werde lieben. Und deshalb fürchte ich kein Unglück.«
    Vielleicht ist das die Hauptnot selbst der prämierten und zweifellos ideenreichen Geschichten: Zu oft muss ein sprachlich klischeereicher Text eine große Nachdenklichkeit tragen, Verlautbarungen über die Welt und ihre metaphysischen Spiegelräume, Gott und Ewigkeit. Dann wirkt es mitunter, als hätte der Autor das, was er zu erzählen hat, aufwerten wollen durch eine höherwertige Thematik. Und tatsächlich laufen die Storys immer wieder, läuft selbst die im

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