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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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hatten, hat Tom die Kripo angerufen. Vorher hat er aber Hubert und Patrick noch einmal auf das Fabrikgelände geschickt, um Fotos zu machen. Wenn die Polizei das herausfindet, gibt es tierischen Ärger.«
    »Unglaublich. Das ist typisch. Irgendwann wird Tom damit auf die Nase fallen.« Die Szene in der Redaktion konnte sich Lara nur zu gut vorstellen. Sie verbot es sich, an den Inhalt der Thermobehälter zu denken, und sah doch drei bluttriefende Herzen nebeneinander auf einem Schreibtisch liegen.
    »Er kann sich damit herausreden, dass er zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, um was es sich in den Behältern handelte.«
    »Das ist fadenscheinig. Aber wahrscheinlich wird er wieder damit durchkommen. Ich verstehe nicht, warum er dieses Risiko eingeht. Er macht sich doch angreifbar. Kein seriöser Redaktionsleiter würde so handeln.«
    »Ich denke, er ist einfach profilierungssüchtig. Ein karrieregeiles Arschloch. Bis jetzt weiß ja niemand, dass Hubert und Patrick später noch einmal dort waren. Und wenn Tom Glück hat, findet die Polizei es auch nicht heraus. Wir haben jedenfalls haufenweise Fotos, die wir auswerten können.«
    Der Kellner servierte. Lara schluckte und betrachtete die wie Krallen aus dem Fleisch hervorragenden Knochen. Bei der Bestellung hatte sie noch nicht geahnt, was Jo zu erzählen hatte, und sich deshalb auf das »Carré d’Agneau en croûte de moutarde et d’herbes au jus de romarin« gefreut. Jetzt widerte sie schon der Geruch des Lammcarrés an. Widerwillig piekte sie in das Fleisch und ließ die Gabel sinken. »Tut mir leid, aber ich kann das jetzt nicht essen. Ich bestelle mir eine Nachspeise. Du kannst trotzdem weitererzählen.«
    »Die Spurensicherung hat jedenfalls alles mitgenommen. Nachdem ein Rechtsmediziner vorab bestätigt hat, dass es sich bei dem Inhalt um menschliche Herzen handelt, haben sie das gesamte Firmengelände abgesperrt. Seit zwei Tagen wird da jeder Stein umgedreht. Die werden Tage, wenn nicht gar Wochen brauchen, um dort alles abzusuchen.«
    »Wieso habe ich davon eigentlich noch nichts in den Medien gehört? Das müsste doch längst durch alle Sender sein.«
    »Kannst du dir das nicht denken? Weil uns die Kripo einen Maulkorb verpasst hat. Und dieses Mal konnte Tom sich nicht widersetzen.« Jos Appetit schien unter der Geschichte nicht gelitten zu haben. Er tupfte sich den Mund mit der Serviette ab und griff dann nach Laras Teller. »Darf ich mal kosten? Wäre schade, das zurückgehen zu lassen.«
    »Lass es dir schmecken.« Lara nahm noch einen großen Schluck Wein. Der Alkohol dämpfte den Aufruhr in ihr. »Ewig werden sie das aber nicht geheim halten können.«
    »Wollen sie auch nicht. Morgen soll die Bombe platzen, dann wird es eine große Pressekonferenz dazu geben.«
    »Das wird einen schönen Aufruhr geben. Leipzig entwickelt sich zu einer Hochburg des Verbrechens. Letztes Jahr hatten wir die Leichenteile im Elsterflutbecken, davor diesen Sektenfall, den Serienmörder Martin Mühlmann alias Doktor Nex und jetzt das. Wann findet denn die Pressekonferenz statt?«
    »Dreizehn Uhr im Polizeipräsidium. Soweit ich weiß, sind die Einladungen vorhin rausgegangen. Man hat aber lediglich von ›Leichenteilen auf einem Fabrikgelände‹ gesprochen.« Jo trank den letzten Schluck und sah sich nach dem Kellner um. »Wird jedoch nicht lange dauern, bis jemand rauskriegt, was da wirklich dahintersteckt.«
    »Davon kannst du ausgehen.« Lara nahm sich vor, nachher im Internet nachzuschauen, ob schon Neuigkeiten veröffentlicht worden waren. »Wie ich dich kenne, wirst du dort sein?«
    »Das lasse ich mir nicht entgehen.« Jo hob die leere Weinflasche, und Lara legte die Hand über ihr Glas. Sie musste nachher gleich Jens Hohnstein anrufen und ihn fragen, ob er ihr die Berichterstattung in dem Fall überlassen würde. Wenn sie Glück hatte, waren die anderen Kollegen morgen schon anderweitig verplant, und er ließ sie zu dieser Pressekonferenz gehen.
    »Ich hätte mir auch gern mal die Fotos angesehen, die Hubert und Patrick dort gemacht haben. Denkst du, da lässt sich etwas arrangieren?« Jos Arm fühlte sich unter ihrer Handfläche warm an.
    »Für dich tu ich alles.« Er lächelte schief. »Hab sie alle auf meinem Laptop. Wann willst du sie denn anschauen, heute Abend noch?«
    »Lieber nicht. Ich bin ziemlich erledigt.« Das war jetzt nicht nett von ihr gewesen. Wahrscheinlich hatte sich Jo vorgestellt, dass sie nach dem Essen noch mit zu ihm kommen würde, aber Lara

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