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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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verteilt als organischer Dünger überall auf dem Grundstück. Erinnere dich an den Häcksler.« Jo verzog angewidert den Mund. »Aber du hast recht. Wir übersehen etwas. Irgendetwas muss passiert sein, das ihn dazu bewegt hat, sich anders als sonst zu verhalten.«
    »Womit wir wieder bei der Frage wären, ob Frank Studer allein gehandelt hat.« Mark goss sich Cola nach. »Und dazu habe ich einiges zu berichten. Wie ihr schon gemerkt habt, habe ich mir Studers Akte heute früh in der Praxis vorgenommen und sie studiert. Und Magnus Geroldsens Unterlagen gleich mit.«
    »Von dem hast du auch welche? Aber ich dachte, der war gar nicht dein Patient.« Lara runzelte die Stirn.
    »In den letzten Jahren nicht, nein. Magnus Geroldsen befindet sich unter der Obhut des Leiters der Einrichtung Obersprung, Dr. Dr. Frieder Solomon. Ich war der Gutachter beim Prozess. Aber das wisst ihr ja.« Mark sah aus, als ob er nicht alles preisgab, was er wusste, aber Lara wollte ihn nicht unter Druck setzen.
    »Doktor, Doktor …« Sie setzte ein »ts, ts« hinzu, ehe sie den Satz weiterführte. »Hätte Studer denn rein theoretisch die Möglichkeit gehabt, in Obersprung Kontakt mit Geroldsen aufzunehmen? Oder hat er bloß dessen damalige Taten nachgeahmt?«
    »Deshalb wollte ich mich informieren. Meines Wissens spricht Magnus jedoch mit niemandem , nicht mit dem Personal und auch nicht mit Doktor Solomon. Von den anderen Patienten muss man ihn zu seinem eigenen Schutz fernhalten. Allerdings studiert er Jura. Dazu ist es notwendig, dass er schriftlich mit der Außenwelt verkehrt. Hier gäbe es also einen weiteren Anhaltspunkt.«
    »Sag doch nicht immer ›Patienten‹ zu diesen Typen!« Jo hatte die Rechte zur Faust geballt und pochte damit zu seinen Worten auf den Tisch. »Das sind Straftäter, Verbrecher, Mörder!«
    »Für uns sind es in erster Linie Patienten.«
    »Streitet euch nicht.« Lara versuchte, Blickkontakt zu Jo aufzunehmen, aber der schaute auf die Tischplatte. »Das bringt uns doch nicht weiter. Du denkst also, Geroldsen und Studer haben sich da drin nicht getroffen.«
    »Eher nicht, aber ich müsste nachforschen. Ich habe aber noch etwas anderes herausgefunden. Das hatte ich schon gestern Abend angedeutet.«
    »Was denn?« Jo schien sich wieder beruhigt zu haben.
    »Ich habe Geroldsens Vater aufgespürt.«
    »Der lebt noch?« Lara rieb sich über die Augen und stand dann auf, um Kaffee zu kochen, während Mark von seinem Besuch im Obdachlosenheim und dem Gespräch mit Wulf Geroldsen berichtete. Als er fertig war, schwiegen sie alle drei. Nur die Kaffeemaschine blubberte im Hintergrund.
    Jo fing sich als Erster. »Könnte nicht der Vater als Mittäter infrage kommen? Wie du ihn beschrieben hast, wirkt er wach und voller Tatendrang, nicht wie ein Säufer, der nichts auf die Reihe kriegt.« Er gestikulierte heftig. »Studer war doch immer mal in Berlin, wenn er Termine bei dir hatte. Oder womöglich kam Geroldsens Vater auch nach Leipzig. Die zwei könnten sich in einer Kneipe kennengelernt haben. Studer erzählt, dass er in Obersprung war, sie verstehen sich prima, werden beste Kumpels, Geroldsen will seinen Sohn rehabilitieren, Studer hilft ihm dabei, na und so weiter.«
    »Klingt ein bisschen weit hergeholt, das Ganze. Du hast heute wohl deinen Fabulier-Tag.« Lara zog die Augenbrauen hoch, aber Jo gab noch nicht auf.
    »Mark hat gesagt, dieser Vater wusste sofort, wer er ist und dass er wegen der Herzensache bei ihm war. Das ist doch seltsam, nicht?«
    »Die Berichterstattung in den Medien war schließlich für niemanden zu übersehen.« Mark schien nicht überzeugt von Jos Theorie. »Ich fand eher die Information des Vaters interessant, dass Magnus bereits als Jugendlicher in Therapie war.«
    »Was könnte uns das nützen?«
    »Vielleicht hat der damalige Therapeut Hinweise, die uns weiterhelfen können. Wir könnten ihn fragen, ob Magnus als Jugendlicher dort mit anderen Patienten in Kontakt gekommen sein könnte, die ihn dann negativ beeinflusst haben. Nach all den Jahren habe ich noch immer kein schlüssiges Motiv für Magnus’ damalige Taten gefunden, außer dass er ein Psychopath ist.«
    »Das finde ich nun wieder weit hergeholt. Ich glaube auch nicht, dass der andere Therapeut so einfach Informationen über seine Patienten herausrückt.« Jo schien beleidigt zu sein, weil weder Lara noch Mark seine Theorie ernst nahmen.
    »Was wollen wir jetzt unternehmen?« Lara hatte sich für den pragmatischen Weg entschieden.

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