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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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würde der Berichterstattung deutlich Auftrieb geben, und sie wollte versuchen, die gesamte Serie mit Hintergründen und Jos Fotos bei einem renommierten Blatt unterzubringen. Mark hatte sich nach ihrem gestrigen Telefonat entschieden, nach Leipzig zu kommen, und sie hatten sich für heute Mittag bei ihr verabredet.
    Die Bild -Zeitung legte mit ihrem letzten Satz den Finger in die Wunde. Bisher waren fünf Herzen gefunden worden, dazu die Leiche von Lisa Bachmann. Konnte ein Mann dies alles allein bewältigen, oder hatte Studer mit jemandem zusammengearbeitet? Über die Konsequenzen von Marks gestriger Bemerkung, Studer sei wie Magnus Geroldsen in Obersprung gewesen, wollte Jo jetzt gar nicht weiter nachdenken. Das würden sie nachher noch ausgiebig diskutieren können.
    Doch noch eine Frage ergab sich: Woran war Frank Studer eigentlich so plötzlich gestorben? Nachdem Schädlich endlich am Grundstück angekommen war, hatte der Kripobeamte sich zuerst Laras Gestammel von Kettensäge, Häcksler und Körperteilen in der Garage angehört, dann ein bisschen auf dem Gelände herumgeschnüffelt, versucht, durch die Fenster in das Innere des Hauses zu schauen und das Garagentor zu öffnen, das aber verschlossen war. Schließlich hatte er an die Tür gehämmert. Auch die Kriminalpolizei durfte nicht einfach ohne triftigen Grund in eine Wohnung oder ein Haus eindringen.
    Jo erinnerte sich noch gut an seine Überraschung, als die Klinke bei Schädlichs erstem Versuch nachgab und sich die Eingangstür einfach so öffnen ließ. Der Kriminalobermeister hatte ihnen befohlen, draußen zu warten, und war, laut nach Friedrich Studer rufend, im Haus verschwunden.
    Kurz darauf war Ralf Schädlich mit bleichem Gesicht wieder aufgetaucht, und dann ging alles relativ schnell. Die Kollegen von der Kripo kamen fast zeitgleich mit der Spurensicherung und dem Rechtsmediziner an. In der Zwischenzeit hatten Jo und Lara versucht, Ralf Schädlich auszuquetschen, aber mehr, als dass ein toter Mann im Wohnzimmer liege und sich in der Garage tatsächlich Leichenteile befänden, hatten sie nicht aus ihm herausbekommen.
    Nachdem der Kripobeamte Lara halbherzig versprochen hatte, ihr sobald wie möglich weitere Informationen zukommen zu lassen, war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als zurückzufahren. Wie die Bild so schnell Wind von der Sache bekommen hatte, war Jo unklar. Wahrscheinlich hatten sie einen Informanten bei der Polizei. Inzwischen musste es da draußen von Medien und Presse nur so wimmeln, und vermutlich würden spätestens heute Abend sämtliche Fernsehsender über den Leichenfund berichten.
    Er griff zum Telefon und legte es wieder zurück. Lara hasste es, wenn sie sich bedrängt fühlte. Die Uhr zeigte noch nicht einmal zehn. Wahrscheinlich saß sie noch beim Kaffee, und gewiss besaß sie noch keine neuen Informationen über Frank Studers Todesursache.
    Und doch ließen sich die Gedanken über den Toten nicht abstellen. Frank Studer war mit Sicherheit nicht einfach tot umgekippt, nachdem er Lisa Bachmann umgebracht und ihr Herz bei der Werbefirma in der Wittenberger Straße deponiert hatte, die Garage noch voller unerledigter »Arbeit«.
    Hatte sein Komplize ihn umgebracht, um einen Mitwisser zum Schweigen zu bringen? Stammten die Überreste in der Garage tatsächlich von den vorhergehenden Opfern des Schlachters oder hatte der Fall Bachmann/Studer womöglich gar nichts mit dem Schlachter zu tun? Und wie hatte Studer es geschafft, mit Magnus Geroldsen in Obersprung in Kontakt zu treten?
    Jo nahm sich einen Zettel und begann, seine Fragen zu notieren.

35
    »Wollt ihr was trinken? Wasser, Saft, Milch?« Lara betrachtete die beiden Männer an ihrem Küchentisch und musste lächeln. Sie sahen so unterschiedlich aus und ähnelten sich doch in Vielem. Mark wippte kurz mit dem Kopf. Er wirkte ausgelaugt. Wahrscheinlich arbeitete er zu viel.
    »Hast du Cola?«
    »Seit wann trinkst du denn sowas?« Jo schob seine Unterlagen auf dem Tisch hin und her.
    »Ich brauche jetzt Zucker. Hab kaum geschlafen letzte Nacht.«
    »Wegen des Falls?« Lara, die im Schrank nach dem süßen Gebräu suchte, drehte sich um und sah den schmerzlichen Zug um Marks Mund, bevor er ein müdes Lächeln versuchte. »Auch.«
    »Auch« bedeutete, es musste noch andere Gründe für seine Erschöpfung geben, aber sie wollte jetzt nicht danach fragen. Jo musterte Mark mit zusammengekniffenen Augen, bemerkte, dass Lara ihn beobachtete, und schaute schnell weg. »Lasst

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