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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Sie deutete auf Jo. »Morgen ist die nächste Pressekonferenz der Kripo anberaumt. Ich schlage vor, wir beide gehen hin.«
    »Ich habe leider morgen den ganzen Tag Sprechstunde, aber am Dienstag bin ich wieder in Obersprung. Dann befrage ich meine Kollegin dort, ob und wie Studer mit Geroldsen in Kontakt getreten sein könnte und ob es Möglichkeiten für ihn gibt, mit der Außenwelt zu kommunizieren.«
    »Könnte der Vater ihn dort besucht haben?« Die Kaffeemaschine röchelte, und Lara ging, um sie abzuschalten.
    »Oder andere Besucher. Gute Idee, Lara.« Mark lächelte ihr zu, und sie dachte, dass er jetzt etwas erholter aussah als vorhin. Das Zusammensein mit ihr und Jo schien ihm gutzutun.

36
    »… hier wurden zahlreiche Spuren gefunden.« Auf der Leinwand hinter dem Pressesprecher erschien eine Luftaufnahme von Frank Studers Grundstück. Von oben war das Haus fast quadratisch, in hellerem Rot hob sich seitlich das Garagendach ab. Jetzt erschien ein blauer Pfeil in der Präsentation, der auf die Garage zeigte. Die Soko hatte sich wirklich Mühe gegeben, das Ganze anschaulich zu gestalten. Der Pressesprecher saß in der Mitte, flankiert von je zwei Kollegen auf beiden Seiten. Außer dem Herrn ganz links – das Schild wies ihn als Vertreter der Staatsanwaltschaft aus – trugen alle Uniform.
    »… darunter auch eindeutige Beweise für den Mord an Lisa Bachmann. Die DNA-Untersuchung hat ergeben, dass die restlichen Spuren von vier weiteren Opfern stammen. Weitere Untersuchungen sind anberaumt. Derzeit sprechen alle Beweise dafür, dass Frank Studer in allen fünf Fällen der Täter war. In der Zwischenzeit haben wir das Auto der Ermordeten auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Taucha entdeckt, wo der Täter es abgestellt hat.«
    Vor dem Tisch wucherte ein Wald aus Mikrofonständern. Alle großen Fernsehsender waren vertreten, und auch die meisten Tageszeitungen und Zeitschriften hatten sich nicht lumpen lassen und Kollegen nach Leipzig geschickt, um über den spektakulären Fall zu berichten.
    Jetzt wurde das Bild weiß, und der Pressesprecher sah noch einmal nach rechts und links, um sich bei seinen Vorgesetzten zu vergewissern, dass er nichts vergessen hatte. Die jedoch schauten mit stoischen Gesichtern geradeaus, und so schloss er mit: »Sie können jetzt Fragen stellen.«
    Er hatte den Satz noch gar nicht ganz beendet, als in der ersten Reihe schon vier Leute aufsprangen und den Männern im Präsidium ihre Mikrofone entgegenstreckten. Lara schielte auf ihr Diktiergerät. Das grüne Lämpchen leuchtete. Jo, der die Hände im Schoß verschränkt hatte, beugte sich ein wenig nach vorn, um nichts von der nun folgenden Show zu verpassen.
    »Fritz Bestle von n24 : Sie haben uns mitgeteilt, dass Studer in allen Fällen als Täter infrage kommt. Kann es sein, dass er Komplizen hatte?«
    »Dazu kann ich beim derzeitigen Ermittlungsstand nichts sagen. Wir ermitteln in alle Richtungen.«
    Na klar. Lara rollte kurz mit den Augen. Taten sie das nicht immer? Der Nächste sprang auf.
    » RTL : Können Sie schon etwas zur Identität der Leichen sagen? Wer waren die vier anderen Toten?«
    »Wir prüfen derzeit alle Vermisstenfälle im fraglichen Zeitraum.«
    Das musste wohl für die Presse genügen. Laut Ralf Schädlich hatte die Kripo momentan tatsächlich noch keine Ahnung, von wem die anderen vier Herzen stammten. Der nächste Reporter stellte sich gar nicht erst vor, sondern rief gleich seine Frage in den Raum.
    »Waren es Frauen oder Männer?«
    »Die gesamte DNA ist weiblichen Ursprungs.«
    Also Frauen. Lara sah sich unauffällig um. Warum konnten die Beamten nie einfach nur die gestellten Fragen beantworten?
    »Albert Sonntag vom MDR . Gibt es womöglich mehr als fünf Opfer?«
    »Davon gehen wir nicht aus.«
    Interessante Idee. Lara nahm sich vor, dies nachher mit Jo zu diskutieren, und hätte dabei fast die nächste Frage verpasst.
    »Wie sind Sie auf den Täter gestoßen?«
    Lara sah zu Jo, der ihr zuzwinkerte.
    »Wir haben einen Tipp bekommen.«
    »Anonym?«
    »Nein.«
    »Könnte der Tippgeber etwas mit der Tat zu tun haben?«
    »Das ist ausgeschlossen. Bitte fragen Sie nicht weiter nach, wir werden uns dazu nicht äußern.«
    Jo stieß Lara unauffällig in die Seite. Sie hatten mit der Kripo vereinbart, aus der Sache herausgehalten zu werden. Die Presse würde sonst auch Lara und Jo belagern, und daran hatten weder sie noch die Kripo ein Interesse.
    »Welche Verbindungen gibt es zum Fall Magnus Geroldsen?«

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