Das Sehnen der Nacht (German Edition)
Tag.« Thane musterte ihn genau. »Hast du denn keine eigene Bude? Keine Verwandten, bei denen du unterkriechen kannst?«
Bran warf einen gelangweilten Blick auf die schmale Pritsche und die paar Möbel in dem Zimmer, in dem er wohnte, seitdem er bei Reiver angefangen hatte. Er zuckte mit den Schultern. »Es ist ein Ort zum Schlafen. Mehr brauche ich nicht.«
Im Moment zumindest nicht.
Nicht, bis er erreicht hatte, was er wollte – Rache.
Danach würde er vielleicht wieder zurück zu seinem wirklichen Zuhause gehen. Vielleicht würde er einen Weg finden, wie er weiterleben konnte, in der leeren Burg, wo Reiver nur den Tod hinterlassen hatte.
Er schob sich an Thane vorbei in den Gang. »Hat der Boss gesagt, was er von mir will?«
»Nö. Ich soll dich zu ihm hochschicken. Mehr nicht.« Der Leibwächter verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. »Ist sicher besser für dich, wenn du nichts zu verbergen hast.«
Bran ging nicht auf die Warnung ein. Mit langen Schritten durchquerte er den Club, vorbei an der Lounge für die Mitglieder und den Spieltischen. Ein paar von Reivers reichsten Kunden waren gerade eingetroffen. Jede Nacht schlossen sie hier Geschäfte ab, führten lange Diskussionen oder gaben sich – diskret arrangiert – irgendwelchen Ausschweifungen hin. Reivers Büro war oben im zweiten Stock, in einer luxuriös ausgestatteten Suite, die sich über die gesamte Etage zog. Zwei Vampire standen an der Tür Wache. Sie nickten und ließen ihn wortlos passieren.
Er trat in das Büro. Reiver stand vor einem riesigen Flachbildmonitor, eine Fernbedienung in der Hand. »Sie wollten mich sprechen.«
»Ja.« Es war mehr ein Knurren als ein gesprochenes Wort. Reiver fuhr herum und blickte Bran missbilligend an. Seine Gesichtszüge waren hart. »Man hat mich darüber informiert, dass ungefähr eine Stunde der heutigen Aufzeichnungen der Sicherheitskameras im Club irreparabel beschädigt sind.«
»Wirklich?« Bran gab sich überrascht. Doch natürlich war er es gewesen, der unmittelbar nach Danikas Erscheinen im Club die Aufnahmen aus dem Foyer gelöscht hatte.
Reiver brummte etwas Unverständliches. »Was bringt mir ein Wachhund im Gebäude, wenn er nicht immer mitbekommt, was sich hier tut?« Mit einer bewusst nachlässigen Bewegung legte er die Fernbedienung auf den Schreibtisch. Reivers Ruhe war nur vorgetäuscht, und Bran traute ihm keine Sekunde. »Ist heute irgendetwas Ungewöhnliches vorgefallen, Brandogge?«
Bei dem beleidigenden Spitznamen ballte Bran unwillkürlich die Fäuste, doch er riss sich zusammen. Reiver wollte ihn testen und reizte ihn mit Absicht, um ihn aus der Reserve zu locken. »Wir hatten heute Nachmittag eine Besucherin«, sagte er. Lügen war sinnlos. Wahrscheinlich wusste Reiver sowieso schon von Danikas Auftauchen und wollte nur seine Loyalität auf die Probe stellen. »Die Frau von der Party gestern Abend.«
»Danika MacConn.« Als Reiver ihren Namen aussprach, schnellte Brans Puls vor Hass in die Höhe. Er musste sich anstrengen, damit ihm seine Gesichtszüge nicht entglitten und er sich verriet. »Ich habe selbst ein paar Nachforschungen angestellt, nachdem es Thane gelungen ist, eine Sicherungskopie aus der Lobby herzustellen. Möchten Sie sie sehen?«
Bran schüttelte leicht den Kopf. Ganz eindeutig wollte Reiver ihn auf die Probe stellen. Und Thane wusste Bescheid und hatte ihn ohne jede Warnung in die Falle laufen lassen. Aber noch schlimmer war, dass Danikas Besuch im Club Reivers Interesse an ihr nur noch erhöht hatte.
»Anscheinend ist das aufdringliche Luder nur über die Feiertage im Schottland. Sie wohnt in dem kleinen Gästehaus am Fluss, auf dem Land der MacConn.«
Verdammt. Er wusste, wo Danika sich aufhielt und wie er an sie herankommen konnte. Reiver war ein gnadenloser Scheißkerl. In seinen Händen waren solche Details mehr als nur gefährlich.
»Die Frage ist, warum schnüffelt sie hier herum? Im Club, wo ich meine Geschäfte abwickle?«
Bran tat die Frage mit einem Schulterzucken ab. »Sie hat nicht gesagt, was sie hier wollte. Aber Sie haben ja die Aufzeichnungen gesehen. Weit ist sie nicht gekommen. Und so bald wird sie auch nicht wieder hier auftauchen. So wie ich mit ihr verblieben bin, glaube ich nicht, dass sie Ihnen noch einmal Probleme machen wird.«
»Nein«, sagte Reiver eine Spur zu schnell. »Nein, ganz bestimmt nicht. Dafür habe ich schon gesorgt.«
Es war, als wäre
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