Das Sehnen der Nacht (German Edition)
Antwort aufhorchen sollen, aber er war ganz auf eine Sache konzentriert: Danika. Er ging nach unten in Richtung des Kontrollraums des Clubs. Als er sich der Hintertür näherte, warf er kurz einen Blick hinter sich. Der Gang war leer. Thane war verschwunden.
Bran drückte die Tür auf und trat nach draußen in die winterliche Kälte. Es war zu gefährlich, ein Fahrzeug aus Reivers Fuhrpark zu nehmen und darauf zu hoffen, dass es niemand mitbekam. Aber er war ein Stammesvampir. Zu Fuß war er schneller als mit jedem Auto.
Bran rief die Kräfte, die ihm seine übernatürlichen Gene verliehen, und verschwand wie ein Blitz in der Nacht.
4
Danika erhob sich aus dem Schaukelstuhl und legte den schlafenden Connor vorsichtig in sein Nest aus Decken im Kinderbett. Sie wollte ihn nicht aufwecken. Im Schlaf, wenn er an ihrem Handgelenk gestillt worden war, wirkte sein Gesicht unschuldig wie das eines kleinen Engels. Sie genoss diese innigen Momente mit ihrem Baby.
Lange schaute sie auf das kleine Bündel in der zierlichen Wiege. Bei dem Anblick konnte man leicht vergessen, wie wild und unbezwingbar Connor einmal sein würde. Wie verwegen und tapfer das edle Stammesblut seines Vaters ihn machen würde. In wenigen Jahren, mit fünf oder sechs, war er schon alt genug, um seine eigene Beute zu jagen. Ein knappes Jahrzehnt später, und Connor war erwachsen, ein tödlicher Stammesvampir, bereit, der Welt seinen Stempel aufzudrücken. Würde er ein Leben als Zivilist wählen und sich eine Stammesgefährtin suchen, die ihm eigene Söhne und Jahrhunderte in trautem, friedlichem Familienleben schenken würde? Oder würde er in die Fußstapfen seines Vaters treten und sich in den Dienst einer größeren Sache stellen?
Tief in ihrem Herzen wusste Danika die Antwort auf diese Fragen, auch wenn es ihr schwerfiel, sie zu akzeptieren. Doch jedes Mal, wenn Connor ihre Finger mit seiner kleinen Faust packte und sie aus seinen Kinderaugen mit einem viel zu wissenden, unergründlichen Blick anschaute, der keine Mutter ruhig schlafen lassen würde, dann wusste sie: Ihr Sohn würde einmal das Leben eines Kriegers wählen, genau wie sein Vater.
Allein schon der Gedanke, dass sie auch ihn einmal verlieren könnte, brachte sie fast um den Verstand.
Danika küsste Connors weiches Haar, dann ließ sie ihn schlafen. Sie nahm ihre Teetasse von dem Tischchen neben dem Schaukelstuhl, knipste die Schreibtischlampe aus und ging mit einem letzten Blick auf ihr süßes Kind aus dem Zimmer. Leise drückte sie von außen die Tür ins Schloss.
Noch bevor sie sich umdrehte, spürte sie es: Connor und sie waren nicht mehr allein.
»Die Hütte gefällt mir«, sagte der eine der beiden Vampire, die mitten im Wohnbereich des Cottage standen. »Ziemlich gemütlich, findest du nicht auch, Kerr?«
»Und so abgeschieden«, flüsterte sein Begleiter mit einem sadistischen Grinsen, das bedrohlicher war als bloße Gewalt.
Danikas Hände schlossen sich fester um die getöpferte Tasse. Es war keine Frage, wie die beiden hereingekommen waren. Stammesvampire konnten durch bloße mentale Anstrengung durch verschlossene Türen gehen, wenn sie etwas wollten, das sich auf der anderen Seite befand. Schmelzender Schnee tropfte von den Stiefeln der beiden Schlägertypen, die ihr dunkel und bedrohlich gegenüberstanden. Es konnte keinen Zweifel geben, woher sie kamen.
Reiver.
Nicht zum ersten Mal bereute Danika, dass sie zum Club dieses Kerls gefahren war. Die Entdeckung, dass jemand, den sie einmal gekannt hatte – jemand, den sie einmal gern gehabt hatte –, heute für Reivers verabscheuungswürdige Organisation arbeitete, lag ihr immer noch schwer auf der Seele. Malcolm MacBain hatte einen anderen Namen angenommen, und, aus welchem Grund auch immer, verheimlichte er seine wahre Identität. Doch Danika konnte er nicht täuschen. Es war Mal, trotz der Narben in seinem Gesicht, das früher so attraktiv gewesen war. Aber nur weil sie seinen Namen und sein Gesicht erkannt hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie dem Mann trauen konnte, der aus Mal geworden war.
Mit dem Rücken gegen die Tür, die beiden gewaltbereiten Eindringlinge vor sich, ging Danika die Frage durch den Kopf, ob wirklich Reiver persönlich sie geschickt hatte oder sein treuer Wachhund im Club, der so vehement ihr Schweigen eingefordert hatte. Danika zitterte jetzt noch bei der Erinnerung an den kalten Zorn in seinen Augen.
»Was wollt
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