Das Sehnen der Nacht (German Edition)
alles Blut aus Brans Gehirn gewichen und nur eisige Kälte zurückgeblieben. Er hielt dem ausdruckslosen Blick seines Chefs stand und gab sich alle Mühe, ihm nichts von der Angst merken zu lassen, die ihn erfasst hatte. »Sie haben schon dafür gesorgt, Sir?«
Reiver nickte. »Vor ein paar Minuten habe ich ein paar Männer zum Land der MacConn geschickt, damit sie sich um die Frau kümmern. Sie können sie bestimmt davon überzeugen, dass sie sich aus meinen Geschäften besser raushält. Für sture Weiber ist Edinburgh leider ein ziemlich gefährliches Pflaster.«
»Wen haben Sie geschickt?« Die Worte blieben Bran fast im Hals stecken. Wie gelähmt wartete er auf Reivers Antwort.
»Kerr und Packard.«
Zwei von den ganz brutalen Schlägern. Thane und ein paar der anderen Stammesvampire im Dienst von Reiver waren auf ihre Art gefährlich. Aber Kerr und Packard setzte er nur für die schlimmsten Jobs ein. Sie waren die Knochenbrecher in Reivers Stall, und er schickte sie nur los, wenn er mit blutiger Gewalt dafür sorgen wollte, dass seine Nachricht auch beim Adressaten ankam.
Bran wollte nichts mehr, als dem Kerl endlich die Kehle aus dem Leib reißen, auf der Stelle. Aber wenn er Reiver jetzt tötete, konnte er nicht verhindern, dass Danika den beiden Schlägern in die Hände fiel. Später war noch genug Zeit, um Reiver zu erledigen – dann würde Bran endlich seine Rache an ihm nehmen, wie er es seit Monaten geplant hatte.
Alles, was jetzt zählte, war Danika. Er musste zu ihr. Und zwar bevor Kerr und Packard ihr etwas Schlimmes antun konnten.
Bran räusperte sich, um den eisigen Knoten loszuwerden, der sich in seiner Kehle gebildet hatte. »Brauchen Sie mich sonst noch für irgendetwas …?«
»Nein«, sagte Reiver in beiläufigem Ton, der nichts davon verriet, dass er gerade wahrscheinlich das Todesurteil über eine unschuldige Frau gesprochen hatte. »Das ist im Moment alles, Brandogge. Ich lasse Sie rufen, wenn ich Sie heute noch einmal brauche.«
Bran neigte den Kopf und verließ das Büro. Er ging nach unten und durchquerte den Club, der sich inzwischen gefüllt hatte. Jeder ruhige Schritt stellte seine Selbstkontrolle auf eine harte Probe.
Er musste raus hier. Er musste zu Danika, und zwar so schnell wie möglich. Scheiße, wahrscheinlich kam er sowieso schon zu spät.
Bran ließ die Lounge für die Mitglieder hinter sich und ging um die Ecke in einen leeren Gang. Sofort beschleunigte er seinen Schritt. Beim Gedanken, dass Reiver jemanden bedrohte, der ihm am Herzen lag, verkrampfte sich sein Magen vor Sorge und Wut. Er konnte den Fluch, der ihm über die Lippen kam, nicht zurückhalten, und seine Fänge fuhren sich aus.
»Nicht gut gelaufen beim Boss, was?«
Bran hielt inne und warf einen finsteren Blick über die Schulter. Thane stand hinter ihm im Gang, eine massige Schulter an die Wand gelehnt, die Füße in den Lederstiefeln nachlässig gekreuzt. Man hätte meinen können, er langweile sich, wäre da nicht das Glitzern in seinen hellen Augen gewesen. Thane ahnte etwas.
»Irgendwas ist mit den Video-Aufzeichnungen vom Nachmittag schiefgelaufen. Aber ich nehme an, du weißt schon Bescheid«, sagte Bran kurz angebunden. Er konnte nur hoffen, dass Thane seine Sorge und Wut für Frust über den Anschiss hielt, den Bran vom Boss erhalten hatte. Dann fiel ihm ein, dass Angriff oft die beste Verteidigung war. »Vielen Dank auch. Hättest mir auch gleich sagen können, dass der Boss mir einen reinwürgen will.«
»Das geht mich nichts an. Und sagen brauch ich dir gar nichts«, erwiderte Thane. »Läufst du runter in den Kontrollraum und schaust dir die Bänder an?«
»Ja.« Bran nickte. Auf dem Weg zum Kontrollraum gab es eine Hintertür, die ins Freie führte.
Thane stieß sich von der Wand ab und kam auf ihn zu. »Ich komme mit.«
Bran knurrte verächtlich. »Du hast mir für heute wirklich schon genug geholfen, meinst du nicht? Warum machst du dich zur Abwechslung nicht mal nützlich und schickst ein paar Mädchen hoch zum Boss? Sie sollen’s ihm richtig gut besorgen, damit sich seine Laune hebt. Such dir die Besten aus, die gut im Blasen sind. Wenn er beschäftigt ist, lässt er vielleicht den Rest von uns heute Nacht in Ruhe.«
Thane schaute ihn an. In seinem Gesicht zeigte sich keine Regung. »Also gut, Bran. Tu, was du nicht lassen kannst. Ich kümmere mich solange um Mr Reiver.«
Wahrscheinlich hätte Bran bei der seltsamen
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