Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
zu:
Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur,
Kontraktionen der Prostata und einem
Pulsieren des Harnleiters.
L. jedoch weigert sich standhaft und zwickt die Pobacken zusammen. Ich glaube, an L.s Trauma ist ein italienischer Grenzpolizist schuld. Als L. und ich vor Jahren mit dem Zug am Bahnhof von Genua ankamen und uns durch die Halle Richtung Ausgang bewegten, erregte unser Gepäck die Aufmerksamkeit von zwei eifrigen Drogenhunden. Am Ende ihrer Leinen befanden sich zwei ebenso eifrige Polizeibeamte, die uns mit strenger Miene in ein kleines Zimmer geleiteten. In einem haarsträubenden Italienisch erklärten wir ein paar Hundert Mal, dass die Hunde sicher nur die Salami gerochen hätten, die mit dem restlichen Proviant in der Reisetasche lag. Die Beamten nickten, während einer von ihnen L. in ein Zimmer hinter dem Zimmer führte, der andere blieb bei mir und untersuchte die Reisetasche und die Salami.
Als die Tür aufging, kam L. stocksauer heraus, hinter ihm der Polizist, der gerade einen Gummihandschuh schnalzend in den Mülleimer beförderte. »Ich will nicht darüber reden«, sagte L., und dabei blieb es. Bald darauf ging L. zum Friseur und trennte sich von seinen langen Haaren. Er bestreitet das, aber ich bin sicher, dass es etwas mit der Sache zu tun hatte. Mike hingegen, mein homosexueller Yogakollege, in dessen erotischen Fantasien häufig Männer in Uniformen mitspielen, packt seit dieser Zeit IMMER eine Salami in sein Urlaubsgepäck. Er wurde aber noch nie ins Hinterzimmer gebeten, was ihn bald verzweifeln lässt.
Ich hoffe, L. hat die razzia rekta vergessen und wir können noch einmal über die Sache verhandeln: »Die Stimulation der Prostata soll einen bombastischen Orgasmus verursachen«, werfe ich beim Abendessen ins Gespräch.
»Unter gar keinen Umständen«, antwortet L. und löffelt dabei weiter seine Suppe.
Ich probiere es noch einmal: »Viel intensiver, geradezu überwältigend, heißt es.« Da lässt L. den Löffel sinken und sieht mich liebevoll an: »Welchen Teil von Unter-gar-keinen-Umständen hast du nicht verstanden, mein Herz?« Mist. Das wird wirklich schwierig.
Ich werde meinen alten Freund Markus konsultieren, der kennt sich aus mit Prostatas (Prostaten? Prostataten? 27 ). Mit Markus war ich liiert, als ich 16 war. Vier Jahre dauerte unsere Jugendliebe. Eine wunderschöne Zeit. Wir waren noch nicht verkorkst von schlechten Erfahrungen, die Unbeschwertheit der Kindheit schwang noch mit und die Welt glich einem Überraschungsei, das geöffnet werden wollte. Markus und ich sind immer noch gut befreundet. Er ist mein Berater in Herrenfragen, mein Umzugs- und Auszugshelfer, mein Notfall-Alibifreund und meine starke Schulter, wenn mal wieder alles schiefläuft. Im Gegenzug helfe ich ihm, seine Freundin Sonja zu verstehen. Wir können über alles reden, auch über Sex, ohne dass es peinlich wird. Markus ist auch sofort bereit, sich für mein Projekt ausfragen zu lassen, aber nur:
»Aber nur, wenn du die Geschichte mit der Karotte nicht erzählst. «
»I wo!«
Die Geschichte mit der Karotte geht so:
Als Markus 15 war, in einem Alter, in dem Jungs anscheinend 120 Mal am Tag onanieren und bei dem Wort Straßenverkehr einen Ständer bekommen, schnappte er auf, dass der männliche Orgasmus bei zeitgleicher Stimulation der Prostata noch intensiver sein soll. Dazu muss etwas anal eingeführt werden, das diesen Punkt trifft. Markus wartete einen Sonntag ab, an dem seine Eltern wie immer Radfahren gingen, legte im Wohnzimmer seinen Lieblingsporno in den Videorekorder und nahm sich eine frisch gewaschene Karotte mit aufs Sofa.
Markus fand, was er suchte. Mit angezogenen Beinen, einer Hand am Gemächt und der Karotte im Hintern, hörte er mitten in seiner Freude über diese großartige Entdeckung den Schlüssel in der Wohnungstür. Die Zeit hätte nicht gereicht, um den Porno auszumachen und in seinem Zimmer zu verschwinden, also beschloss Markus, dass ein laufender Porno im Wohnzimmer für die Eltern leichter zu verkraften wäre als der Anblick ihres halbwüchsigen Sohnes mit einem Ständer und einer Karotte im Anus. Wie ein schwuler Schneemann , schoss es ihm durch den Kopf, und er strumpelte gebückt, nackt und leicht o-beinig den Gang entlang in sein Zimmer.
Wie viel Markus Eltern von dem schwulen Schneemann zu sehen bekamen, ist bis heute nicht geklärt. Der Porno war wie vom Erdboden verschluckt und es wurde nie über das Thema gesprochen. Immer noch spekuliert Markus, ob es Zufall war,
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