Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
nachdem Beate und ich unbedingt wissen wollten, was in dem 10-DM-Überraschungspaket drin ist. Beziehungsweise Beate wollte es wissen und ließ das Paket an meine Adresse liefern. Wo es selbstverständlich meine Mutter öffnete. Zu meiner Verwunderung glaubte sie mir sofort, dass alles Beates Idee war, seufz-te und verstaute den Inhalt im hintersten Fach des Schranks im Elternschlafzimmer, von wo wir ihn heimlich Stück für Stück herausholten. Außer einem Slip aus Lakritze, einem schnöden Pornoheftchen, etwas Gleitcreme und Kondomen mit Fruchtgeschmack war da ein Hartplastikvibrator in Weiß dabei. Slip, Heftchen, Gleitcreme und Kondome gingen an Beate und mir blieb der Vibrator. Nachdem ich ihn mir genau einmal, wie in den Versandkatalogen gesehen, an die Wange gehalten hatte, verschwand das Ding für Jahre in einer Schublade. Bis er mir mit 17 wieder in die Hände fiel. Diesmal hielt ich ihn nicht an die Wange, was eine wesentliche Verbesserung darstellte.
Ich behielt meinen stufenlos regulierbaren Hartplastikkumpel und er zog mit mir und meinem damaligen tatsächlichen Freund in die erste gemeinsame Wohnung. Ich hatte die beiden einander nicht vorgestellt, da sie nur zum Einsatz kamen, wenn der jeweils andere nicht da war. Eines schönen Nachmittags musste es natürlich passieren: Ich hatte frei und lag recht gemütlich mit meinem Vibratorfreund im Bett, als ich den Schlüssel in der Tür hörte.
Was nicht passierte: Mein tatsächlicher Freund kam ins Zimmer, sah mich nackt mit meinem Spielzeug im Bett liegen, lächelte und legte sich dazu.
Was passierte: Ich versteckte panisch den Plastikstab in dem Spalt zwischen den Matratzen, mein tatsächlicher Freund kam ins Zimmer, sah mich nackt im Bett liegen, lächelte und legte sich dazu.
Jetzt heißt ja stufenlos regulierbar , zumindest im Falle eines Vibrators, dass man nur minimal drehen muss, damit er vibriert. Weiteres Drehen verstärkt dann die Vibrationen. Und als wir so im Bett lagen und mir mein Freund verliebt in die Augen sah, hörte ich es. Brrrrrrrrrrwwwwwwhhhhhh ... Und das Blöde war: Mein Freund hörte es auch. »Hörst du das?«, fragte er mich. Ich schüttelte energisch den Kopf. »Nein, was?« Er setzte sich auf und die Matratze bewegte sich. Brrrrrrrrrrwwwwwwhhhhhh ... Ich tippte auf unseren Kühlschrank und die Waschmaschine der Nachbarn, aber es kam ganz klar aus unserem Bett. Ich war geliefert.
Das war ein entsetzlich peinlicher Moment. Nicht, weil ich einen Vibrator besaß und mich deswegen geschämt hätte, sondern wegen der Tatsache, dass ich ihn versteckt hatte. Dass ich jemand war, der einen Vibrator versteckte. Natürlich ging alles gut aus. Mein tatsächlicher Freund fand das alles reizend , die zwei verstanden sich gut und wir unternahmen dann öfter etwas zu dritt. Trotzdem habe ich immer noch ein leicht unangenehmes Gefühl, wenn es um Vibratoren geht. Unsere Liaison zu dritt war vorbei, als mein technisch ambitionierter Freund aus Energiespargründen dem armen Vibrator ein Kabel verpasste. Damit man nicht immer Batterien austauschen musste. Da war dann irgendwie die Luft raus. Vermutlich habe ich deswegen auch nie mehr einen gekauft, nachdem der alte Hartplastikstab aufgrund seines hohen Alters von mir ging.
Da heute die Wahrscheinlichkeit, dass meine Mutter das Paket entgegennimmt, verschwindend gering ist, bestelle ich mir einen G-Punkt-Vibrator nach Hause. Die Auswahl im Internet ist überwältigend. Für jemanden, der den Markt seit Jahren nicht verfolgt hat, ist es eine ziemliche Überraschung, wie die Dinger heute aussehen. Für schlappe 139 Euro gibt es den Vibrator DeLight , der aussieht wie ein Seepferdchen auf Ecstasy. Er hat eine Einfühlfunktion und ist selbstverständlich aufladbar. Die Hersteller nennen das lila Ding ästhetische Skulptur und tatsächlich, hinge es in einer Duschkabine, man würde meinen, es sei eins von diesen wasserdichten Radios oder eine Shampooflasche mit Designpreis. Das Modell, das mir preislich eher zusagt, sieht hingegen aus wie einer von diesen Strohhalmen mit knickbarem Hals, nur dicker, und kostet 8 Euro. Inklusive Batterien. Das ist für mich ein 131 Euro starkes Argument, aber ich will L. in die Wahl mit einbeziehen.
Für L. ist die Sache sonnenklar. »Wir nehmen das Seepferdchen.« Als er mein fragendes Gesicht sieht, schiebt er ein »Oder?« hinterher. Warum er das um 131 Euro teurere Modell wählt? Ganz einfach. Das durchgeknallte Seepferd hat nämlich:
ein beleuchtetes
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