Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
sogenannten Realität hält mir L. die Tür auf. Ich bedeute ihm, dass er sich nicht vor mir verbeugen muss, was ihn kurzzeitig etwas verwirrt. Hinter uns drängt sich ein Typ vorbei und L. in seiner Lieblichkeit fragt ihn: » Entschuldige, habe ich dich angerempelt ?«
»Dit hätt ich dir denn schon jesagt « , tönt es zurück. Er ist ungefähr zwei Meter groß und hat eine platte Nase. Auf der Straße steht mit laufendem Motor sein knallblauer Porsche, den habe ich beim Hineingehen registriert. »Wo is’n hier die Tiefjarasche?«, ranzt er die Rezeptionistin an. Als die ihm erklärt, es gebe keine, er müsse um die Ecke in ein Parkhaus, verdreht er die Augen und verschwindet fluchend.
»Boxer«, sagt L. »Arschloch«, sage ich, »Zimmer 609«, sagt die Rezeptionistin.
Sie bringt uns hin. Im Fahrstuhl und auf den Gängen liegt dunkelroter Flauschteppich, die Beleuchtung der Zimmernummern leuchtet rot.
Rot, rot, rot sind alle meine Farben, rot, rot, rot, ist alles was ich hab,
daruhum lieb ich, alles was so rot ist, weil mein Schatz ein Hotelmanager ist.
Die Nummer 609. Ob sie uns wohl die Nummer 69 geben wollten, falls sie eine hätten? Eine Art Anspielung? Um die Zimmertür zu öffnen, muss man erst auf dem Türschloss einen Knopf drücken und dieses anschließend mit einem Plastikstift andippen. Diese Luxushotels immer, die können es sich nicht verkneifen, ihre Gäste vor stets neue Herausforderungen zu stellen. Ich kann mich noch erinnern, wie ich an Rezeptionen stand, um mich zu beschweren, dass das Licht nicht ginge. Da wurde es nämlich gerade modern, diese Plastikkarten als Generalschlüssel für Tür und Licht zu verwenden. Dann kamen die Wasserhähne, die man nicht aufdrehen konnte. Die mit den gut versteckten Bewegungssensoren. Oder diese Türen in Hotellobbys, die so perfekt in die Wandverkleidung eingelassen sind, dass man weder die Toilette noch den Aufzug findet.
Die Rezeptionistin erklärt uns ein paar weitere Raffinessen des Zimmers, wofür ich ihr wirklich dankbar bin. Normalerweise braucht man ja schon einen halben Tag, bis man die folgenden Geheimnisse seines Hotelzimmers gelüftet hat:
Welche Zahl muss ich drücken, um rauszutelefonieren?
Wo ist der Fön?
Wie funktioniert der Umschaltmechanismus vom Badewannenwasserhahn auf die Duschfunktion?
Warum ist die Dusche entweder brühend heiß oder arschkalt?
Wo ist der Hauptschalter fürs Licht?
Wo ist der Schalter für das Licht, das immer an bleibt, auch wenn man den Hauptschalter ausgemacht hat?
Wie war noch einmal die Geheimnummer vom Zimmersafe?
Wie stellt man die Belüftung im Bad wieder ab?
Ich bin dem Hotel auch wirklich dankbar, dass es einige Dinge NICHT hat. Eine Hotelbildschirmbegrüßung, zum Beispiel. Ich will nicht von meinem Fernseher im Hotelzimmer begrüßt werden. Ich pflege gerne ein sehr unpersönliches, fast anonymes Verhältnis mit meinen Fernsehern. Das Hotel verzichtet auch auf einen Senioren am Piano, der in der Lobby Richard-Clayderman-Lieder spielt. Auch dafür bin ich dankbar.
Als wir im Zimmer stehen, staune ich nicht schlecht: Mitten in der Mitte thront die Badewanne und geht direkt in unser Bett über. Ein Badbettmöbel. Ich könnte baden und mich anschließend ins Bett kullern lassen. Ich hab das hier einmal aufgezeichnet:
Toll, was?
Ich habe jedoch für solchen Schnickschnack keine Zeit, sondern ziehe mich sofort um und tusche mir die Wimpern. Ich will an die Bar, bevor das Abendessen losgeht. Vielleicht wartet die Prominenz schon.
In der Bar ist fast nichts los, dafür flackert ein hübsches Feuerchen im edlen Glasfeuerkamin. Wir setzen uns an das nächste freie Tischchen, die Sitzbank ist mit der Wand verschmolzen und das sieht ungefähr so aus:
Das ist zwar sehr hübsch, man sitzt nur leider wie ein Vollidiot, zumindest ich. Wären meine Beine einen halben Meter länger, könnte ich sie elegant gekreuzt abstellen, aber meine Durchschnittsbeine sorgen dafür, dass meine Füße kaum den Boden berühren. Das letzte Mal, als mir das passiert ist, war ich ungefähr sieben.
Gott sei Dank ist Brad Pitt nicht da , denke ich und sehe mich um. Nur zwei Blondinen, die sich, scheinbar in ein Gespräch vertieft, auch umsehen. Die Bedienungen und die Empfangsdame tragen alle elegantes Schwarz, sind alle hübsch, brünett, schlank und aus-ufernd freundlich. Die haben alle keine Kartoffel im Strumpf, so viel ist klar. Ich zwicke ein paarmal mit der Muskulatur meines Beckenbodens. Gott sei Dank rutscht kurz danach
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