Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
ebenfalls um die Neurotransmitter 66 Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin scharen wie Pubertierende um die Dorfbushaltestelle, ist ebenfalls rezeptpflichtig. Bei Frauen wirkt das ganze Zeug eh so gut wie nicht und die Liste der möglichen Nebenwirkungen klingt wie ein Horrortrip: Psychosen, Zittern, Angst, Krampfanfälle und Priapismus 67 .
Große Aufregung verbreiten seit Jahren die Substanzen Melatonan I und Melatonan II. Das als Aphrodisiakum beschriebene Melatonan II wirkt auf eine Gruppe Hormone, die unser Hypothalamus und ein Zwischenlappen der Hirnanhangsdrüse ausspucken und die zuständig sind für das Hungergefühl, die Bräunung der Haut und sexuelle Erregung. Das nenne ich Multitasking. Wegen dieser traumhaften Mischung, die uns braun, schlank und wuschig macht, wird das Zeug auch Barbiedroge genannt. Vorteil: Man wird braun, schlank und wuschig. Nachteil: Es ist verboten. Außerdem sind die Langzeitwirkungen und Nebenwirkungen unbekannt, das Zeug muss steril mit Wasser gemischt und regelmäßig unter die Haut gespritzt werden. Das schreckt die meis-ten Interessierten ab, nur nicht die aufgeblasenen Lackaffen, die mit den Armen ein O bilden müssen, weil sie sie nicht mehr am Körper anlegen können. Die sind, was Spritzen angeht, hart im Nehmen. In diversen Anabolika-Foren kann man eine Reihe der Nebenwirkungen begeisterter Nutzer lesen: Übelkeit, Kopfweh, Herzrasen, Restless-legs-Syndrom und Entzündungen wegen Blöd-Anstellen beim Spritzen.
Wenn auch Sie wieder die fantastische Idee haben, reich zu werden, indem Sie Melatonan II zur Herstellung eines Arzneistoffs nutzen, werden Sie, wie ich, bitter enttäuscht. Die US-amerikanische Firma Palatin Technologies entwickelte daraus Bremelanotid, alias PT-141, das erste wirkliche Aphrodisiakum. Bremelanotid steigert das sexuelle Verlangen von Männern und Frauen. Im Gehirn. Die Firma entwickelte ein Nasenspray: einmal den Rotz hochgezogen und zack, hat man Lust auf Sex. Wahnsinn, oder?
Nach einigen Diskussionen zwischen Palatin Technologies und der amerikanischen Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration (FDA) bezüglich eines vereinzelt auftretenden erhöhten Blutdrucks bei Testpersonen wurde die Entwicklung des Nasensprays eingestellt. Jetzt arbeiten sie an einer subkutanen Darreichungsform und hoffen auf bessere Werte bei der Blutdruckgeschichte. Seit Mitte 2009 ist die Klinische Testphase II angelaufen. Das dauert noch ewig. Aber sie bleiben dran, das hat mir Mr. Fischkoff vom Clinical Development persönlich versichert. Außerdem arbeiten sie an einem zweiten Produkt, PL-6983, das steckt in noch kleineren Kinderschuhen und soll alle Vorzüge von seinem Vorgänger in sich vereinen, ohne den unschönen Effekt auf den Bluthochdruck.
Das ist zwar alles rasend interessant, bringt L. und mich aber keinen Schritt weiter.
Im Internet stoße ich auf die Lösung: PSYCHOAKTIVE PFLANZEN. Das Wissen der Schamanen, germanische Zauberpflanzen, Kakteen, Pilze, Wurzeln aus Südamerika und Baumrinde aus Mexiko, die Produktpalette der Ethnopharmakologie ist schier unerschöpflich. Ich bin skeptisch. Ob es in Südamerika Internetseiten gibt, wo deutsche Hagebutte als exotisches Pulver verkauft wird ? Allerdings kann ich mich noch gut an Uli erinnern, der zwecks Umgehung eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz lieber auf Experimente mit Nachtschattengewächsen setzte. An einem Abend, der mir besonders gut in Erinnerung ist, bekam Uli im Rausch Hunger und machte sich ein Salamibrot – mit dem gravierenden Unterschied, dass er den Putzschwamm aus seiner Spüle als Brotscheibe nahm und diesen fingerdick mit dem Scheuermittel ATA belegte. Ja, wenn ich es mir recht überlege, könnten Pflanzen vielleicht etwas bewirken. Ich schaue nach: Jawoll. Fast alle Kräuterhändler haben Aphrodisiaka im Angebot. Einer der seriösesten mit der größten Auswahl und den meisten Empfehlungen ist Elixier:
Elixier ist ein Internetshop der ersten Stunde. Die Seite befasst sich mit Ethnobotanik 68 und ist das Baby von Ave. Ave war in seiner Jugend ein begeisterter Tester aller möglichen Pflanzen, denen irgendeine Wirkung nachgesagt wurde. (Ein Wunder, dass in Mexiko überhaupt noch Kakteen stehen.) Das verkrafte er heute nicht mehr, sagt er, er ist aber bereit, mir eine Palette an legalen und wirksamen Aphrodisiaka zusammenzustellen.
Prompt kommt ein paar Tage später ein neutrales Paket zu mir nach Hause. Darin sind:
100 Gramm Clavo Huasca, gemahlen
50 Gramm
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