Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
für einen hohen Testosteronspiegel ist, ganz wilde Dinger sind. Vermutlich hat es sich deswegen nie richtig als Aphrodisiakum für Frauen etablieren können. Wir tendieren ja eher dazu, die Schnäuzer zu entfernen. Frauen mit dunklen Haaren und Hang zu einem originell großflächigen Haarwuchs liegen sogar manchmal mit Haarbleichcreme auf dem Po im Badezimmer herum. Oder wie ein Exfreund von mir einmal scherzte: »Sei lieb, sonst nehme ich dir den Rasierer weg und geb dich im Zoo ab.«
Männer benutzen Testosteron zum Muskelaufbau. 61 Ja, genau, diese ganzen aufgeblasenen Lackaffen, die mit den Armen ein O bilden müssen, weil sie sie nicht mehr am Körper anlegen können, das sind Testosteronjunkies. Blöd nur, dass sie von zu viel des Guten unter anderem Konzentrationsschwierigkeiten, Wassereinlagerungen, Haupthaarausfall, einen Busen und Hodenatrophie (umgangssprachlich Schrumpfhoden 62 ) bekommen können. Ganz zu schweigen von den psychischen Veränderungen, die ein Nutzer so beschrieb: »Ich wurde großkotzig, laut, übermütig und sehr aggressiv.«
Dazu müssen Sie sich auf dem Schwarzmarkt herumtreiben und unkoschere Geschäfte machen, denn Handel mit anabolen Steroiden ist natürlich verboten. Ich fasse zusammen: Von Testosteron bekommt man einen launischen, dicklichen, glatzköpfigen, großkotzigen und vergesslichen Kriminellen mit Minihoden. 63 Das klingt … nicht gut.
Viel besser klingt das andere Hormon, Oxytocin. Oxytocin macht, dass Müttern die Milch einschießt, wenn sie ihre Kinder schreien hören, und unterstützt ihre emotionale Bindung. Es wird beim Orgasmus ausgeschüttet und ist unter anderem eine Ursache für das wohlige Gefühl danach. Forscher haben herausgefunden, dass unter Einfluss von Oxytocin-Nasenspray die Probanden einer Studie mehr Vertrauen in Spielpartner bei einem Investorenspiel haben, Paare weniger streiten und dass unbändige, polygame Bergwühlmäuse dank Oxytocin zu monogamen Familienmäuschen werden. Liebe, Vertrauen und Treue, das sind Worte, die immer wiederkehren, wenn es um das Hormon geht. Einziger Haken: Es ist rezeptpflichtig. Sie müssten also beim Arzt Ihres Vertrauens glaubhaft eine Geburt vortäuschen, dann bekämen sie eventuell Oxytocin als Wehenmittel. Falls Sie jetzt, wie ich, die grandiose Geschäftsidee haben, das Zeug als Pheromonspray oder Parfüm unter die Leute zu bringen – das gibt es natürlich schon. Auf der Seite www.verolabs.com kann man flaschenweise das Mittelchen Liquid Trust kaufen, das eine nicht näher bestimmte Menge Oxytocin enthält. Die Seite wendet sich auch an Geschäftsmänner, die einen Vertrauensvorschuss brauchen können. Ein Spritzer Liquid Trust nach dem Duschen und schon klappt der Millionendeal. Oder der Autoverkauf. Das ist natürlich, wie mein Cellulitegel und der Boobs Booster , totaler Quatsch. Das Hormon ist schließlich kein Pheromon, Oxytocin geht in Wirklichkeit außerhalb des Gefrierschranks schnell kaputt und ist außerdem sauteuer. Die 29,99 Dollar teure Flasche mit der 100-Prozent-Geld-zurück-Garantie ist vermutlich doch nicht der Grund für eine lang anhaltende, liebevolle Beziehung zu einem Menschen, der bis jetzt »out of your league« war. Das behaupten die echt. Vergessen wir die Hormone, die sind zur Behandlung von Menopausen und Altersimpotenz.
Das ist eigentlich das Problem mit den Lustwässerchen: Die meisten gelten als totale Bringer im Bettbereich, aber nur, weil sie ein Nichtfunktionieren des männlichen Stehvermögens beheben können. 64 Was ja auch lustig ist und für die betreffenden Paare prima, aber wenn man nur so zum Spaß einen Schuss Wollust aus der Dose möchte, braucht man kein Mittel, das einen nervigen Betonständer zaubert, und ich will auch nicht die recht breit gefächerte Palette an Nebenwirkungen abarbeiten. Ohne Not geht man keine Risiken ein. Und die haben sie alle:
Das recht vielversprechende Medikament Apomorphin wurde zur Behandlung von Parkinson-Patienten eingesetzt – und dabei entdeckte man zufällig die stimulierende Wirkung des Mittels. 65 Die daraufhin entwickelten und rezeptpflichtigen Pillen ließ sich der geneigte Herr unter der Zunge zergehen und 20 Minuten später: voilà. Leider konnte es passieren, dass man statt eines mächtigen Phallus einen Ohnmachtsanfall bekam oder sich fürchterlich übergeben musste. Vermutlich waren die Pillen auch deswegen kein so großer Erfolg.
Eine andere Gruppe aphrodisierender Mittelchen, die sich in ihrer Wirkungsweise
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