Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
Catuaba-Rinde (Erythroxylum), geschreddert
50 Gramm Muira-Puama-Wurzel, geschreddert
50 Gramm Damiana Turnera, geschnitten
50 Gramm Eurycoma longifolia »Tongkat Ali«, geschnitzelte Wurzel
Dem Aussehen nach müsste ich alles ins Gewürzfach räumen, Damiana ist meinem Thymian täuschend ähnlich und Catuaba sieht aus wie grober Safran. Der Clavo-Huasca-Puder könnte als Kakaopulver durchgehen, nur »Tongkat Ali«, das geschnitzelte Wurzelluder, sieht aus wie Abfall vom Sägewerk.
»Heute ist ein wunderschöner Tag für ein ...« – ich kreise mit der Hand über den Tütchen und ziehe eins – »... für ein Catuaba-Dings.« Ein regnerischer Samstagmorgen, kurz nach dem Frühstück, eignet sich meiner Meinung nach perfekt für den Startschuss in ein aphrodisierendes Wochenende. L. sitzt mit seinem Laptop im Bett und ist auf der Suche nach einer möglichen Ausrede. Er findet aber keine, nur eine alte Weisheit der Tupi-Indianer:
Zeugt ein Mann bis zum 60. Lebensjahr ein Kind,
war ER es,
geschieht es danach –
war es Catuaba.
Das klingt doch ganz vielversprechend. Der Catuaba-Baum (eine Erythroxylum-Art) ist ein Verwandter der Coca-Pflanze 69 und kommt aus den Regionen des tropischen Regenwalds. Die geschredderte Rinde soll ein Aphrodisiakum für Mann und Frau sein, sie wächst übrigens nach – mein Freund, der Baum, ist also nicht tot. Ein Aufguss aus der Rinde stimuliert das sexuelle Verlangen und stärkt die Libido, die Blutzirkulation wird angeregt, Erektion und sexuelle Erregung werden verstärkt, der Orgasmus wird intensiver, Haut und Genitalien sensibler. Heißt es. Wir werden sehen. Catuaba-Tee enthält außerdem große Mengen Magnesium, Kalzium, Kalium und jede Menge andere langweilige Sachen, die ich wieder vergessen habe. Er ist wohltuend und bekömmlich, wirkt sehr erfrischend und regenerierend und ist in Brasilien eine der beliebtesten Teesorten überhaupt. Dort wird er auch »Liebeszauber« genannt. Hätte man sich ja denken können. Die Brasilianer nu wieder ...
»Hast du gewusst, dass Jean Pütz in einem seiner Hobbythek-Bücher über Catuaba als natürliches Liebesmittel geschrieben hat?«, ruft L. in die Küche. Nein, wusste ich nicht. Ich habe hier ganz andere Sorgen. Der Tee, den ich aus dem Gestrüpp mache 70 ,
sieht sehr, sehr giftig aus: Das ist der roteste Tee der Welt. Frisches Blut sieht so aus. 71
»Ich hab da mal was vorbereitet«, flöte ich und balanciere die zwei Teetassen auf einem Tablett ins Schlafzimmer. L. schiebt die Zeitungen vom Bett und legt den Laptop beiseite. »Prost«, vorsichtig stoßen wir an und nehmen den ersten Schluck. Und der schmeckt recht gut – zumindest nicht schlechter als andere gesunde Tees.
»Sie spüren nach dem Verdauen ein Kribbeln an der Wirbelsäule und innerhalb von einer halben Stunde wirkt es dann«, liest L. aus einer Internetseite vor. Alles klar. Wir mummeln uns in unseren Bademänteln in die Kissen und wenden uns wieder den Zeitungen zu. Nach einer halben Stunde legt L. die Zeitung zur Seite und dreht sich zu mir. Er legt seine Hand auf meine Wange und sieht mir tief in die Augen. »Na, Schöne? Hast du auch keine Lust?« Leider ja. Ich merke gar nichts und gekribbelt hat es auch nicht. »Vielleicht trinken wir einfach noch einen«, schlage ich vor und schlüpfe aus dem Bett. Vielleicht diesmal etwas stärker, denke ich und schütte die halbe Packung ins kochende Wasser.
Insgesamt einen Liter von dem blutroten Tee schütten wir in uns hinein und diesmal zeigt er auch Wirkung: Ich bekomme Durchfall, L. geht joggen.
Am Sonntag darauf ist Muira Puama dran. Muira Puama bedeutet Potenzholz . Juppi, das klingt gut. Es kommt aus? Richtig. Brasilien. Auf der Suche nach einer Zubereitungsart finde ich etwas wirklich Aufregendes, nur L. macht mal wieder den Spielverderber: »Ich reib mir doch nicht den Pimmel mit diesen Sägespänen ein!« Schade.
Die Wurzelspäne werden also gekocht. Zwei Esslöffel, ein halber Liter Wasser, eine Viertelstunde kochen. In der Küche riecht es wie nach einem Sauna-Aufguss. »Hier riecht es wie nach einem Sauna-Aufguss«, sagt L. und nimmt die Tasse Tee entgegen. Pustet, schlürft und macht ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Oh Gott, ist das scheußlich.« Augen zu, Nase zu, ich nehme ein Schlückchen. »Wahnsinn.« Ich muss lachen, so absurd entsetzlich schmeckt das Gebräu. Ich hole den Honig, mit dem man süßen darf, falls einem der Tee zu bitter ist. Wir löffeln panisch Honig in
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