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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
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Lergos gehen und meine Familie aus dem Kerker holen. Und dann gehe ich mit ihnen fort - in den Süden.“
    Arek schwieg. Nach einiger Zeit legte er Sid die Hand schwer auf die Schulter und flüsterte: „Gut, ich werde darüber nachdenken, Sid. Pass auf dich auf.“ Dann kehrte er leise zu den schlafenden Kameraden am Feuer zurück.
     
    Als Sid in der Früh wach wurde, herrschte große Verwirrung unter den Räubern, weil einer ihrer Männer spurlos verschwunden war. Doch nach längerer, erfolgloser Suche brachen die Landstreicher ihr Nachtlager ab und machten sich auf, um Lergos ihren großen Fang zu überbringen. Siri weigerte sich, einen anderen Menschen als Sid auf ihren Rücken zu lassen, und so führte der Anführer sie an einem Strick neben sich her, während Sid zwischen den Räubern Richtung Norden durch die hügelige Landschaft marschierte. Sid war zwar noch an den Händen gefesselt, aber die Augenbinde musste er nicht mehr tragen, da sich die Wegelagerer wieder mit ihren Tüchern vermummt hatten. Natürlich war er überglücklich darüber, dass Arek sich entschlossen hatte, seinem Rat zu folgen. Er wünschte sich von Herzen, dass viele der obdachlosen Dorfbewohner seinem Cousin in das Land im Süden folgen würden. Vielleicht konnte er sie dort eines Tages alle wiedersehen.
     
    Eine neblige, regnerische Woche verging, und die Ansiedlungen, um die die Räuber stets einen weiten Bogen machten, wurden langsam größer. Öfter als nur ein Mal musste sich die Bande vor den Soldaten verstecken, die seit Tagen immer häufiger und zahlreicher durch die Gegend strichen.
    Als schließlich am zehnten Tag um die Mittagszeit in weiter Ferne die ersten Häuser der Stadt auftauchten, in der Lergos seinen Palast errichtet hatte, blieben acht der Landstreicher im Schutz eines kleinen Waldes zurück, während der Anführer Sid über die regendurchweichten Felder auf den Stadtrand zu führte. Noch waren sie nicht weit gekommen, da nahm der kräftige Mann das zerfetzte Leintuch ab, mit dem er sich verhüllt hatte, und steckte es in seine Manteltasche. Neugierig warf Sid ihm einen forschenden Blick zu.
    Der Mann war Ende vierzig, seine dunkelbraunen Haare und der kurze Vollbart begannen schon grau zu werden. Eigentlich besaß er gutmütige Gesichtszüge, aber die vielen Furchen an seiner Stirn erzählten davon, wie ihn das Leben hatte hart werden lassen.
    „Ja, präge dir mein Gesicht nur gut ein, damit du mich später verraten kannst“, sagte der Landstreicher bitter, während er angespannt neben Sid auf die Stadt zu schritt.
    „Ich werde dich nicht verraten“, beteuerte Sid aufrichtig. „Wenn ich nicht dieses Siebte Kind wäre, dann würde ich wohl auch zu euch gehören, genau wie Arek.“
    „ Arek? Du kennst ihn? Dann hat es was mit dir zu tun, dass er so plötzlich verschwunden ist?“
    „Ja, ich habe ihn darum gebeten, mit seiner Familie in den Süden zu gehen“, gab Sid zu. „Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ihr ihn nicht fort lasst, darum ist er heimlich verschwunden.“
    Der Räuber blieb abrupt stehen und hielt Sid am Arm zurück. Seine Augen funkelten zornig. „Was soll er denn im Süden?“, fuhr er ihn aufgebracht an. „Da gibt es nichts zum Überleben. Du hast ihn in den Tod geschickt.“
    „Ich war dort, und ich kenne kein schöneres und sonnigeres Land, jedenfalls nicht für uns Lebende“, erklärte Sid ruhig. „Viele Menschen wohnen dort, und ich kann auch dir und den deinigen nur raten, dorthin zu gehen, denn das Wetter wird sich bei uns nicht so schnell deutlich bessern. Aber es liegt bei dir. Du musst entscheiden, wie du leben willst.“
    Eine Weile blickte der Mann Sid schweigend an. Dann erlosch die keimende Hoffnung in seinen Augen.
    „Ich kann nicht so einfach weg von hier“, meinte er hart. „Aber die Belohnung, die wir für dich bekommen, wird unsere Familien lange am Leben halten.“ Er prüfte Sids Handfesseln und führte ihn dann weiter über die matschigen Wiesen auf die Stadt zu.
    In Sids Herzen flammte eine gewaltige Wut auf, denn er hatte Mitleid mit dem Räuber. Wahrscheinlich war er aus purer Verzweiflung zum Dieb geworden - für seine Familie.
    Lergos und seine Leute hatten Schuld. Schuld an den hohen Abgaben und Schuld an dem schlimmen Wetter, das die Ernte im ganzen Land erbarmungslos zunichte machte. Wie sollte die hungernde Bevölkerung in solchen Zeiten anständig bleiben?
    Immer höher loderte Sids Hass auf den unbarmherzigen Herrscher empor, während er seinem Ziel

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