Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)
und klang sogar ein bisschen beschämt dabei. „Und wir haben gedacht, dass du dich nur irgendwo versteckt hältst. - Glaub mir Sid, wir würden dich gerne freigeben, aber wir brauchen die Belohnung, die Lergos auf dich ausgesetzt hat. Unsere Familien haben nichts mehr zu essen und bald kommt der Winter. Du musst uns verstehen. Wenn wir dich nicht zum König bringen, dann wird es irgendjemand anders tun.“
„Ich verstehe euch“, erwiderte Sid leise. „Ich wollte sowieso zu Lergos. Ihr könnt mich also zu ihm bringen.“
„Du weißt, dass er deine Familie in seinem Kerker gefangen hält?“, fragte der Räuber besorgt.
„Ja, das weiß ich. Ich bin gekommen, um sie zu befreien.“
„Das wird aber nicht so einfach sein“, zweifelte der Anführer. Er kniete sich neben Sid und lockerte seine Hand- und Fußfesseln. Dann stopfte er ihm etwas Weiches unter den Kopf, damit er angenehmer liegen konnte. „Bitte, sei uns nicht böse, aber wir müssen deine Augen verbunden lassen“, sagte er bedauernd. „Keiner von uns kann es sich leisten, erkannt zu werden.“
Er verteilte einige Anweisungen und bald schon brannte neben dem Haselnussgestrüpp ein wärmendes Feuer, um das die Räuber ihr Nachtlager errichteten. Spät am Abend bekam Sid sogar noch etwas von dem Bohneneintopf zu essen, den sich die Männer zubereitet hatten, dann wurde die Wache ausgelost. Bald war es völlig still, nur noch monotones Schnarchen und das leise Knistern der brennenden Äste waren zu hören.
Trotz seiner Fesseln fiel auch Sid nach einer Weile in tiefen Schlaf, denn seine innerliche Anspannung von vorhin war nun vollkommen von ihm gewichen. Er wusste, dass die Männer, die um ihn herum lagen, eigentlich nicht böse waren. Und sie würden ihm sogar dabei helfen, schnellstmöglich zu Lergos zu gelangen.
… Er träumte davon, in einem Sack zu stecken. Verzweifelt versuchte Sid, sich zu befreien, doch sein Gefängnis war so eng, dass er sich nicht bewegen konnte. Durch ein Loch in dem groben Leinenstoff erspähte er die riesige Waage, auf der er lag, und daneben einen Berg von Goldstücken, mit denen sein Gewicht aufgewogen wurde. Gerade, als der König auf ihn zu trat und ihn aus dem Sack ziehen wollte, wachte er abrupt auf. Irgendjemand hatte ihn berührt …
„Wer …“, begann Sid verwirrt, doch da legte sich eine raue Hand über seinen Mund.
„ Schhhh, Sid. Ich bin`s, Arek. Die andern sollen nicht wissen, dass ich mit dir rede.“
Freudig überrascht drehte sich Sid zur Seite. Er versuchte durch seine Augenbinde zu spähen, aber alles war schwarz. Sein Cousin zog langsam die Hand zurück.
„Mensch, Arek“, sagte Sid leise. „Wie kommst du hierher?“
„Ich gehöre zu dieser Gruppe“, flüsterte Arek. „Wir klauen in den Städten - aber nur von den Reichen. Schließlich müssen wir irgendwie überleben. Und sie haben im Überfluss.“ - „Aber jetzt zu dir, Sid. Du darfst nicht in die Stadt zu Lergos gehen. Er wird dich nie wieder frei lassen.“
„Aber ich muss, Arek. Ich will meine Familie befreien.“
„Das wirst du niemals schaffen. Oder denkst du, wenn du Lergos die Gesetze der Welt verrätst, wird er euch alle gehen lassen?“
„Nein, das glaube ich nicht“, erwiderte Sid ernst. „Aber ich bin nicht ohne Macht aus dem Land des ewigen Lebens zurückgekehrt.“
„Was meinst du?“, fragte Arek ehrfürchtig.
„Ich kann Lergos töten - und viele seiner Gefolgsleute“, antwortete Sid. „Ich könnte es sogar jetzt tun, in diesem Augenblick. Aber das muss noch warten. Ich brauche Lergos noch.“ - „Doch es gibt etwas, um das ich dich bitten möchte. Unser Dorf ist völlig zerstört von diesem fürchterlichen Orkan und dem vielen Regen. Geh und suche die verstreuten Dorfbewohner. Nimm sie und deine Familie und führe sie in den Süden.“
„Aber, Sid. Was sollen wir im Süden?“, warf Arek verständnislos ein. „Da gibt es nichts, nur trockene, unfruchtbare Böden.“
„Ich komme von dort und ich versichere dir, dass sich dort ein Land befindet, in dem die Sonne heller scheint, als du es dir vorstellen kannst, und in dem ein König regiert, der sich um sein Volk sorgt.“ - „Vorhin habe ich gesagt, dass ich Macht mitgebracht habe, aber diese Macht reicht nicht aus, um den Nebel hier zu vertreiben. Die einzige Chance auf eine Zukunft liegt hinter unserem Wald.“
„Ich weiß nicht, Sid.“
„Arek, ich kann dich nicht zwingen. Wenn du hier bleiben willst, dann tu das. Ich jedenfalls werde zu
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