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Das siebte Kreuz

Das siebte Kreuz

Titel: Das siebte Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Seghers
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werden sie endlich einen ehrlichen Mann kennenlernen.
     
    Aber er betete immer weiter, Georg möge aus seinem Leben verschwinden, ohne daß der Elli ein Leid geschehe, aber auch, ohne daß man sich da oder dort zu versündigen brauchte.
     
    Vielleicht war das schäbige Männchen, das sich neben ihn auf die Bank setzte, der Nachfolger jenes Steifhütigen, der ihn vorige Woche fast zur Verzweiflung gebracht hatte. Mettenheimer wartete trotzdem gelassen auf die Pförtnersfamilie, die gleich aus der Kirche zurückkommen mußte und ihm das Haus aufschließen sollte. Ein prachtvolles Haus, dachte Mettenheimer, die sich das einmal haben zuerst hinbauen lassen, die haben im Bauch keinen Zorn gehabt. Das weiße, zweistöckige Haus mit seinem niedrigen, leichtgeschweiften Dach und seinem schönen, im selben Winkel geschweiften Portal sah hinter dem ansteigenden, herbstlichen Garten größer aus, als es in Wirklichkeit war. Es hatte außerhalb der Stadt gestanden, bis die Stadt es eingeholt hatte. Seinethalben hatte man der Straße eine leise Biegung gegeben, weil das Haus zu gut war, um abgerissen zu werden. Ein Haus für Liebende, die auf die Dauer ihrer Gefühle ebenso rechneten wie ihrer äußeren Verhältnisse, und schon bei der Hochzeit auf Enkel.
     
    »Ein nettes Häuschen«, sagte das schäbige Männchen. Mettenheimer sah ihn an.»Ein Glück, daß da auch mal ausgekehrt wurde«, sagte das Männchen, »daß da auch mal andere hineinziehen.« – »Sind Sie denn der neue Mieter?« fragte Mettenheimer. »Mein Gott! Ich!« Das Männchen bekam einen Lachkrampf. »Ich bin nämlich der Tapezierer«, sagte Mettenheimer trocken. Das Männchen beguckte ihn mit Ehrfurcht. Da Mettenheimer ganz ungesprächig war, stand es bald auf, machte »Heil Hitler« und hüpfte weg. Das war sicherlich nicht mal ein Spitzel, dachte Mettenheimer. Er wollte aufstehen und nachsehen, ob er etwa die Pförtnersfamilie verpaßt hatte, da kam sein erster Tapezierer Schulz von der Haltestelle. Mettenheimer wunderte sich, daß dieser Schulz am heiligen Sonntag solchen Eifer zeigte.
     
    Aber Schulz hatte gar keine Eile, auf den Bau zu kommen. Er setzte sich neben Mettenheimer auf die Bank in den Sonnenschein. »Ein schöner Herbst, Herr Mettenheimer.« – »Ja.« – »Wird nicht mehr lang dauern. Gestern abend war so ein Abendrot.« – »So.« – »Herr Mettenheimer«, sagte Schulz, »Ihre Tochter Elli, die Sie gestern abgeholt hat –« – Mettenheimer drehte sich jäh herum. Schulz geriet in Verlegenheit. »Was ist mit ihr?« fragte Mettenheimer, aus irgendeinem Grund ärgerlich. »Was soll mit ihr sein? Nichts«, sagte Schulz verwirrt, »sie ist wirklich hübsch. Es wundert einen, daß sie nicht längst schon wieder geheiratet hat.« – Mettenheimers Augen wurden böse. Er sagte: »Das ist ja wohl der Elli ihre Sache.« – »Teilweise«, sagte Schulz, »ist sie denn von dem Heisler geschieden?« Jetzt wurde Mettenheimer zornig. »Das können Sie alles die Elli selbst fragen.« – Der Mensch ist ja wirklich harthörig, dachte Schulz, Er sagte ruhig: »Gewiß, das kann ich. Ich dachte bloß, es war Ihnen lieber, wir beide sprechen uns vorher über den Fall aus.« – »Über welchen Fall denn?« fragte Mettenheimer bestürzt. Schulz seufzte. Er begann in einem anderen Ton: »Ihre Familie, Herr Mettenheimer, kenn ich jetzt schon an die zehn Jahre. Fast so lang ist’s her, daß wir beide zusammen bei derselben Firma arbeiten. Ihre Elli ist ja in früheren Jahren öfters mal auf den Bau gekommen; wie ich sie gestern wiedergesehen hab, da ist mir das durch und durch gegangen.«
     
    Mettenheimer fischte sich seinen Schnurrbart und kaute ihn. Endlich: dachte Schulz. Er fuhr fort: »Ich bin ein Mensch ohne Vorurteil, da ist diese Geschichte mit dem Georg Heisler, davon hat man läuten hören. Nun, ich kenne den Mann ja nicht. Im Vertrauen gesagt, Herr Mettenheimer, ich – ich wünsche ihm sicher von ganzem Herzen, daß es ihm glückt, zu entkommen. Ich sag da bloß, was die anderen denken. Und ihre Elli könnte ja dann sofort auf Verlassen klagen. Und dann ist noch das Kind von dem Heisler da. Ja, ich weiß. Wenn es ein gutartiges Kind ist, nun, dann ist eben schon ein Kind da.«
     
    Mettenheimer sagte leise: »Es ist gutartig.« – »Ja. Ich an Stelle von diesem Heisler würde mir sagen, besser der Schulz sorgt für mein Kind, so eine Art Mensch wie ich, als daß es in die Hände von diesen Banditen gerät und dann selbst noch zu einem Banditen

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