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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Scheusal zu töten, warf Haplo Alfred einen grimmigen Blick zu. »Erwartest du,
daß ich hier stehe und mich umbringen lasse?«
    »Vertrau mir, Haplo!« flehte Alfred. »Mehr habe
ich nie von dir verlangt. Vertrau mir.«
    »Einem Sartan vertrauen!« Sang-drax stieß ein
gräßliches Lachen aus. »Deinem Todfeind sollst du vertrauen! Denen vertrauen,
die dich ins Labyrinth gesperrt haben, die verantwortlich sind für den Tod von
wie vielen Tausenden deines Volkes? Deine Eltern, Haplo, erinnerst du dich an
ihr schreckliches Ende? Die Schreie deiner Mutter. Sie hat lange geschrien,
nicht wahr, bis der Tod sie erlöste. Und du hast es gesehen. Du konntest
sehen, was man ihr angetan hat. Dieser Mann trägt die Verantwortung auch dafür.
Und er bittet dich, ihm zu vertrauen…«
    Haplo schloß die Augen. Sein Kopf schmerzte, er
fühlte Blut an seinen Händen kleben. Er war der kleine Junge, der in den
Büschen kauerte, benommen von dem Schlag, den sein Vater ihm versetzt hatte, um
ihn zu betäuben, damit er im Dickicht unentdeckt blieb, während seine Eltern
ihre Verfolger auf ihre Fährte lockten. Doch sie waren nicht weit gekommen, und
ihr Sohn erwachte nach kurzer Zeit.
    Als er begriff, was geschah, verstummte sein
ängstliches Weinen, das Grauen schnürte ihm die Kehle zu. Das Grauen und der
Haß, Haß auf die Schuldigen…
    Haplo umklammerte den Schwertgriff und wartete
darauf, daß der rote Schleier vor seinen Augen sich hob, damit er den Feind
sehen konnte – und hätte die Waffe beinahe fallen gelassen, als eine feuchte
Zunge über seine Hand schleckte. Ein tröstendes Winseln, eine Pfote berührte
sein Knie…
    Haplo neigte sich zur Seite und kraulte die
seidigen Ohren. Der Hund schmiegte sich an sein Bein, und er spürte die Wärme
des Tierkörpers, das weiche Fell. Und doch überraschte es ihn nicht
festzustellen, als er die Augen öffnete, daß kein Hund neben ihm stand.
    Haplo warf das Schwert auf den Boden.
    Sang-drax lachte verächtlich und schickte sich
an, auf den hilflosen Patryn niederzustoßen, ihn zu zerschmettern. Doch in
ihrem Übereifer verrechnete sich die Schlange. Sie wurde zu groß, bäumte sich
zu hoch auf. Der riesige Schädel brach durch die Marmordeckel des Sanktuariums.
    Die in den Marmor gemeißelten Runen flackerten
und zischten, blaue und rote Funkengarben sprühten. Sangdrax kreischte
schrill, wand und drehte sich, um dem feurigen Regen zu entgehen, doch er vermochte
sich nicht aus dem gezackten Loch zu befreien. Risse in der Decke vergrößerten
sich, liefen an den Wänden hinunter.
    Das Sanktuarium – das Siebte Tor – stürzte ein,
und es gab nur einen Fluchtweg: das Todestor.
    Haplo wagte einen Schritt. Der Reptilschwanz
peitschte durch den Raum. Selbst im Todeskampf war die Schlange darauf aus,
ihn zu töten.
    Der Patryn warf sich zur Seite, dennoch traf ihn
der Hieb an der linken Schulter, in der schon der Schmerz von der
aufgebrochenen Herzrune tobte. Er rang nach Luft und kämpfte gegen die schwarze
Woge der Bewußtlosigkeit, die über ihn hinwegflutete.
    Mühsam stemmte er sich hoch und stellte zu
seiner eigenen Verwunderung fest, daß er das Schwert wieder in der Hand hielt.
    »Versuch mich zu töten!« hetzte die Schlange.
»Ich bin dein Feind! Töte mich!«
    Haplo hob das Schwert über den Kopf und ließ es
auf den Runentisch niedersausen. Die Klinge brach mittendurch. Der Patryn
zeigte der Schlange das nutzlose Heft, dann warf er es weg.
    Sang-drax setzte alle Kräfte ein, um sich zu
befreien, aber die Magie des Siebten Tores hielt ihn gefangen. Blaue Flammen
tanzten über den schleimigen Körper. Wieder peitschte der Schwanz in
ohnmächtiger Wut durch den Raum und traf den Tisch, auf dessen Platte blutend
und betäubt Alfred lag. Doch es waren die Todeszuckungen der Schlange. Von
gräßlichen Schmerzen gepeinigt, stemmte sie sich in einem letzten Aufbegehren
gegen die magischen Kräfte, die sie festhielten. Die Decke zerbarst, eins der
Trümmerstücke, die herabfielen, verfehlte Alfred nur um Haaresbreite. Ein
anderer Brocken landete auf dem sich nur noch schwach bewegenden Schwanz der
Schlange, und ein Holzbalken, der auf den Tisch stürzte, brach die Platte in
zwei gleich große Hälften.
    Haplo stolperte mit eingezogenem Kopf durch den
herabregnenden Schutt und Grus, bis er Alfred erreichte. Er packte aufs
Geratewohl den erstbesten Teil des Sartan, den er zu fassen bekam – den Kragen
seines alten Samtrocks –,

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