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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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vor dem
ich mich immer gefürchtet habe, dachte Alfred. Der Augenblick, dem
auszuweichen ich mich ein ganzes Leben lang bemüht habe. Alles hängt von mir
ab.
    Er schloß die Augen und visualisierte das
Spektrum der Möglichkeiten. Zum Greifen nah, es war zum Greifen nah. Mit
bebender Stimme begann er, die Runen zu singen. Seine Hand berührte die Tür. Er
schob…
    Stemmte sich dagegen. Mit aller Kraft.
    Die Tür bewegte sich nicht.
    Beunruhigt schlug Alfred die Augen auf. Was
immer er getan hatte, wenigstens war ihre Talfahrt langsamer geworden, aber das
Todestor stand immer noch offen, und das Universum ergoß sich hinein wie in
einen Trichter.
    »Haplo! Du mußt mir helfen!«
    »Bist du verrückt? Patryn- und Sartanmagie
vertragen sich nicht!«
    »Woher weißt du das so genau?« Alfred klammerte
sich an diesen Strohhalm. »Nur weil es noch nie versucht worden ist,
jedenfalls soweit uns bekannt. Aber vielleicht hat doch irgendwer irgendwann in
der Vergangenheit…«
    »Schon gut, schon gut! Das Todestor schließen,
darum geht es? Das ist die Absicht?«
    »Du mußt dich darauf konzentrieren!« rief
Alfred. Die Atempause war vorbei, es ging wieder schneller abwärts.
    Haplo sprach die Runen, Alfred sang. Sigel
flackerten in der Mitte des geneigten Korridors, ähnlich und doch mit
entmutigend deutlichen Unterschieden. Die beiden Runengefüge hingen in großem
Abstand voneinander in der Luft und verbreiteten einen fahlen, unsteten
Schimmer, der nahe daran war zu erlöschen. Alfred betrachtete sie
niedergeschlagen.
    »Nun ja, wir haben es versucht…«
    Haplo fluchte. »Ich denke nicht daran,
aufzugeben. Streng dich an! Sing, verdammt noch mal! Sing!«
    Alfred holte tief Luft und gehorchte. Zu seinem
Erstaunen fiel Haplo ein. Der Bariton des Patryn stützte und verstärkte
Alfreds lyrischen Tenor.
    Alfred wurde warm ums Herz, er sang lauter und
mit mehr Überzeugung. Haplo kannte die Melodie nicht, bemühte sich aber, die
Töne so genau wie möglich zu treffen, und hoffte, daß Lautstärke und guter
Wille den Mangel an Musikalität wettmachten.
    Die Sigel leuchteten heller, bewegten sich
aufeinander zu, und bald erkannte Alfred, daß die Unterschiede in den Gefügen
dafür vorgesehen waren, sich gegenseitig zu ergänzen, nicht anders als Schloß
und Schlüssel.
    Eine gleißende Helligkeit, greller als das
weißglühende Herz der vier Sonnen Pryans, stach Alfred wie mit Nadeln in die
Augen. Er kniff die Lider zu, aber das Licht drang hindurch, ein blendendes
Feuerwerk, das in seinem Kopf explodierte.
    Wie aus weiter Ferne hörte er ein gedämpftes Geräusch,
als würde eine Tür zugeschlagen. Und dann war es dunkel. Er schwebte, leicht
und gemächlich; eine Flaumfeder, von sanfter Dünung gewiegt.
    »Ich glaube, es hat funktioniert«, sagte er zu
sich selbst.
    Und fand, daß er nun sterben konnte, ohne das Gefühl,
sich entschuldigen zu müssen.
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Kapitel 35
Das Labyrinth
    Haplo war verwundet und am Ende seiner Kräfte.
Nach stundenlanger Flucht – mehrmals in die Enge getrieben, war er gezwungen
gewesen, sich zum Kampf zu stellen hatte er seine Verfolger endlich abschütteln
können. Jetzt brauchte er Ruhe und etwas Zeit, um sich zu heilen. Doch er war
allein im Labyrinth. Sich hinzulegen und zu schlafen bedeutete, sich hinzulegen
und zu sterben.
    Allein. Seine Eltern hatten ihm einen
prophetischen Namen gegeben. Haplo: einsam, allein.
    Eine leise Stimme sagte: »Du bist nicht allein.«
    Er hob den trüben Blick: »Marit?« Das konnte nur
eine Halluzination sein, hervorgerufen durch Schmerzen, Verzweiflung und
quälende Sehnsucht.
    Hilfreiche Arme, warm und kräftig, legten sich
um seine Schultern, stützten ihn. Dankbar ließ er sich führen. Sie bettete
seinen schmerzenden Körper auf ein Lager aus Laub. Er schaute sie an, als sie
neben ihm niederkniete.
    »Ich habe dich gesucht«, flüsterte er.
    »Du hast mich gefunden.« Sie lächelte und legte
die Hand auf seine blutende Herzrune. Ihre Berührung linderte den Schmerz. Ihm
war, als würde ein Schleier vor seinen Augen weggezogen, und er konnte Marit
deutlich sehen.
    »Die Wunde wird nie ganz heilen, fürchte ich«,
meinte sie.
    Er streckte die Hand aus und strich ihr das Haar
aus der Stirn. Das Sigel auf ihrer Haut, Xars Sigel, verblaßte allmählich.
Aber auch das würde nie ganz heilen. Sie zuckte bei seiner Berührung zusammen,
aber das Lächeln verschwand nicht aus ihrem Gesicht. Statt zu sprechen,

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