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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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in den roten Augen
glomm Siegesgewißheit.
    Haplos einzige Waffe war der blutige Dolch. Er
lag ihm gut in der Hand, aber die kurze Klinge vermochte der zähen, durch Magie
gehärteten Haut der Kreatur kaum so viel Schaden zuzufügen wie ein Mückenstich.
    Der Patryn umklammerte die Waffe und hielt sich
bereit. Die Tätowierungen an seinem Körper strahlten hell. Er rechnete damit,
daß die Schlange es eilig haben würde, sich den lästigen Wicht vom Hals zu
schaffen, doch vor seinen Augen begann der monströse Reptilkörper seine Form
zu verändern und zu schrumpfen, bis innerhalb von Sekundenbruchteilen ein
Elfenfürst in dem Gemach stand.
    Sang-drax schenkte Haplo ein falsches Lächeln
und schob sich unauffällig näher an ihn heran.
    »Keinen Schritt weiter!« Haplo zückte den Dolch.
    Sang-drax blieb stehen. Ein Ausdruck
schmerzlicher Gekränktheit breitete sich über seine Züge.
    »So dankst du mir, Haplo?« Mit der schlanken,
anmutigen Elfenhand deutete er auf Xar. »Wäre ich nicht gewesen, hätte er dir
das Leben genommen.«
    Haplo warf einen kurzen Blick auf Xar und
schaute sogleich wieder Sang-drax an, der den winzigen Moment der
Unaufmerksamkeit genutzt hatte, um sich wieder an den Patryn heranzuschleichen.
    »Du hast meinen Lehnsherrn getötet«, sagte Haplo
finster.
    Sang-drax lachte ungläubig. »Lehnsherr! Ich habe
den Mann getötet, der Gram befahl, dich durch den Assassinen meuchlings
ermorden zu lassen. Den Mann, der die Frau verführte, die du liebst, und ihr
dann den Auftrag gab, dich zu liquidieren. Den Mann, der dich zu dem trostlosen
Dasein eines Untoten verurteilen wollte. Ein schöner Lehnsherr!«
    »Wenn mein Gebieter das Leben zurückforderte,
das ich ihm verdanke, war er im Recht«, entgegnete Haplo kalt. »Du vergeudest
meine Zeit. Was immer du mit mir vorhast, bringen wir es hinter uns.«
    Er fragte sich, wo Alfred sein mochte. War er
tot?
    Sang-drax mimte den Erstaunten. »Mein lieber
Haplo, ich trage keine Waffe. Ich bin keine Bedrohung für dich. Nein, ich will
dir dienen. Mein Volk will dir dienen. Einst habe ich mich vor dir verneigt und
dich ›Meister‹ genannt. Das tue ich nun wieder.« Die Schlange in Elfengestalt
vollführte einen tiefen Kratzfuß und warf von unten herauf einen verstohlenen
Blick in Haplos Gesicht. »Weißt du, daß die Sartan im Nexus eingetroffen
sind?« fuhr Sang-drax fort. »Ramu hat vor, das Letzte Tor zu verschließen. Ich
kann sie daran hindern. Mein Volk kann sie vernichten. Gib den Befehl, und das
Blut deiner Feinde wird dich ergötzen wie süßer Wein. Dafür bitten wir nur um
eine kleine Gegengabe.«
    »Die wäre?«
    Sang-drax schaute zu den vier Türen, und dabei
glitzerten seine Augen begehrlich. »Vollende den Zauber deines Gebieters. Du
hast die Macht, Haplo. Du bist so stark, wie Xar es gewesen ist. Und ich will
dir gern mit meinen armseligen Kräften zur Seite stehen…«
    Grimmig lächelnd schüttelte Haplo den Kopf.
    »Du weigerst dich?« Auf dem schönen Elfengesicht
malte sich kummervolle Enttäuschung.
    Statt einer Antwort ging Haplo rückwärts – um
die Schlange nicht aus den Augen lassen zu müssen – auf die erste Tür zu, die
nach Arianus führte.
    Sang-drax beobachtete sein Tun argwöhnisch. »Was
hast du vor, Haplo, mein Freund?«
    »Ich schließe die Tür, Sang-drax, mein Freund«,
erwiderte Haplo. »Alle Türen.«
    »Das ist ein Fehler, Haplo.« Die Schlange
zischte leise. »Ein großer Fehler.«
    Haplo blickte auf Arianus hinunter, Welt in den
Lüften. Die Sturmwolken verwehten, Solarus schien. Er konnte Drevlin sehen, die
Metallteile des berühmten Allüberalls blitzten im Sonnenlicht. Vielleicht
blinzelte gerade jetzt Limbeck Schraubendreher kurzsichtig durch seine dicken
Brillengläser und hielt eine Rede, der keiner zuhörte, außer Jarre. Und eines
Tages möglicherweise eine Schar kleiner Limbecks, die mit ihrem ›Warum‹ eine
Welt verändern würden.
    Haplo lächelte, sagte Lebwohl und schloß die
Tür.
    Wieder zischte die Schlange ärgerlich.
    Der Patryn beachtete die Schlange nicht; die
Tatsache, daß es in dem Raum dunkler wurde, verriet ihm, daß die Kreatur
erneut ihre Gestalt änderte.
    Die nächste Tür – Pryan, Welt des Feuers.
Blendendes Sonnenlicht, doppelt hell im Kontrast zu den tiefer werdenden
Schatten, die ihn bedrängten. Winzige silberne Sterne glitzerten wie Edelsteine
im grünen Flor des Dschungels – die Zitadellen, zum Leben erwacht, sandten

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