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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Haare gerauft.
    Er kniete neben Marit nieder. Sie schlief so
tief und so friedlich, daß es ihm wie ein Verbrechen vorkam, sie zu wecken. Als
er ihr Gesicht betrachtete, dessen gelöste Ruhe kein Schatten trübte, mußte er
schuldbewußt an ein anderes denken, das von Hugh Mordhand; befreit von Bürde
und Schmerz des Lebens, geborgen im Tod – bis eine vermessene Hand ihn
zurückriß…
    Alfred wurde die Kehle eng. Er räusperte sich,
und von dem Geräusch wachte Marit auf.
    In der harten Schule des Labyrinths lernen die
Patryn, im Bruchteil einer Sekunde hellwach zu sein. Bevor Alfred begriff, was
geschah, war Marit in die Höhe gefahren und tastete nach ihrer Waffe.
    »Alles in Ordnung«, beeilte er sich, sie zu
beruhigen. »Es ist nichts.«
    Sie blinzelte und strich sich das Haar aus dem
Gesicht. Wieder sah Alfred das Mal auf ihrer Stirn und seufzte verhalten. Er
hatte nicht mehr daran gedacht, daß Xar über jeden ihrer Schritte Bescheid
wußte. Ob er ihr sagen sollte, daß sie – wieder einmal – als Spionin
mißbraucht wurde?
    »Was hast du?« fragte Marit befremdet. »Weshalb
starrst du mich an?«
    »Du siehst… viel besser aus«, brachte Alfred
verlegen heraus.
    »Dank deiner Hilfe.« Sie lächelte und schaute
sich in der Höhle um. Sobald ihre kampfbereite Haltung sich entspannte, konnte
man merken, daß der kurze Schlaf ihr geholfen hatte, sich etwas zu erholen,
aber sie war immer noch nicht wieder bei Kräften. »Was hat die Aufregung zu
bedeuten?«
    »Kleitus will das Schiff stehlen«, erklärte
Alfred.
    »Mein Schiff!« Marit sprang auf, zu hastig. Sie
taumelte und wäre beinahe hingefallen.
    »Ich werde versuchen, ihn aufzuhalten.« Auch
Alfred erhob sich.
    »Und wer hält die auf?« fragte sie und
deutete mit einer weitausholenden Armbewegung auf die Sartan in der Höhle.
»Sie packen zusammen, um Abarrach zu verlassen. Auf meinem Schiff!«
    Alfred fiel keine Erwiderung ein. Er zwinkerte
wie ein erschreckter Uhu und stotterte etwas Unverständliches.
    Marit legte den Schwertgurt um. »Ich verstehe.«
Ihre Stimme klirrte vor Kälte. »Wie konnte ich das nur vergessen. Sie sind
dein Volk. Natürlich bist du glücklich, ihnen zur Flucht verhelfen zu können.«
    »Sei still«, warnte Haplo.
    Alfred kniff die Lippen zusammen, damit ihm kein
Wort entschlüpfte. Allerdings, auch wenn er gewollt hätte, hätte er Marit keine
Geheimnis ausplaudern können. Er wußte nicht, was Haplo ausheckte. Seine undankbare
Rolle bestand darin, schlecht und recht die Klippen zu umschiffen und zu
hoffen, daß er nicht sein Stichwort verpaßte.
    Baltasars Sartan hatten sich zu einer kleinen
Armee zusammengeschart, die einen kaum lebendigeren Eindruck machte als die
Armee der Toten, gegen die sie zu Felde zogen. Mit einem Ausdruck von
feierlichem Ernst auf den hageren, blassen Gesichtern marschierten sie langsam,
aber entschlossen zum Höhlenausgang. Alfred bewunderte sie. Er hätte um sie
weinen können. Und dennoch, wenn er sie anschaute, erkannte er in ihnen den
Keim zukünftigen Unheils, der mit ihnen in die anderen Welten gelangte, um
dort zu wurzeln und giftige Frucht zu tragen.
    Nachdem sie die Salfag-Grotten verlassen hatten,
zogen die Sartan auf der teilweise verschütteten Straße nach Glückshafen.
Baltasar hatte mit für ihn charakteristischer Voraussicht dafür gesorgt, daß
die jungen, wehrfähigen Sartan größere Rationen bekamen, um sie bei Kräften zu
halten. Diese wenigen waren in einigermaßen guter Verfassung und hatten die
Vorhut übernommen.
    Doch überwiegend war es eine bejammernswerte Prozession,
die sich am Ufer des Lavaozeans entlangschleppte, um den Kampf gegen die
Untoten aufzunehmen, die keine Schmerzen, keine Erschöpfung spürten, und die
nicht sterben konnten.
    Alfred, Marit und der Hund folgten als Nachhut.
Alfreds Gedanken waren so von dem Zauber in Anspruch genommen, mit dem er
Kleitus vernichten sollte – ein Zauber, den anzuwenden ihm nie und nimmer in
den Sinn gekommen wäre –, daß er dem Weg keine Beachtung schenkte. Er lief
gegen Felsen und stolperte entweder über die Füße seiner Begleiter oder über
seine eigenen.
    Seine Geistesabwesenheit hielt den Hund in Atem,
der seinen Schützling ständig vor größeren und kleineren Unfällen bewahren
mußte, bis nach kurzer Zeit selbst dieses treue, geduldige Tier seine
Gereiztheit nicht mehr verhehlen konnte. Ein Schnappen oder Knurren warnte Alfred
vor einem brodelnden

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