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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Fratze so nah vor seinem Gesicht nicht
sehen zu müssen.
    Alfred schloß den Kreis und tastete nach
Kleitus’ gepeinigter Seele, um sie in sich aufzunehmen und zu befreien.
    »Nein!« geiferte der Lazar. »Deine Seele wird
mir gehören!«
    Zu seinem fassungslosen Entsetzen spürte Alfred
plötzlich körperlose Hände, die in seinem Verstand, seinem Bewußtsein wühlten.
Er zuckte zurück und war gezwungen, Kleitus freizugeben, weil er all seine
Kraft benötigte, um sich zu verteidigen. Es war ein ungleicher Kampf, den er
nicht gewinnen konnte, weil er zu viel zu verlieren hatte. Kleitus hingegen
fürchtete nichts, keinen Verlust und nicht den Tod.
    Hinter ihm wurde Getöse laut. Der Hund bellte wütend,
Marit bemühte sich, Kleitus von seinem Opfer loszureißen, Baltasar schleuderte
kraftlose Bannflüche gegen den Lazar.
    Doch ihre Anstrengungen fruchteten nichts. Die
Auseinandersetzung fand auf einer metaphysischen Ebene statt, wo diese kleinen
Sterblichen sich nur wie Insekten bemerkbar machten, die irgendwo weit weg
herumsummten. Kleitus’ Leichenhände vernichteten Alfreds Selbst so
unwiderruflich, als zerfetzten sie sein Fleisch.
    Alfred wehrte sich, kämpfte und wußte, er
unterlag.
    Dann plötzlich blendete ihn eine gewaltige Explosion
von Runenmagie. Eine gleißende Feuerkugel zerbarst zwischen ihm und seinem
Gegner. Kleitus taumelte zurück, der tote Mund klaffte weit, er schrie. Die
Hände des Wiedergängers gaben Alfreds Seele frei, und er stürzte in einem Regen
glitzernder Runen auf den Pier.
    Alfred, halb betäubt auf dem Rücken liegend,
blickte nach oben und sah verschwommen einen weißgekleideten Sartan über sich
gebeugt stehen.
    »Samah«, flüsterte er.
    »Ich bin nicht Samah. Ich bin Samahs Sohn,
Ramu«, berichtigte ihn der Fremde. Seine Stimme war kalt und schneidend wie die
weiße Glut seiner Magie. »Du bist Alfred Montbank. Was war das für eine
Schreckensgestalt?«
    Benommen und verstört setzte Alfred sich auf und
hielt nach Kleitus Ausschau, aber der Lazar war verschwunden.
    Vernichtet? Nicht sehr wahrscheinlich.
    Vertrieben, geflohen? Um zu warten. Auf andere
Schiffe. Das Todestor würde immer offenstehen…
    Alfred fröstelte. Marit kniete sich hin und
legte ihm den Arm um die Schultern. Der Hund, der nicht die besten Erinnerungen
an Ramu hatte, stellte sich schützend vor sie.
    Andere weißgekleidete Sartan näherten sich auf
dem Pier. Über ihnen schwebte ein riesiges Schiff, dessen blauer Runenschild in
Abarrachs glutroter Düsternis hell strahlte.
    »Wer ist dieser Sartan? Was will er hier?«
erkundigte sich Marit unverhohlen feindselig und lenkte damit Ramus Blick auf
sich. Er musterte die pulsierenden blauen Tätowierungen an ihrem Körper.
    »Ich sehe, wir kommen zur rechten Zeit. Die Warnung,
die wir erhielten, war berechtigt.«
    Alfred sah ihn verwirrt an. »Was für eine
Warnung? Weshalb seid ihr gekommen? Aus welchem Grund habt ihr Chelestra
verlassen?«
    Ramu wandte ihm das scharfgezeichnete,
hochmütige Gesicht zu. »Man hat uns gewarnt, die Patryn wären aus ihrem
Gefängnis ausgebrochen und führten einen Angriff gegen das Letzte Tor. Wir sind
auf dem Weg ins Labyrinth, um die Gefangenen in ihren Pferch zurückzutreiben.
Wir werden das Letzte Tor schließen. Wir werden dafür sorgen, daß es keinem
unserer Feinde jemals wieder gelingt zu entkommen.«
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Kapitel 20
Glückshafen,
Abarrach
    Am gegenüberliegenden Ufer des Magmaozeans sah
Xar, Fürst des Nexus, seine sorgsam ausgeklügelten Pläne im Chaos wie
Gesteinstrümmer im Mahlstrom des Feuerteichs versinken.
    Das Sartanschiff – aus dem Nichts hatte es sich
in einer Aura schimmernder blauer Runen über dem Feuermeer materialisiert.
Lang und schnittig, mit schwanengleich geschwungenem Bug, schwebte es über der
flüssigen Lava, ohne sie zu berühren. Die Besatzung warf Leitern aus Magie
über die Bordwand, Runengefüge, auf denen sie zum Pier hinuntergelangten.
    Xar vernahm Ramus Worte durch Marits Ohren, so
deutlich, als stünde er neben ihr. Wir werden das Letzte Tor schließen. Wir
werden dafür sorgen, daß es keinem unserer Feinde jemals wieder gelingt zu
entkommen.
    Auch die Patryn an Bord ihres Eisenschiffes
erblickten den fremden Segler. Einige von ihnen hasteten den steilen Bergpfad
hinauf, um sich mit ihrem Fürsten zu beraten.
    Regungslos wie eine Statue stand Xar auf der
Felskanzel. Die herbeigeeilten Patryn prallten gegen die Mauer seines eisigen

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