Das siebte Tor
ihres eigenen
Schiffes. Dort werden wir auch unsere Vettern aus Abarrach unterbringen, damit
sie diese Welt verlassen können.«
Die Sartan kreisten Marit ein. Sie schenkte
ihnen keine Beachtung, sondern hielt den Blick auf Ramu gerichtet.
»Einige von euch begleiten mich«, fuhr er fort.
»Wir werden auch noch den Rest des Runengefüges aufbrechen.«
Marit konnte nicht hoffen, durch Widerstand
etwas zu erreichen. Sie litt unter der Wirkung des Gifts und hatte ihre Kräfte
noch nicht wiedergewonnen. Trotzdem war sie entschlossen, Ramu nicht
davonkommen zu lassen.
Der Zorn auf diesen aalglatten, selbstgerechten
Sartan, der so gelassen ihr Volk zu weiteren Qualen verurteilte, während es ums
Überleben kämpfte, brachte sie fast um den Verstand.
Sie wollte ihn töten, auch wenn es sie das Leben
kostete, denn seine Gefolgsleute würden nicht zögern, ihn zu rächen.
Das ist nicht mehr wichtig, dachte sie. Ich habe
Haplo verloren. Das Siebte Tor war eine trügerische Hoffnung, wir werden uns
nicht lebend wiedersehen. Aber was er sich gewünscht hat, soll in Erfüllung
gehen, daß unser Volk in Freiheit leben kann. Dieser Sartan wird das Labyrinth
nicht erreichen.
Die Beschwörung, zu der Marit sich anschickte,
war mächtig, todbringend und würde Ramu treffen wie ein Blitz aus heiterem
Himmel.
Der Narr hatte ihr den Rücken zugewandt.
Ramu, der nie zuvor gegen Patryn gekämpft hatte
und sie nur aus Büchern und den Erzählungen älterer Sartan’ kannte, wäre nie
auf den Gedanken gekommen, daß Marit bereit sein könnte, ihr eigenes Leben zu
opfern, um ihn zu töten.
Doch Alfred wußte, noch bevor Haplos Stimme ihn
warnte, was Marit im Sinn hatte.
»Ich halte sie auf«, sagte Haplo. »Du kümmerst
dich um Ramu.«
Alfred, der den Schock seines beinahe
verhängnisvollen Zusammentreffens mit dem Lazar noch nicht überwunden hatte
und am ganzen Leib zitterte, versuchte, sich auf seine Magie zu besinnen.
Benommen warf er einen Blick auf die Vielfalt der Möglichkeiten, aber sie waren
so verworren und chaotisch, daß er sie nicht auseinanderzuklauben vermochte.
Panik ergriff ihn. Marit würde sterben. Schon sprach sie die Runen, er sah, wie
ihre Lippen sich stumm bewegten. Ramu ging den Pier hinunter zum Hafen, aber er
konnte nicht schnell und nicht weit genug gehen, um ihr zu entkommen. Der Hund
spannte die Muskeln für einen gewaltigen Satz.
Das brachte Alfred auf die rettende Idee. Auch
er sammelte seine bescheidenen Kräfte…
Der Hund sprang Marit an.
Und mit wild rudernden Armen und Beinen stürzte
sich Alfred auf Ramu.
Der Hund prallte gegen Marits schützende Aura.
Runen knisterten und flackerten. Schmerzgepeinigt jaulte das Tier auf und fiel
leblos auf den hölzernen Steg.
Marit schrie verzweifelt auf. Die Worte des
Zaubers, ihre Konzentration, ihre Entschlossenheit zerstoben. Sie sank neben
dem Hund nieder, nahm seinen Kopf auf den Schoß und beugte sich darüber.
Alfred sprang Ramu auf den Rücken und stürzte
mit ihm zu Boden.
Einen Augenblick lang herrschte heillose
Verwirrung.
Der Archont schlug der Länge nach hin. Einen
furchtbaren Moment lang konnte er nicht atmen, Funken sprühten vor seinen
Augen, ein schweres Gewicht drückte ihn nieder und hinderte ihn daran, Luft zu
holen.
Dann war das Gewicht plötzlich verschwunden,
Hände halfen ihm aufzustehen. Ramu fuhr zu seinem Angreifer herum, zorniger,
als er je in seinem Leben gewesen war.
Alfred stammelte Erklärungen, aber Ramu wollte
nichts davon wissen, er schäumte vor Wut. »Verräter! Nehmt ihn auch gefangen,
zusammen mit seiner Patrynfreundin!«
»Nein, Archont«, riefen einige Sartan, die Zeuge
des Vorfalls gewesen waren. »Der Fremde hat Euch das Leben gerettet.«
Ramu starrte sie böse an, diese plötzliche
Reinwaschung paßte ihm nicht ins Konzept.
Die Männer zeigten auf Marit, die auf dem Pier
saß und den Hund in den Armen hielt. Die eintätowierten Runen an ihrem Körper
glommen nur noch schwach.
»Die Patrynfrau wollte Euch angreifen«, erklärte
einer der Sartan. »Er hat sich zwischen sie und Euch geworfen und Euch mit
seinem Körper geschützt. Hätte sie den Zauber vollendet, hätte sie ihn getötet,
statt Eurer.«
Ramu richtete seinen durchdringenden Blick auf
Alfred, der aufgehört hatte zu brabbeln. Er sah weder schuldig noch unschuldig
aus, nur außerordentlich töricht und verwirrt. Hinter dieser einfältigen
Fassade verbargen sich geheime
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