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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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hatte seine aufgerissenen Hände und blutigen Knie mit Heilsalben bestrichen und ein paar Zaubersprüche gemurmelt, die die Heilung beschleunigen sollten. In der Tat verspürte Tenan schon jetzt ein wenig Linderung. Es war das erste Mal, dass er die Nützlichkeit der Kleinen Magie so deutlich am eigenen Leib erfuhr. Insgeheim nahm er sich vor, dieser Kunst in Zukunft etwas größeres Interesse zu schenken. Doch im Augenblick galt seine ganze Aufmerksamkeit dem Kristall, den er Osyn sofort bei seiner Rückkehr gezeigt hatte. Eben hatte er seinen Bericht über die aufregenden Ereignisse des Tages beendet.
    »Es ist schon einige Zeit her, dass ich einen Stein wie diesengesehen habe, sehr lange Zeit«, murmelte Osyn kaum hörbar und drehte den Kristall im Licht des Feuers. »Ich wünschte mir, er wäre nicht aufgetaucht – jedenfalls nicht auf diese Art und Weise.«
    »Was meint Ihr damit, Meister?«, fragte Tenan.
    Osyn winkte ab. »Schon gut. Meine Kenntnisse der Magie sind beschränkt, aber ich spüre, dass gewaltige Kräfte in diesem Stein gebündelt sind.« Langsam ließ er den Kristall sinken. »Du hast gut daran getan, ihn zu mir zu bringen. Immerhin hättest du ihn auch behalten können, um irgend einen Unsinn damit anzustellen.«
    Tenan schwieg, und es war eine Spur Trotz dabei.
    »Die Geschichte, die du mir eben erzählt hast, ist wirklich beunruhigend. Wie genau sah das Wesen aus, das dir den Stein abnehmen wollte?«
    Tenan beschrieb es ausführlich, während sein Meister mit sorgenvoll gerunzelter Stirn zuhörte.
    Er blickte seinen Studenten der Magie ernst an, als dieser geendet hatte. »Es war einer der Schatten, daran besteht kein Zweifel.«
    Tenan beugte sich gespannt vor. Er sah, dass Osyn bemüht war, seine Besorgnis zu verbergen, aber es gelang ihm nicht vollständig, dafür kannte ihn Tenan zu lange und zu gut. Er spürte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. »Meister, was wisst Ihr über diese Wesen?«
    Osyn rieb sich die breite Nase und räusperte sich, bevor er antwortete. »Nicht so viel, wie ich gern würde, fürchte ich. Soviel mir bekannt ist, leben die Schatten in Zwischenwelten, die dem Menschenreich ähnlich sind. Man nennt diese Bereiche die Grauen Sphären. Dort fristen die Schatten ein Dasein ohne Krankheit und Tod, aber auch ohne Licht und Freude. Es sindWesenheiten, die in alten, längst vergangenen Zeiten eine wichtige Aufgabe und Bestimmung hatten. Sie hielten das Gleichgewicht der Kräfte aufrecht und waren verantwortlich für die Befolgung der magischen Gesetze. Außerdem waren sie Mittler zwischen den Welten und überbrachten Botschaften über große Entfernungen hinweg.« Er deutete auf den Stein. »Kristalle wie dieser hier dienten dazu, die Schattenwesen zu lenken. Man nannte sie die Kristalle von On, und sie waren wichtige magische Hilfsmittel. Nicht jeder konnte ihre Macht nutzen. Nur die Priester und Schamanen aus dem Volk der Enim waren dazu in der Lage.« Er seufzte. »Nun sind die Enim im Strudel der Zeit verschwunden.« Sein Blick schien sich in der Ferne zu verlieren. Das Feuer knisterte und warf tanzende Schatten an die Wände.
    Tenan wartete eine Weile, bevor er fragte: »Was ist mit den Enim geschehen?«
    Osyn zögerte, dann begann er zu erzählen.
    »Vor nicht allzu langer Zeit lebten sie auf einer verborgenen Insel im Narnen-Meer. Sie besaßen große Weisheit und ein tiefes Wissen um die Zusammenhänge der kosmischen Ordnung. Sogar die Erzmagier des Hochkönigs suchten ihren Rat und ihre Hilfe. Aber auch Achest strebte danach, sich ihr Wissen nutzbar zu machen. Verrat führte schließlich dazu, dass die Schergen des Todesfürsten die Insel der Enim ausfindig machten. Fast zwanzig Jahre ist es her, da fielen Gredows in das verborgene Dorf ein. Sie zerstörten oder raubten die Zauberkristalle von On, genau lässt sich das nicht sagen, denn man fand keine Spuren mehr von den Steinen. Und sie töteten gnadenlos alle Bewohner, Frauen, Kinder und die Zauberpriester.« Es schien, als bereitete es Osyn seelische Qual, über die Geschehnisse zu berichten. Er strich mit dem Finger über dieOberfläche des Kristalls. »Wenn meine Vermutung stimmt, dann ist dies hier der Meledos, der mächtigste der Kristalle.« Er hielt den Stein ins Licht, sodass ein schillerndes Farbspiel verschiedener Rottöne entstand. »Siehst du den rötlichen Schimmer in der Mitte? Er hebt sich ein wenig vom übrigen Licht ab und bildet eine Rune.«
    Tenan konnte es deutlich erkennen. Das Licht

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